Patera mit 17 Toten entdeckt

Am Flughafen Los Rodeos auf Teneriffa wurden die drei Überlebenden des Dramas von 3 Rettungs­wagen in Empfang genommen und in das HUC bzw. HUNSC gebracht. Foto EFE

Am Flughafen Los Rodeos auf Teneriffa wurden die drei Überlebenden des Dramas von 3 Rettungs­wagen in Empfang genommen und in das HUC bzw. HUNSC gebracht. Foto EFE

Fernab der Schifffahrtsrouten trieb das Boot mit nur 3 Überlebenden im Atlantik

Kanarische Inseln ­– Eine Maschine der spanischen Luftwaffe, die abseits der gewöhnlichen Migrations- und Schifffahrtsrouten nach verlorenen Booten Ausschau hielt, entdeckte 490 Kilometer südwestlich von El Hierro eine Patera, die antriebslos im Atlantik trieb.
In dem offenen Boot muss sich ein Drama unvorstellbaren Ausmaßes abgespielt haben, denn von den zwanzig Insassen waren nur noch drei am Leben. Die Besatzung des Flugzeugs des Such- und Rettungsdienstes (SAR) konnte die Lage nicht genau klären und meldete zunächst neun Personen. Daraufhin forderte die Seenotrettung einen Hubschrauber mit großer Reichweite des SAR an. Dieser startete von der Basis auf Gran Canaria aus und legte unterwegs eine Zwischenlandung auf El Hierro ein, um voll aufgetankt die größtmögliche Reichweite sicherzustellen.
Die Seenotrettung hatte gleichzeitig alle Schiffe nahe der Position der Patera aufgerufen, zu Hilfe zu kommen, doch das nächste Schiff, der Frachter Lady Doris war zu diesem Zeitpunkt noch fünf Stunden Fahrtzeit von der Patera entfernt.
So kam es, dass der Helikopter das Boot zuerst erreichte. Darin fanden die Retter 17 Leichen vor. Nur drei Menschen, eine Frau und zwei Männer waren noch am Leben. Sie wurden zum Nordflughafen auf Teneriffa gebracht. Einer der Männer befand sich wegen Dehydrierung in äußerst kritischem Zustand. Er und eine weitere Person wurden in das Universitätskrankenhaus HUC in Santa Cruz gebracht, der dritte Überlebende in das Universitätskrankenhaus HUNSC.
Die Lady Doris blieb an der Seite der Patera mit den 17 toten Migranten, um deren Position nicht zu verlieren, bis der Seenotrettungskreuzer Guardamar Talía eintreffen würde, der die Patera nach Los Cristianos auf Teneriffa schleppen sollte.

41 Menschen gerettet

Ein Patrouillenboot der Guardia Civil, die Río Segura, befand sich ebenfalls auf dem Weg zu der Patera mit den 17 toten Migranten, als es auf ein weiteres Boot mit 41 Personen an Bord stieß – darunter drei Kinder und neun Frauen – und Maßnahmen zu deren Rettung veranlasste.

Tote und Vermisste

Der Tod der 17 Migranten stellt die größte bekannt gewordene Tragödie dar, seit im August 2020 rund 200 Kilometer südlich von Gran Canaria ein ähnliches Boot mit 15 Toten darin gefunden wurde. Die Zahl der Berichten zufolge Verschollenen ist jedoch weitaus größer. Nach Angaben der Organisation Caminando Fronteras fehlt von 283 weiteren Personen in fünf Pateras, die im Lauf des vergangenen Monats von Mauretanien aus starteten, jede Spur.

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