Pateras made in Spain


Foto: EFE

Die leistungsstarken Flüchtlingsboote marokkanischer Schleusermafias könnten in Spanien hergestellt werden

Madrid – Seit Dezember hat die Zahl der „Nussschalen“, mit denen Schleusermafias Flüchtlinge von Marokko über das Mittelmeer nach Spanien transportieren, deutlich abgenommen. Stattdessen verwendet die Mafia nun vermehrt moderne, schnellere Schlauchboote mit größerer Kapazität, wie Frontex, die Europäische Agentur für die Grenz- und Küstenüberwachung, bestätigte. Die Tageszeitung El País will in Dokumente der europäischen und nationalen Behörden Einblick erhalten haben, wonach diese modernen Boote „höherer Qualität“, die in kürzerer Zeit größere Strecken zurücklegen können, „scheinbar“ in Spanien hergestellt werden. Demnach würden diese Boote denen ähneln, die üblicherweise auf der Flüchtlingsroute von Libyen nach Italien eingesetzt werden. Außerdem sollen die Schlauchboote von einem einzigen Vertreiber stammen, gab die Zeitung bekannt.

Frontex soll über die vermutliche Herkunft der Schlauchboote Stillschweigen bewahrt, jedoch bei den spanischen Behörden Auskunft erbeten haben. Aus Polizeikreisen heißt es, entsprechende Ermittlungen seien aufgenommen worden.

Der Einsatz der leistungsstarken Schlauchboote ist Teil der Strategie der Schleusermafia, die ein großes Geschäft mit dem Leid der Menschen macht. Die Banden seien bemüht, die immer besser werdenden Kontrollen der Grenzbehörden zu umgehen, indem sie die Routen ändern und die Orte wechseln würden, wo sie ab- bzw. anlegten, so Frontex.

Die meisten der mehr als 64.000 Flüchtlinge, die letztes Jahr über den Seeweg die spanischen Küsten erreichten, stammten aus Marokko. Der Wandel in der Politik und die starken Kontrollen des Mittelmeerraumes haben eine Verlagerung der Flüchtlingsströme bewirkt, die nun weniger Italien und Malta, sondern vielmehr Spanien, Sardinien, Sizilien und die Inseln der östlichen Ägäis ansteuern.

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