Piratenüberfall auf Öltanker


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Ein auf Teneriffa lebender Familienvater gehört zur Besatzung

Am frühen Morgen des 15. September wurde der Öltanker „Mattheos I“ vor der westafrikanischen Küste von Piraten angegriffen.

Zu der 23 Mann starken Besatzung gehören fünf Spanier; bei dem ersten Offizier handelt es sich um Manuel Bilbao Baudot, einem auf Teneriffa lebenden Familienvater.

Der fast 200 m lange und 27.500 BRT schwere, unter der Flagge Zyperns fahrende aber der spanischen Reederei Consultores de Navegación gehörende Öltanker hatte in Rotterdam Diesel gebunkert und befand sich am Morgen des 15. September im Golf von Guinea, ca. 50 Seemeilen vor den Küsten von Togo und Benin. Es wurde gerade ein Teil der Ladung auf ein norwegisches Schiff überführt, als die Piraten angriffen. Während sich die Besatzung des norwegischen Schiffes im Maschinenraum verschanzte, konnten die Piraten die „Mattheos I“ in ihre Gewalt bringen. Dann brach die Verbindung zu dem Öltanker ab.

Laut einer Tageszeitung informierte die Reederei Consultores de Navegación am Mittag die Familienangehörigen der fünf spanischen Besatzungsmitglieder, darunter auch die Ehefrau von Manuel Bilbao Baudot, dessen Zwillinge am selben Tag ein Jahr alt wurden.

Das Außenministerium setzte sofort alle Hebel in Bewegung. Es wurde mit verschiedenen afrikanischen Staaten Verbindung aufgenommen und sowohl die spanische als auch die nigerianische und die beninische Marine nahmen die Suche nach dem verschollenen Schiff auf. Auch die französische Fregatte „Germinal“ mit 94 Mann Besatzung, die bei Togos Hauptstadt Lomé vor Anker lag mit der Mission, die Piraten vor der afrikanischen Küste zu bekämpfen, wurde ausgeschickt. Bei Redaktionsschluss – mehr als fünf Tage nach dem Überfall – gab es noch keine Spur von der „Mattheos I“. Weder war der Tanker gefunden worden noch hatte man eine Nachricht von den Piraten erhalten.

Das Außenministerium und die Reederei gingen von Anfang an davon aus, dass es sich um einen Raub und nicht um eine Entführung handelt, die Piraten es also auf die Ladung und nicht auf eine Lösegeldzahlung abgesehen haben, wie bei den letzten Überfällen im Golf von Guinea der Fall. Das typische Vorgehen der Piraten besteht darin, das geenterte Schiff gen Süden zu bringen, wo sie sich sicherer fühlen, und dort die Ladung zu überführen. Bei den modernen Öltankern, die im Regelfall große Mengen Kraftstoff geladen haben, kann dies einige Tage andauern. Doch normalerweise werden danach Schiff und die Besatzungsmitglieder unverletzt wieder freigelassen. Die Angst der Angehörigen wächst täglich, doch die Vermutungen von Außenministerium und Reederei lassen darauf hoffen, dass alle wohlbehalten nach Hause kommen.

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