Pläne für Oktopus-Farm schreiten voran

Im November 2021 eröffnete Nueva Pescanova in O Grove in der galicischen Provinz Pontevedra das „Pescanova Biomarine Center“, dem in Spanien die führende Forscherrolle im Bereich Aquakultur zugeschrieben wird. Zu der Forschungseinrichtung in O Grove gehört auch ein Museum, in dem die Entwicklung der Aquakultur, die Vorzüge der sogenannten Meeresfarmen und deren Zukunft mit neuen Technologien beschrieben werden. Ein weiterer Bereich des Museums ist den marinen Ökosystemen gewidmet und soll bei den Besuchern das Bewusstsein für deren Schutz wecken. Foto: NUEVA PESCANOVA

Der Fischereikonzern Nueva Pescanova nimmt eine neue Hürde im Genehmigungsverfahren für die Anlage in Las Palmas

Gran Canaria – Las Palmas de Gran Canaria wird allem Anschein nach tatsächlich Standort der ersten Oktopus-Farm der Welt. Der spanische Fischereikonzern Nueva Pescanova ist auf dem besten Weg, seine Pläne zu verwirklichen und hat kürzlich eine neue Hürde im diesbezüglichen Genehmigungsverfahren genommen. Die kanarische Regierung hat über die Generaldirektion für Umwelt und Bekämpfung des Klimawandels die von PACMA vorgebrachten Einwände gegen die Abwassereinleitung ins Meer zurückgewiesen. Die Experten der Regierungsstelle befanden, dass es keine Gründe gibt, um die Genehmigung zur Abwassereinleitung nicht zu erteilen, da das als ZEC (Zona de Especial Conservación) ausgewiesene geschützte Meeresgebiet von La Isleta davon nicht betroffen ist. Außerdem hat das Büro für Kontaminationsschutz entschieden, dass eine Pulpo-Zucht keine „potenziell kontaminierende Aktivität“ ist, wie PACMA moniert hatte.

Das Akronym PACMA steht für Partido Animalista Contra el Maltrato Animal, eine politische Partei in Spanien, die sich für Tierrechte und gegen Tierquälerei engagiert. Seit im Sommer 2021 bekannt wurde, dass Nueva Pescanova im Hafengebiet von Las Palmas eine Aquakultur für Tintenfisch plant, haben zahlreiche Tierschutzorganisationen sich dazu zu Wort gemeldet und ihre Bedenken vorgebracht, darunter auch PACMA. Die Tierschützer laufen geradezu Sturm gegen das Projekt und stellen auch die Argumentation von Nueva Pescanova infrage, dass eine Zucht von Oktopussen deren wild lebende Bestände schonen werde. Hinzu kommen viele weitere Kritikpunkte betreffend die Haltung und Zucht von Oktopussen in Gefangenschaft, sowie der möglichen Schäden für die Umwelt bzw. das marine Ökosystem. Dass durch das Einleiten von Abwasser aus der Zuchtstation ins Meer Erreger und unbekannte Krankheiten im Meer verbreitet werden könnten, ist eines der vorgebrachten Bedenken.
Nueva Pescanova hingegen hat auf die Einwände der Tierschützer erklärt, dass die Antworten auf viele dieser Fragen in dem Dossier zu finden seien, das während des vorgeschriebenen Zeitraums öffentlich eingesehen werden konnte. Unter anderem seien darin die Eigenschaften der Mikrofilteranlage und des Abfallprodukts beschrieben.

Obwohl die kanarische Regierung die Einwände der Tierschützer zurückgewiesen hat, ist das Genehmigungsverfahren für die Kraken-Zucht noch nicht abgeschlossen. Von der Generaldirektion für Umwelt und Bekämpfung des Klimawandels aus wird darauf hingewiesen, dass die endgültige Lizenz noch nicht erteilt ist und die Auswertung des Umweltgutachtens noch aussteht.

Den Forschern am „Pescanova Biomarine Center“ gelang der weltweite Durchbruch bei der Vermehrung von Oktopussen in Gefangenschaft. „Lourditas“ war das erste Oktopusweibchen , das seinen Lebenszyklus in einer Aquakultur vollendete. Foto: Nueva Pescanova
Den Forschern am „Pescanova Biomarine Center“ gelang der weltweite Durchbruch bei der Vermehrung von Oktopussen in Gefangenschaft. „Lourditas“ war das erste Oktopusweibchen , das seinen Lebenszyklus in einer Aquakultur vollendete. Foto: Nueva Pescanova

Weltweiter Durchbruch in der Oktopus-Zucht

Der galicische Fischereikonzern Nueva Pescanova will als erstes Unternehmen weltweit die Oktopus-Zucht kommerziell betreiben. Die hierfür notwendigen Einrichtungen will der Konzern für 65 Millionen Euro im Hafen von Las Palmas bauen.

Der Gemeine Oktopus (Octopus vulgaris) ist in der Gastronomie begehrt, und der hohe Marktpreis sowie sinkende Fangquoten machen die Zucht der Tiere in Aquakulturen attraktiv. Doch die Delikatesse sträubte sich lange. Oktopusse sind neugierige, intelligente Meeresbewohner, die sich in Gefangenschaft zwar mästen ließen, deren Zucht aber nicht gelang.

Nueva Pescanova arbeitet seit einigen Jahren eng mit dem Meeresforschungsinstitut Instituto Español de Oceanografía (IEO) zusammen, um das zu schaffen, was in den letzten Jahrzehnten unmöglich schien, nämlich Kraken zu züchten. 2018 erzielten Wissenschaftler der Ozeanografischen Institute von Vigo und von Teneriffa erste Erfolge, die auf einen Durchbruch hindeuteten und neue Möglichkeiten für die Aquakultur eröffneten.

Über zwei Jahrzehnte versuchten Wissenschaftler vergebens, die intelligenten und sensiblen Kopffüßer, die so begehrt in der Gastronomie sind, zu züchten. Im Juli 2019 meldete Nueva Pescanova dann den endgültigen Durchbruch. Biologen hatten es geschafft, Gemeine Oktopusse in einer Aquakultur zu züchten. Dabei handelt es sich um die meistgefragte Oktopusart in der Gastronomie, die vor allem im Atlantik, aber auch im Mittelmeer gefischt wird. Aus den in der Zuchtanlage geschlüpften winzigen Paralarven wuchsen stattliche Kraken heran, die sich wiederum fortpflanzten. Die Forscher gaben dem weiblichen Kraken den Namen „Lourditas“ (nach der Wallfahrtsstätte Lourdes), weil der Zuchterfolg für sie an ein Wunder grenzte.

In der Meeresfarm, die auf einem 53.000 Quadratmeter großen Grundstück im Hafen von Las Palmas gebaut werden soll, will Nueva Pescanova eigenen Angaben zufolge in Zukunft 3.000 Tonnen Pulpo pro Jahr züchten.

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