PP besinnt sich im Wahlkampf auf Aznar


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Der ehemalige Präsident soll die konservative Wählerschaft mobilisieren

Die Nationalwahl rückt näher, und die PP befürchtet zu Recht ein Debakel. Der große Erfolg der noch jungen Podemos-Partei, Korruptionsskandale und die vehementen Proteste der Bevölkerung gegen zahlreiche Maßnahmen und Gesetzesvorhaben der Regierung lassen nichts Gutes ahnen.

Madrid – So übt man sich nun im Schulterschluss, um die traditionelle, erzkonservative Wählerschaft der Partido Popular zurückzugewinnen.

Zu diesem Zweck soll nun auch José María Aznar, spanischer Ministerpräsident von 1996 bis 2004, ins Rampenlicht zurückkehren und an einer ganzen Reihe von Wahlkampfveranstaltungen teilnehmen. Ganz im Gegenteil zu den Europawahlen 2014, bei denen Aznar außen vor blieb.

Ein Problem bei dieser Strategie ist, dass sich der amtierende Ministerpräsident Mariano Rajoy und sein Vorgänger ganz und gar nicht mehr grün sind. Aznar gefallen die politische Linie und der Regierungsstil Rajoys nicht, und er hat dies auch schon mehrfach unmissverständlich öffentlich geäußert. In einem Interview beim Fernsehsender Antena 3 im Jahre 2013 beschuldigte er den Regierungschef, kein klares Konzept für Spanien zu haben und ließ sogar durchblicken, dass er eventuell in die Politik zurückkehren werde. Noch im Jahr 2003 hatte er sich für Mariano Rajoy als seinen Nachfolger entschieden, sodass Rivalen wie Rodrigo Rato, der heute als ehemaliger Präsident von Bankia in einen Skandal um schwarze Kreditkarten verwickelt ist, aus dem Feld geschlagen wurden. Eine Entscheidung, die Aznar seitdem vielfach bereut haben soll.

Auch wenn Aznar immer versichert hat, dass er da sei, wenn die Partei ihn brauche, lässt er sich gern bitten. Kurzfristigen und durch Dritte an ihn herangetragenen Anfragen kommt er nicht nach. Nach eigener Darstellung war er deshalb nicht im Europa-Wahlkampf dabei, weil er zu kurzfristig gefragt worden sei. Als der ehemalige Landwirtschaftsminister und heutige EU-Kommissar für Klimawandel und Energie, Miguel Arias Cañete, jedoch persönlich bei Aznar anfragte, war doch ein Auftritt des ehemaligen spanischen Präsidenten bei einer von Cañetes Veranstaltungen im EU-Wahlkampf möglich.

Einem Parteitag der PP im Januar 2014 blieb Aznar ebenfalls fern, weil er ihm zu kurzfristig angekündigt worden sei. Es ist aber auch bekannt, dass Aznar die Abwesenheit Rajoys sowie jeglichen anderen Ministers der PP bei seiner jüngsten Buchpräsentation mit Missfallen zur Kenntnis genommen hatte. Trotz aller Missstimmungen wird José María Aznar im kommenden Wahlkampf eine wichtige Rolle spielen, um verlorene Wählerstimmen zurückzugewinnen.

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