Seit der Umweltkatastrophe sind 17 Jahre vergangen
Á Coruña – Siebzehn Jahre nach einer der größten Umweltkatastrophen Europas, der von dem maroden Tanker „Prestige“ ausgelösten Ölpest an den Küsten Galiciens, fließen jetzt die ersten Entschädigungen. Das Provinzgericht von Á Coruña hat die Verteilung der ersten Teilsumme beschlossen. Die damals entstandenen Schäden wurden mit 2,5 Milliarden Euro beziffert. Bislang war davon kein Cent geflossen. Nun sollen die ersten Entschädigungszahlungen von insgesamt 51,7 Millionen Euro, die nur ein Minimum abdecken, auf die 265 Betroffenen aufgeteilt werden.
Die Katastrophe
Am 13. November 2002 hatte der Kapitän des mit 77.000 Tonnen Rohöl schlechtester Qualität beladenen Tankers aufgrund eines Risses im Rumpf Alarm geschlagen. In den Folgetagen wurde der Tanker so weit wie möglich von der Küste weggeschleppt, bis die „Prestige“ am 19. November 243 Seemeilen vor der Küste Galiciens in zwei Teile zerbrach und sank. Es flossen rund 63.000 Tonnen Rohöl ins Meer und verschmutzten die Nordküste der Iberischen Halbinsel bis hinauf nach Frankreich. Rund 2.000 km Küstenlinie waren betroffen. Durch die Umweltkatastrophe starben Meerestiere und Seevögel. Knapp ein Jahr lang säuberten über 100.000 Freiwillige die Strände, Flussmündungen und Klippen. Den verantwortlichen Politikern wurde ein schlechter Umgang mit der Katastrophe vorgeworfen.
Das Nationale Strafgericht verurteilte den Kapitän Apostolos Mangouras wegen eines Umweltdelikts. Mit den Entschädigungszahlungen wurde jedoch der britische Versicherer des Tankers, London P&I Club, belegt. Dessen Police wiederum deckt jedoch nur 900 Millionen Euro ab.
Die nun bei Gericht hinterlegte erste Entschädigungssumme von 51,7 Millionen Euro stammt größtenteils vom International Oil Pollution Compensation Funds (IOPC Funds), einem internationalen Fonds zur Zahlung von Entschädigungen bei von Öltankern verursachten Umweltkatastrophen, der mehr als 27 Millionen Euro ausgezahlt hat. Weniger als die Hälfte, konkret 22,7 Millionen Euro, wurden von London P&I Club überwiesen.
Zwei Millionen Euro stammen aus dem Verkauf des Erdöls, das aus dem Wrack der „Prestige“ geborgen werden konnte. Von der anteiligen Entschädigung stehen dem spanischen Staat als Hauptbetroffenem der Katastrophe 40,6 Millionen Euro zu, der französischen Regierung 9,2 Millionen Euro, der galicischen Xunta (Regionalregierung) 202.000 Euro. Die restlichen 1,5 Millionen Euro werden unter den übrigen der 262 Betroffenen – darunter Gemeinden, Unternehmen und Privatleute – aufgeteilt.
Die Gesamtentschädigung von 2,5 Milliarden Euro wurde vom Provinzialgericht Á Coruña aus der Summe der auf 1,5 Milliarden Euro angesetzten Schäden und 1 Milliarde Euro an Zinsen und Kosten festgesetzt.
Die Zahlung der gesamten Summe wird sich schwierig gestalten. Der einzige im Zivilprozess festgestellte Verantwortliche, der Kapitän, wird die Zahlung nicht leisten können. Der spanische Staat wird gegen den Verantwortlichen, den britischen Versicherer, vorgehen, wobei die Police eben nur 900 Millionen Euro umfasst.