Von den einen begrüßt, von den anderen verschmäht
Mitte November wurde im Gesetzblatt der Kanarischen Inseln (BOC) das Projekt eines neuen Jachthafens bei La Caleta (Adeje) veröffentlicht. Während die einen den neuen Sporthafen als Erweiterung des touristischen Angebotes begrüßen, formieren sich die anderen, insbesondere die Einwohner, gegen das Vorhaben. Dem Gesetzblatt zufolge plant ein Privatunternehmen, 52 Millionen Euro in den Bau eines Jachthafens beim Strand von La Enramada in La Caleta (Adeje) zu investieren.
Vorgesehen ist der Bau einer 760 m langen Hafenmole und die Schaffung von 730 Anlegeplätzen für Jachten mit einer Kiellänge zwischen 10 und 30 Metern. Das Projekt beinhaltet ebenfalls einen Bereich für die Fischer und einen weiteren für Schnellfähren. Der Initiator will den im Inselsüden bestehenden Bedarf nach weiteren Anlegeplätzen bedienen und strebt eigenen Angaben zufolge die größtmögliche Vereinbarkeit zwischen einem Sporthafen, dem Hafenbetrieb und der Umwelt an. Auch soll der Hafen in das Landschaftsbild eingefügt werden. Geplant ist auch ein an beiden Seiten offener Wellenbrecher, um einen normalen Wasseraustausch zu ermöglichen.
Mit der Veröffentlichung durch die regionale Hafenverwaltungsbehörde Puertos Canarios wurde die Widerspruchsfrist eröffnet.
Für eine Erweiterung des Freizeitangebots
Juan José Martínez, Generaldirektor von Puertos Canarios, erklärte, es handele sich um ein Projekt mit hohem Qualitätsstandard, das den Jachttourismus im Süden ankurbeln würde. Auch hob er hervor, dass der Hafen den Fischern zugute käme und somit dem öffentlichen Interesse diene. Weiterhin lobte er das Ansinnen, einen Anleger für Schnellfähren zu schaffen und auf diese Weise den öffentlichen Transport auszubauen. Neben der hohen Investition und der Schaffung von Arbeitsplätzen würde der neue Sporthafen auch das Angebot für einheimische Segel- und Motorjacht-Begeisterte erweitern. Bislang gibt es im Inselsüden drei Sporthäfen: Los Gigantes in Santiago del Teide, Puerto Colón in Costa Adeje und Amarilla Golf in San Miguel de Abona.
Martínez wies jedoch darauf hin, dass bis zu einer tatsächlichen Umsetzung des Projektes noch diverse Hürden zu bewältigen sind. Unter anderem müssen die Umweltbehörde Cotmac nach eingehender Prüfung der Auswirkungen auf Landschaft, Lebensraum, Flora und Fauna und das staatliche Küstenamt dem Vorhaben zustimmen.
Zu den Befürwortern des Projektes gehören jedenfalls auch der Hotelverband Ashotel, der Unternehmerverband von Teneriffas Süden CEST und die Inselregierung. Ashotel-Präsident Jorge Marichal begrüßte die Erweiterung des Freizeitangebotes für zahlungskräftige Urlauber, CEST-Präsidentin Ana Concepción freut sich auf die Investition und die Schaffung von Arbeitsplätzen.
Gegen eine Schädigung der Umwelt
Schon vor einigen Jahren plante ein Unternehmen den Bau eines Sporthafens an derselben Stelle und scheiterte an der Bürokratie. Eine Untersuchung der Gemeinde Adeje aus dem Jahr 2007 kam zu dem Ergebnis, dass der Bau und Betrieb einer solchen Infrastruktur bei La Enramada zu bedeutenden Umweltschäden führen würde. In dem Bericht hieß es, die Auswirkungen auf Flora und Fauna, unter anderem durch das Schmutzwasser der Jachten, sei angesichts einer eher begrenzten Nachfrage nicht zu rechtfertigen. Eine Unterschriftensammlung gab dem Vorhaben damals „den letzten Rest“.
Adejes Bürgermeister José Miguel Rodríguez Fraga schien sich jedenfalls noch gut daran zu erinnern, zeigte er sich bei Bekanntwerden des neuen Vorhabens doch mehr als skeptisch und erklärte, erst alle Seiten anhören zu wollen.
Der parteilose Stadtrat Miguel Ángel Galindo dagegen sprach sich klar gegen das Vorhaben aus, weil der Sporthafen diesen naturbelassenen, den „Adejeros“ gehörenden und vielgenutzten Küstenstreifen verschandeln würde.
Auch die Bürgervereinigung von La Caleta entschied während einer Versammlung, sich geschlossen gegen das Vorhaben zu stellen und im Sinne des Umweltschutzes, einer betonfreien touristischen Entwicklung und der in La Caleta herrschenden Lebensqualität dieses zu bekämpfen. Im Rahmen der Versammlung erklärte die Biologin Cristina Ibáñez, der Küstenstreifen zwischen Teno und Rasca werde sogar wegen seines allgemeinen Interesses von der EU geschützt.
Die Stadträte Ricardo Moreno und Andrés Montiel nahmen dieses Argument auf und schlugen einen anderen Standort für den Jachthafen vor. Adeje sollte auf diese Einnahmequelle nicht verzichten. Und zwar denken sie an das unerschlossene Gebiet von El Balito, zwischen Callao Salvaje und Marazul.
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