Projekt Fußgängerzone gescheitert


© Moisés Pérez

Calle Carrera wurde wieder für den Verkehr freigegeben

Ursprünglich sollte die neue Fußgängerzone rund um La Orotavas Rathaus die Innenstadt beleben und insbesondere dem Handel unter die Arme greifen. Doch nach sechsmonatiger Probezeit und allgemeinen Protesten gegen die Sperrung der Calle Carrera del Escultor Estévez wurde diese am 12. Dezember wieder für den Verkehr geöffnet.

Am 1. Juni setzte die Stadtverwaltung von La Orotava das Projekt „Autofreie Altstadt“ um und ließ unter anderem die Calle Carrera für den Verkehr sperren. In der Absicht, die Tinerfeños und die Urlauber zu einem Spaziergang durch einen verkehrsfreien Stadtkern zu ermutigen und so den örtlichen Handel zu fördern, wurde das Gebiet zwischen Liceo, Rathaus und Kirche zur Fußgängerzone erklärt. Man räumte dem Projekt eine sechsmonatige Probezeit ein, um danach über Erfolg oder Misserfolg der Idee zu entscheiden und dementsprechend zu handeln (das Wochenblatt berichtete).

Über den Sommer hinweg zeigte sich bereits, dass die Idee, die hinter dem Projekt stand, nicht aufzugehen schien. Statt der erhofften Belebung der lokalen Geschäfte verzeichneten diese weitere Umsatzeinbußen.

Nachdem am 30. November die Frist abgelaufen war und das Rathaus keine Anstalten unternahm, die ursprünglich geplante Umfrage über die Annahme der Fußgängerzone durchzuführen, nahmen die Betroffenen die Sache selbt in die Hand. Es wurden mehr als 3.500 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt und die Gemeinde schriftlich aufgefordert, die Straße umgehend wieder für den Verkehr freizugeben. Notfalls sollte ein Protestmarsch organisiert werden.

Die Geschäftsleute gaben an, mit der Fußgängerzone hätte sich ihre durch die Wirtschaftskrise schon prekäre Lage noch weiter verschlechtert. Infolgedessen habe man Personal entlassen, ein Unternehmen habe sogar ein Regulierungsverfahren (ERE) einleiten müssen. Auch die Anwohner der Ortsteile Villa Arriba und San Antonio sprachen sich gegen die Beibehaltung der Fußgängerzone aus, da diese bedeutende Unannehmlichkeiten mit sich gebracht habe. Um zu ihren Häusern bzw. Wohnungen zu gelangen, hätten sie seit sechs Monaten erhebliche Umwege in Kauf nehmen müssen, die darüber hinaus dem neuen Verkehrsaufkommen nicht gewachsen und oft verstopft gewesen seien. Nur die Anwohner der Calle Carrera selber plädierten zumindest für eine teilweise Schließung zur Nachtzeit, da sie sich schon früher durch den Verkehrslärm gestört gefühlt hätten.

Angesichts des Bürgerprotestes reagierte das Rathaus umgehend und führte die versprochene Umfrage durch, die mehrheitlich ablehnend ausfiel. Beim eiligst am 10. Dezember einberufenen Treffen des lokalen Handelsforums, dem alle im Rathaus vertretenen Parteien, der Taxi- und der Fremdenverkehrsverband sowie der Verband kleiner und mittlerer Unternehmen (Apymevo) angehören, wurde die erneute Öffnung der Calle Carrera beschlossen.

Felipe David Benítez, der zuständige Stadtrat, wies jedoch darauf hin, dass wohl eher die Wirtschaftskrise für das schlechte Geschäft des Handels verantwortlich gemacht werden müsse. Er schloss nicht aus, dass in Zukunft die Straße wieder zur Fußgängerzone erklärt werden könnte, jedoch unter Berücksichtigung der von den Betroffenen in einem solchen Fall gemachten Vorschläge, wie die Einrichtung von alternativen Routen für den Straßenverkehr.

Seit dem 12. Dezember rollt der Verkehr nun wieder über die Calle Carrera.

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