Projekt »Strahlende Kinderaugen«


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Lebensqualität für krebskranke Kinder auf der Finca

Krebsstation in der Pädiatrie im Krankenhaus Nuestra Señora de la Candelaria in Santa Cruz. Seit 15 Jahren arbeitet M.T.G. hier. Auf den Krebs- und Intensivstationen der Krankenhäuser gilt für das Pflegepersonal vermutlich weltweit die goldene Regel: Alles tun, was möglich ist, aber sich ja nicht mit dem Schicksal der Patienten und ihrer Angehörigen identifizieren.

„Sonst gehst du emotional kaputt und bist ganz schnell in der Depression und ein Fall für die Psychotherapie.“

Wenn jedoch Kinder auf der Intensivstation eingeliefert werden, ist das anders: „Da kann man einfach nicht distanziert bleiben, das trifft mitten ins Herz.“

Ähnlich sieht es auf der Kinder-Krebsstation aus. Doch hilft die natürliche Lebensfreude, die diese schwerkranken Kinder trotz allem austrahlen, auch dem Pflegepersonal über die Tragik der Einzelfälle hinweg. Dennoch, so Krankenschwester M.T.G. – die auf keinen Fall namentlich genannt werden will – sind „die vier Wände eines Krankenzimmers einfach nicht genug für ein Kind in der Chemotherapie.“

Als sie von ihrem Vater das Angebot bekam, eine kleine Finca ihres Großvaters im Gemeindebezirk El Sauzal zu übernehmen, griff sie mit beiden Händen zu. Dort soll ein Freizeitgelände entstehen, auf dem die Kinder in Chemotherapie nach Absprache mit den Ärzten einen „krankenhausfreien Tag“ in der Natur verbringen, ihren Geburtstag feiern und neue Lebensimpulse schöpfen können. Ihre Chefs von der Onkologie waren begeistert, als sie ihre Idee vortrug, und haben das Projekt von Anfang an unterstützt. Nun fehlt nur noch die Einwilligung des Rathauses von El Sauzal, hier ein offiziell „cuarto de aperos“ genanntes Gebäude, also eine Art Lagerraum für die Erträge der Finca, zu errichten. Nur dass auf der Finca Villa Silea keine Früchte geerntet werden sollen, sondern Kinderfreude. Das Gebäude soll dazu dienen, das inzwischen reichlich vorhandene, von Eltern krebserkrankter Kinder gespendete Spielzeug und -gerät unterzubringen. Es gibt Fußbälle und Tore, Korbball, Boccia, Minigolf und andere traditionelle Spiele – aber keinen Fernseher, keine Playstation, X-Box oder ähnliches.

Eine kleine natürliche Höhle wird gerade zu Küche und Ess­raum umgebaut, ebenso wird eine rollstuhlgerechte Toilette darin untergebracht sein.

Ein Lebenswerk für die ganze Familie

M.T.G.’s gesamte Familie steht voll und ganz hinter dem Projekt. „Das ist unser Lebenswerk“, sagen sie einmütig. Ihr Onkel und ihr Cousin sind in jeder freien Minute dort, pflanzen und gärtnern, um das Gelände für das Projekt in Schuss zu bringen. Wenn alles gutgeht, kann Villa Silea im September 2010 die Tore öffnen.

Schon jetzt sind die Kinder voller Erwartung. So durften sie bereits Bäume auswählen, die dort gepflanzt werden und ihren Namen tragen. „Sie wählen Pflaumen- oder Apfelbäume und am liebsten Mandarinenbäume.“ Und das Projekt ist zu einem Selbstläufer geworden. „Ich hatte die Idee, aber andere ziehen das Projekt durch. Wenn uns Material fehlt, organisiert das jemand, und wir bekommen mehr als wir brauchen.“ Aber: „Wenn das zu einer Sache wird, die Geld bringen soll, dann mache ich die Finca zu“, sagt sie genauso entschlossen, wie sie auch erklärt, dass sie den Schwesternberuf an den Nagel hängt, sobald sie vom Krankenhaus auf eine andere Station versetzt wird und nicht mehr in der Kinder-Onkologie arbeiten soll. Denn: „Diese Kinder haben eine ganz besondere Gabe. Sie sind wie von einem Zauberstab berührt, und man kann so viel von ihnen lernen, Durchhaltevermögen oder Humor. Sie weinen nie und hadern nicht mit ihrem Schicksal.“

Nicht alle waren für das Projekt, so erzählt M.T.G. im Interview mit der Nachrichten-agentur Efe. „Die meinten, das ginge doch gar nicht, weil es nur eine winzige Finca mit einer kleinen Höhle ist. Und sie fragten mich: „Was willst du da rausholen?“ Sie antwortete: „Das Lachen eines Kindes.“

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