Propheten im eigenen Land…


Jorge de León (li.) und Celso Albelo (re.)

Weltberühmte kanarische Tenöre reagieren empört auf die Präsentation der Opernzeit 2019-2020

Teneriffa – Vier kanarische Tenöre, die zur Weltelite zählen, haben sich nach der Präsentation des Opernprogramms für die Saison 2019/2020 auf Teneriffa entrüstet gezeigt. In Gesprächen mit der Zeitung Diario de Avisos äußerten sie ihre Empörung und ihr tiefes Bedauern darüber, dass sie offenbar als Propheten im eigenen Land in ihrer Heimat ignoriert werden.

Sie seien verärgert, erklärte Celso Albelo Diario de Avisos gegenüber aus Belgien, wo er sich auf seine Rolle als Lord Riccardo Percy, der Star einer neuen Produktion von Anna Bolena an der Opéra Royal de Wallonie in Lüttich, vorbereitete. Es sei keine persönliche Angelegenheit, aber sie seien alle vier regelrecht empört darüber, dass in der neuen Saison keiner von ihnen im Programm auftauche. „Wir treten in aller Welt auf und zuhause werden wir ignoriert“, erklärte er.

Celso Albelo steht zusammen mit Jorge de León, Airam Hernández und Francisco Corujo für eine Generation junger kanarischer Tenöre, die weltweit Erfolge feiern. Sie kennen sich untereinander und sind immer in Kontakt. Jeder weiß, an welchen Opernhäusern die anderen gerade spielen. Gemeinsam haben sie nun die Aufmerksamkeit auf die Tatsache gerichtet, dass sie als Weltstars die Kanarischen Inseln in der Welt repräsentieren, während ihre Heimat sie zu vergessen scheint.

Celso Albelo äußerte weiter sein Unverständnis darüber, dass sein Kollege Jorge de León, aktuelle Operngröße, seit Jahren nicht im Programm von Ópera de Tenerife auftaucht. Jorge de León selbst sagte dazu, dass es sehr schade sei, nicht in seiner Heimat singen zu können. Er wisse ehrlich nicht, woran es liege, aber seit 2011 sei er nicht mehr bei Ópera de Tenerife aufgetreten.

Immerhin räumte Airam Hernández (derzeit in Dallas, USA in Falstaff zu sehen) ein, dass bei ihm angefragt wurde, ob er für die Aufführungen von Lucrezia Borgia im März zur Verfügung stehe, dies sei leider terminlich nicht machbar gewesen. Bei Celso Albelo und Jorge de León wurde allerdings nicht einmal angefragt.

Jorge de León bedauerte, dass er trotz aller Bemühungen um Entgegenkommen nicht auf Teneriffa auftreten kann. In Las Palmas hingegen habe es keine Probleme gegeben, einen Termin zu finden (am 5. April ist er im Auditorio Alfredo Kraus zu hören).

Francisco Corujo fügt hinzu: „Warum protestieren wir? Weil wir empört sind.“ Leider herrsche im Kulturbereich die Bonzokratie und niemand protestiere. Deshalb würden sie nun ihre Stimme erheben. Man könne nicht dulden, dass Zustände wie in Taifa-Königreichen herrschen. „Wir fordern Beachtung in unserer Heimat“, zitiert ihn Diario de Avisos.

Celso Albelo (*1970 in Santa Cruz de Tenerife) absolvierte sein Studium zunächst am Conservatorio Superior de Música in seiner Heimatstadt, später an der Escuela Superior de Canto Reina Sofía in Madrid. Seine Ausbildung vervollständigte er an der Busseto Academy. Als er 2006 in Busseto die Partie des Herzogs von Mantua in Rigoletto interpretierte, eroberte er sich quasi über Nacht die großen Häuser. Seither gastierte er u.a. an der Mailänder Scala, am Royal Opera House Covent Garden, in der Met in New York, an der Pariser Oper, an der Wiener Staatsoper, im Teatro San Carlo in Neapel und an den bedeutendsten Bühnen Spaniens.

Jorge de León stammt aus La Laguna. Er studierte in Santa Cruz de Tenerife am Konservatorium Musik und Gesang. Später setzte er seine Ausbildung in Italien fort. Mehrere Preise bei Gesangswettbewerben standen am Anfang seiner Karriere, die ihn inzwischen an Bühnen gebracht hat, wie etwa die Mailänder Scala, das Teatro San Carlo in Neapel, das Liceu in Barcelona, das Teatro Real in Madrid und die Arena di Verona. Sein Repertoire umfasst Partien wie Radames, Cavaradossi, Don José, Calaf, Pinkerton, Turiddu, Andrea Chénier und Manrico. Am 23. April 2017 debütierte er als zweiter kanarischer Tenor nach Celso Albelo an der berühmten Metropolitan Opera in New York. Ende Februar und Anfang März dieses Jahres stand er als Radames in Aida erneut in der New Yorker Met auf der Bühne – unter der musikalischen Leitung von Plácido Domingo.

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