Protestwelle gegen die Pläne für den Südflughafen


Regionalpräsident Fernando Clavijo (l.) und Teneriffas Cabildo-Präsident Carlos Alonso verlangen von AENA, das Vergabeverfahren für den Bau des Verbindungsgebäudes zwischen Terminal 1 und Terminal 2 sofort einzustellen und stattdessen den Entwurf eines vollkommen neuen Terminals in Auftrag zu geben. Foto: EFE

Regionalregierung, Cabildo und Unternehmer lehnen den Bau eines Verbindungsgebäudes zwischen den beiden Terminals ab

Teneriffa – Das Vorhaben des spanischen Flughafenbetreibers AENA, durch den Bau eines 54 Millionen Euro teuren Verbindungsgebäudes die beiden Terminals T1 und T2 zu einem Terminal zusammenzufassen (das Wochenblatt berichtete), wird von Politikern und Unternehmern abgelehnt. Mit der offiziellen Bekanntgabe des Vorhabens Anfang November hat AENA eine Protestwelle losgetreten und allgemein Empörung ausgelöst. Nur der Bau eines vollkommen neuen Terminals komme infrage, stimmen die Unternehmer, die Insel- und die Regionalregierung überein.

Direkt nach der Ankündigung von AENA, in Kürze den Bau des Verbindungsgebäudes in Auftrag zu geben, meldeten sich Inselpräsident Carlos Alonso sowie die Tourismus-, Bau- und Unternehmerverbände Ashotel, Fepeco bzw. CEST zu Wort, um das Vorhaben strikt abzulehnen. Seit Jahren fordere man den Bau eines neuen Terminals. Der Flughafen werde auch mit einer Erweiterung das zukünftige Besucheraufkommen nicht bewäl­tigen können, man sei weder bei der Planung und Entscheidungsfindung miteinbezogen, noch über das Vorhaben informiert worden, lauteten einige der Vorwürfe.

Die Gemeindevertreter von Adeje und Arona führten an, man könne sich nicht mit einem Terminal und einem Flughafen zufriedengeben, die nicht der angestrebten Qualität der beiden vom Tourismus geprägten Gemeinden entsprechen. Ein moderner Terminal müsse her und auch eine zweite Piste. Die vielen Urlauber, die auf dem Weg zum Flughafen im Stau steckten und in einem überfüllten Gebäude auf den Check-in warten müssten, würden ein negatives Bild mit nach Hause nehmen.

José Fernando Cabrera, Präsident des Forums Freunde von Teneriffas Süden (FAST), forderte AENA auf, das Vergabeverfahren zu stoppen und einen spezialisierten Architekten mit dem Entwurf eines komplett neuen Terminals zu beauftragen. Der 40 Jahre alte Flughafen habe AENA hohe Einkünfte gebracht, mit denen die neuen Flughäfen von Madrid, Barcelona und Bilbao durch Stararchitekten entworfen und gebaut worden seien. Nun müsse der Flughafen Reina Sofía an der Reihe sein.

Der Forderung nach Einstellung des Vergabeverfahrens schloss sich auch das Cabildo an. Carlos Alonso verlangte von AENA, 300 Millionen Euro in den Bau eines komplett neuen, weiträumigen Gebäudes zu investieren, statt zu flicken. Auch solle der neue Terminal, wie im Zug-Projekt vorgesehen, über einen Umsteigebahnhof verfügen.

Auch Regionalpräsident Fernando Clavijo schloss sich dem Protest an und erklärte, der Flughafen müsse, den Anstrengungen des touristischen Sektors entsprechend, ein hohes Niveau haben und ein gutes Bild beim Besucher hinterlassen. Seit der Privatisierung von AENA seien Dividenden in Höhe von zwei Milliarden Euro geflossen, davon 51% in die Staatskasse, doch es habe keine Investitionen auf den Kanaren gegeben.

Bei einer außerordentlichen Sitzung des Inselrats wurde schließlich von allen Parteien beschlossen, AENA öffentlich zur Aussetzung des Auftragsverfahrens und zum Entwurf eines neuen Gebäudes bei Miteinbeziehung von Region und Cabildo aufzufordern. Es wurde erneut darauf hingewiesen, dass das T1 zu schmal sei, ein Bahnhof und Gebäude zur Flugzeugreparatur miteingeplant und ein „moderner, offener, lichtdurchfluteter, geräumiger und grüner“ Terminal geschaffen werden, für einen guten letzten Eindruck des Besuchers.

Auch der Rat der Regionalregierung trat zusammen und schloss sich dem Begehren des Cabildos an. AENA solle umgehend das Auftragsverfahren abbrechen und einen vollkommen neuen Terminal entwerfen, der bis 2022 fertiggestellt sein solle,  lautete die Forderung an das Transportministerium und die Führungsspitze von AENA. Regionalpräsident Fernando Clavijo bat um ein umgehendes Treffen mit Transportminister José Luis Ábalos.

„Angemessen“

Die Vereinigung der Fluggesellschaften (ALA), in der mehr als 70 Airlines vertreten sind, die in oder mit Spanien arbeiten, hält das Vorhaben von AENA hingegen für angemessen und wirtschaftlich rational.

AENA rechtfertigt sich

Mario Otero, Direktor von AENA auf den Kanaren, versicherte, die Passagierzahlen auf dem Flughafen Reina Sofía würden derzeit nicht den Bau eines neuen Terminals rechtfertigen. Die Verbindung der beiden Terminals zu einem einzigen würde die Fläche um 50% vergrößern und zusammen mit der geplanten Neuordnung einen qualitativen und quantitativen Sprung bedeuten. Das Cabildo sei sehr wohl im Februar über das Projekt aufgeklärt worden. Zwischen 2017 und 2021 werde AENA 140 Millionen Euro in den Südflughafen investiert haben.

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