Der Streit um Maspalomas‘ Palmenhain geht weiter
Nachdem die Inselregierung von Gran Canaria im Frühjahr 2013 die Umgebung des Hotels Riu Gran Palace Maspalomas Oasis und den Palmenhain zum historischen Kulturgut erklärt und dadurch den geplanten Abriss des alten und Bau eines neuen Riu-Fünfsternehotels vereitelt hatte (das Wochenblatt berichtete), machte nun die Kanarenregierung dem Cabildo einen Strich durch die Rechnung, hob die Erklärung wieder auf und bezichtigte die Inselverwaltung der Ermessensüberschreitung.
Die Vorgeschichte
Am 7. April 2013 wurde das Hotel Riu Grand Palace Maspalomas Oasis nach 44-jähriger Dienstzeit geschlossen. Riu beabsichtigte, nun das alte Gebäude abzureißen und an dessen Stelle ein neues Fünfsternehaus zu errichten. 50 Millionen Euro wollte sich die spanische Hotelkette den Abriss und den modernen Neubau kosten lassen. Doch am 30. April 2013 – kurz vor Beginn der Bauarbeiten – erklärte das Cabildo die Umgebung des Hotels Oasis und den Palmenhain zum historischen Kulturgut, woraufhin die Hotelkette ihre Pläne einstampfte und das Grand Palace nach den nötigen Renovierungsarbeiten als Viersternehotel mit All-inclusive-Service wieder in Betrieb nahm.
Damals ging man davon aus, dass die Inselregierung die folgenschwere Entscheidung auf Druck der mit Riu konkurrierenden Hotelkette „Lopesan“ getroffen hatte. Monatelang hatte Lopesan nämlich alles versucht, das neue Fünfsternehotel zu verhindern, und angeführt, der Neubau würde die Sicht auf den Palmenhain versperren bzw. diesen um die Hälfte reduzieren.
Doch nichtsdestotrotz wurden Riu alle erforderlichen Genehmigungen erteilt. Als die Hotelkette gerade mit dem Vorhaben beginnen wollte, erfolgte dann die überraschende Erklärung zum historischen Kulturgut. Das Gebiet wurde jedoch nicht wegen des Palmenhains unter besonderen Schutz gestellt, sondern weil Christoph Kolumbus auf seiner vierten Amerikareise hier gelandet sein soll, um sich mit Vorräten einzudecken.
Zweckentfremdung
Die Reaktion der Kanarenregierung kommt zwar deutlich zu spät, fiel dafür aber umso heftiger aus. Dieser Tage wurde die Erklärung zum historischen Kulturgut schlichtweg aufgehoben, mit der Begründung, die Inselverwaltung habe das entsprechende Gesetz zweckentfremdet und darüber hinaus ihre Entscheidung unter Bezugnahme auf mehr als fragwürdige historische Vorkommnisse getroffen. Außerdem wurde dem Cabildo Ermessensüberschreitung vorgeworfen.
Mit der Erklärung habe das Cabildo weniger den Schutz eines historischen Kulturgutes sondern vielmehr die Umgehung städtebaulicher Vorschriften sowie die Verhinderung der Entstehung eines neuen Hotels verfolgt, heißt es in dem entsprechendem Dekret. Die wirklich schützenswerten Objekte oder Zonen seien auch schon durch andere rechtliche Instrumente abgedeckt worden, wie der als historisch geschütztes Kulturgut ausgewiesene Leuchtturm, das Naturreservat der Charca oder der allgemein erklärte Schutzstatus der kanarischen Palme.
José Miguel Bravo de Laguna, Inselpräsident von Gran Canaria, reagierte umgehend auf den offensichtlichen Rüffel der Kanarenregierung und erklärte, das Cabildo habe stets nur den Schutz von Landschaft und Geschichte im Sinn gehabt. Schließlich sei das entsprechende Gebiet zum Kulturgut erklärt worden, um dem Palmenhain endlich den gebührenden Schutz zu verschaffen, so der Inselpräsident, der gerichtliche Schritte gegen die Entscheidung der Kanarenregierung ankündigte.
Deren Verhalten bezeichnete er als „ungerecht und unverhältnismäßig“, schließlich sei es das erste Mal, dass die Exekutive eine von einer Inselregierung veranlasste Erklärung zum Kulturgut abgelehnt habe.
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