Reichtum und Armut schauen sich ins Gesicht


Eduardo Insunza, Verkaufsdirektor von Iberdrola, (li.) und Gerardo Mesa, Präsident des Kanarischen Roten Kreuzes bei der Unterzeichnung des Abkommens, Foto: iberdrola

Aus der Höhle, in der Teresa und Pedro Unterschlupf gefunden haben, damit sie nicht auf der Straße schlafen müssen, schauen sie auf eine der exklusivsten Residenzzonen der Inselhauptstadt Santa Cruz, Pino de Oro genannt. Und in unmittelbarer Nähe, nur durch einige Straßen getrennt, liegt einer der ärmsten und besonders benachteiligten Bezirke der Stadt, Los Lavaderos. Hier schauen sich sozusagen Reichtum und Armut ins Gesicht.

Pedro ist 24 Jahre alt und hier auf der Insel geboren. Seine Braut Teresa, Italienerin, ist 28 Jahre. Beide sind arbeitslos. Teresa erhält eine minimale Unterstützung aus einen kanarischen Sozialprogramm (Presta- ción Canaria de Insersión). Mit dem Verkauf von kleinen Kunsthandwerksarbeiten versucht sie, sich und Pedro über Wasser zu halten. So wie diesem Pärchen geht es ungefähr 18 weiteren Personen, die in den verschiedenen Höhlen des Barrancos leben. Sie haben kein Wasser und keinen Strom und natürlich auch nicht den geringsten Service der Stadtverwaltung.

Teresa und Pedro wollten nicht, dass der Reporter einer hiesigen Zeitung über ihren Fall und über ihre Probleme berichtet. Sie wollten nicht die Aufmerksamkeit auf die Menschen lenken, die in den Höhlen des Barrancos vegetieren. Nicht etwa ihretwegen sondern wegen der übrigen „Nachbarn“, die vielleicht krank sind, noch weniger zum Leben haben als sie und alt sind. Die tatsächlich der Hilfe der öffentlichen Einrichtungen bedürften.

Für sich wünschen sie – weil die Zuteilung einer Wohnung auf den Kanaren äußerst kompliziert ist – zumindest einen Zugang zu Trinkwasser in der Nähe der Höhlen. Ein wahrhaft bescheidener Wunsch.

Das Pärchen träumt von einer besseren Zukunft, von einer Chance, und es träumt in einer Behausung an einem verlassenen Ort, der für die meisten Bürger der Stadt weit entfernt oder sogar unbekannt ist. Doch eines ist für Teresa und Pedro klar: „Lieber in der Höhle als auf der Straße“.

Keine Stromsperre für Bedürftige

Das Rote Kreuz der Kanaren konnte vor einigen Tagen die Elektrizitätsgesellschaft Iberdrola zu einem Abkommen bewegen, nach dem das Unternehmen seinen Kunden, die unter der Armutsgrenze leben, nicht mehr den Strom absperrt, wenn sie mit der Zahlung ihrer Rechnungen im Rückstand sind. Gemäß einer gemeinsamen Mitteilung der Präsidenten des Roten Kreuzes, Gerardo Mesa, und des Verkaufsdirektors von Iberdrola gilt das Abkommen zunächst für ein Jahr und kann jeweils von Jahr zu Jahr erneuert werden.

Der Schutz, den der Stromversorger zugesagt hat, gilt für Kunden mit Verträgen für ihren Hauptwohnsitz, deren Bedürftigkeit zuvor vom Roten Kreuz überprüft wurde und die auch ansonsten Unterstützung von der NGO erhalten. Auch hat sich die Stromgesellschaft dazu verpflichtet, Zwangsmaßnahmen so lange zurückzustellen, bis über noch laufende Anträge entschieden wurde.

Andererseits teilte Gerardo Mesa mit, das Rote Kreuz habe allein im Juni mehr als 70.000 Personen, die auf Gran Canaria in absoluter Armut leben, mit Grundnahrungs- und Hygienemitteln versorgt. Im Jahr 2015 mussten dort 141.864 Personen mit Sach- und finanziellen Hilfen unterstützt werden.

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