Rettungspaket in Millionenhöhe nicht ausreichend

Die zweitgrößte Fluggesellschaft Spaniens Air Europa wieder in Geldnot Foto: EFE

Die zweitgrößte Fluggesellschaft Spaniens Air Europa wieder in Geldnot Foto: EFE

Air Europa wird mehr als die bereits gewährten 475 Millionen Euro benötigen, um nicht in Konkurs zu gehen

Madrid – Innerhalb von nur einem Jahr hat Air Europa die 475 Millionen Euro nahezu aufgebraucht, die der spanische Staat der zweitgrößten Fluggesellschaft des Landes im November vergangenen Jahres in Form von Darlehen gewährt hatte, um sie vor dem Konkurs zu retten.

Aufgrund der weiterhin anhaltenden Pandemie und ihrer vor allem für die Luftfahrt verheerenden Auswirkungen, hat die Airline 2020 mit einem Rekordverlust in Höhe von 427,7 Millionen Euro abgeschlossen, womit sich die ohnehin schon kritische finanzielle Lage weiter verschlechtert hat. Im Vorjahr war noch ein Gewinn von 27,7 Millionen Euro verzeichnet worden.
Wie die Fluggesellschaft selbst in ihrer Anfang September dem Handelsregister vorgelegten Jahresabrechnung zugibt, sieht sie sich angesichts der prekären Lage gezwungen, weitere staatliche Unterstützung zu beantragen. Diese erneute Finanzspritze kann nur wieder aus dem Fonds stammen, den die spanische Regierung zum Beginn der Corona-Krise zur Unterstützung der Zahlungsfähigkeit bedeutender Unternehmen gebildet hatte und der von der Staatsgesellschaft für Industriebeteiligungen, in Spanien kurz SEPI genannt, verwaltet wird.

Eben diese Gesellschaft hatte bereits nach eingehenden Prüfungen das erste millionenschwere ­Rettungspaket in Form von zwei Darlehen zur Verfügung gestellt: 240 Millionen Euro als Beteiligungsdarlehen und die restlichen 235 Millionen Euro als ­normales Darlehen mit sechsjähriger Laufzeit.
Etwa neun Monate später hat Air Europa die 240 Millionen Euro aus dem Beteiligungsdarlehen bereits aufgebraucht. Die restlichen 235 Millionen würden mit größter Wahrscheinlichkeit, so heißt es in der Jahresabrechnung, ebenfalls bis Ende des Jahres verbraucht werden.
Der für die Rechnungsprüfung zuständige Auditor, die Gesellschaft KPMG, sieht mehr als schwarz, was die Rückzahlungsfähigkeit der Fluggesellschaft betrifft. Bereits jetzt zeichne sich ab, dass die vereinbarten Auflagen aufgrund der Abhängigkeit der Airlines von der Entwicklung der Pandemie nur schwer eingehalten werden können. Es bestünden demnach ernsthafte Zweifel über die Fähigkeit der Gesellschaft, als Unternehmen regulär weiter in Betrieb bleiben zu können.

Dass ein weiteres Rettungspaket notwendig sein wird, ist nach derzeitigem Stand unabwendbar, je mehr öffentliche Gelder die Fluggesellschaft ­jedoch erhalten wird, desto ­ungewisser wird die Lage für das Finanzamt, ob es die gezahlten Beträge je zurückerhalten wird.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass sich der Kauf von Air Europa durch die British-Airways-Mutter International Airlines Group (IAG), zu der auch Iberia gehört, angesichts der prekären Lage noch komplizierter darstellt.
Im Vorjahr hat die IAG ihr Kaufangebot bereits um die Hälfte auf 500 Millionen Euro gesenkt und die eigentliche ­Zahlung auf 2027 nach hinten verschoben, um der Airline die Zeit zu geben, die staatlichen Darlehen ­zurückzuzahlen.

Ob IAG ihre Bedingungen angesichts der aktuellen Entwicklungen erneut ändert, ist bislang noch nicht bekannt.

Über Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.