Revolution des „rosa“ Tourismus


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Gleichgeschlechtliche Urlauber im Vormarsch

Die prekäre weltwirtschaftliche Situation der letzten Jahre hat sich auch auf den für Spanien so wichtigen Tourismus ausgewirkt.

Madrid – Doch der Sektor ist auf eine neue Zielgruppe aufmerksam geworden und umwirbt nun verstärkt das finanziell starke Kollektiv der Lesben, Homosexuellen, Trans- und Bisexuellen.

Heutzutage brauchen sich gleichgeschlechtliche Paare aufgrund allgemeiner Toleranz und Akzeptanz seitens der Gesellschaft nicht mehr zu verstecken, können öffentlich den Bund der Ehe eingehen und die um ihre Lebensweise entstandene Kultur frei ausleben. Sie geraten immer mehr ins Visier der Wirtschaft. Denn laut einer Studie von Turespaña haben homosexuelle Menschen im Allgemeinen keine familiären Lasten zu tragen, können mehr Geld für sich ausgeben und reisen gerne. Gleichgeschlechtliche investieren ihre finanziellen Mittel insbesondere in das Nachtleben, Einkäufe, Technologie, Schönheit und Gesundheit. Hervorzuheben ist, dass die drei Millionen Homosexuellen Spaniens 3,3 Milliarden Euro jährlich für und auf Reisen und am Urlaubsziel mit 120 Euro täglich 30% mehr als andere Urlauber ausgeben.

Zahlen, die Unternehmen, Reiseveranstalter, Reisebüros und Urlaubsziele in letzter Zeit immer stärker antreiben, sich auf diese Zielgruppe zu konzentrieren. Das machte sich Mitte Januar auch auf der internationalen Tourismus-Messe FITUR in Madrid bemerkbar, denn in dem sogenannten „pink corner“ trafen sich Unternehmen und Urlaubsziele wie Madrid, Barcelona, Andalusien, die Kanarischen Inseln, Extremadura und Argentinien, um gleichgeschlechtliche Urlauber-Paare anzusprechen. Zu den bevorzugten Zielen des wirtschaftlich starken Kollektivs gehört bereits seit vielen Jahren Gran Canaria und insbesondere Playa del Inglés und die Dünen von Maspalomas. Wie die Szene-Topspots Sitges, Ibiza, Fuerteventura und Mykonos hat auch die kanarische Insel den Trend erkannt und sich auf die Bedürfnisse und Wünsche der Besucher eingestellt. So wurde das Makro-Einkaufszentrum Yumbo gebaut, dessen Bars, Pubs und Diskotheken sich insbesondere an das „rosa Kollektiv“ richten. Aber auch Reisen zu Kultur- und Großstädten wie Santiago de Compostela, San Sebastián, Granada, Sevilla, Madrid, Barcelona, Berlin, Amsterdam, San Francisco und Buenos Aires stehen hoch im Kurs, wie die Reiseagentur Chueca Travel in Madrid bestätigt. Andere Städte strengen sich an, nicht den Anschluss zu verlieren. So verbreitet Bilbao einen speziellen Reiseführer an Gleichgeschlechtliche in Dänemark. Viele Unternehmen richten ihr Angebot auf die neue begehrte Zielgruppe aus. Online-Reiseagenturen wie Orbitz und Tripadvisor haben Extra-Sparten eingerichtet, Hotelketten, Reiseveranstalter wie Multicolor Viajes, Ressorts und Kreuzfahrt-Veranstalter neue Produkte geschaffen.

Die Marketing-Agentur Out Now hat die Wünsche des „rosa Kollektivs“ auf ihren Reisen näher untersucht und herausgefunden, dass den Homosexuellen besonders daran liegt, gleich behandelt zu werden und sie selbst sein zu können. Laut dem spanischen Tourismus-Institut Turespaña wollen viele homosexuelle Touristen keinen „homosexuellen Urlaub“, sondern Ferien, die als „gayfriendly“ bezeichnet werden. Dieser neue Ausdruck bezeichnet eine freundliche, respektvolle und tolerante Haltung der Gastgeber gegenüber den Urlaubern, die sich normal und frei bewegen und wohlfühlen wollen.

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