Rivero plädiert für mehr Respekt und Selbstbestimmung


Der Kanarenpräsident freute sich über die im vergangenen Jahr bewiesene Einigkeit der Canarios

Ganz spontan stellte sich Kanarenpräsident Paulino Rivero am 29. Dezember im Innenhof des Regierungsgebäudes der Presse, um über das ausgehende Jahr Bilanz zu ziehen. Zwei Tage später dagegen richtete er in seiner Silvesteransprache auf La Graciosa den Blick nach vorne und forderte vom Staat, die Canarios ernst zu nehmen und die Bevölkerung wirksam Entscheidungen treffen zu lassen.

Keiner der anwesenden Pressevertreter hatte mit einem Auftritt Riveros gerechnet, doch der Kanarenpräsident ließ sich zwei Tage vor Silvester im Innenhof des Regierungssitzes zu einer Stellungnahme über das ausgehende Jahr animieren, das er als „gut“ bezeichnete. Er wolle jedoch „nicht wie Mariano Rajoy in Jubelstimmung verfallen“. Seiner Meinung nach würde zu viel Freude über die verbesserten Wirtschaftsdaten im vergangenen Jahr gegenüber den Tausenden notleidenden Familien einem Affront gleichkommen. „Solange wir den Wohlstand nicht wiedererlangt haben, ist die Krise nicht überstanden,“ lautet seine Devise.

Trotzdem erwähnte Rivero, die Kanaren würden das Jahr mit weniger Arbeitslosen und mehr Sozialversicherten abschließen als zum Jahresende 2013 und führte die guten Daten „zum großen Teil“ auf die gute Arbeit seiner Regierungskoalition mit den Sozialisten zurück. Dabei sparte er nicht an Eigenlob und bezeichnete sein Kabinett als „kompetent, rigoros, transparent und vorbildlich“.

Trotz der massiven Einschnitte betonte Rivero, auch im vergangenen Jahr einen Schwerpunkt auf die öffentlichen Dienste gelegt zu haben.

Die Glockenschläge, welche das neue Jahr einläuteten, wurden dieses Mal vom Regionalsender Televisión Canaria von La Graciosa aus übertragen. Der Kanarenpräsident war auch dabei und richtete sich dieses Mal in einer offiziellen Ansprache an seine Mitbürger und an den spanischen Staat.

Der 62-Jährige, der in diesem Jahr seinen Platz als Regionalpräsident räumen wird und über seine Zukunftspläne noch keine konkreten Äußerungen getroffen hat, will im vergangenen Jahr Verbesserungen erkannt haben. 2014 sei geprägt von Arbeit, Problemen und Anstrengungen gewesen, doch sei er überzeugt, 2015 würde mehr soziale Gerechtigkeit bringen.

In seiner Rede lobte er die Einigkeit der Canarios, die im vergangenen Jahr zu Tausenden auf den Straßen für ihre Forderungen eingetreten seien. „Jetzt sind wir nur noch eine Stimme, statt sieben, nur noch eine Bevölkerung, statt sieben,“ freute sich Rivero.

Als Ziele für das neue Jahr setzte er die Aufrechterhaltung der öffentlichen Dienste, die Einhaltung des Haushaltes, die Verbesserung des touristischen Angebotes, die Stärkung eines nachhaltigen Systems und die Verteidigung der eigenen Wünsche und Entscheidungen.

Insbesondere im Hinblick auf die Forderung der Canarios nach einem Abbruch der Probebohrungen forderte Rivero seine Landsleute auf, sich Gehör zu verschaffen, um die Zukunft und nachhaltige Entwicklung der Inseln nicht zu gefährden. Vom Staat forderte er, die Wünsche der Canarios ernst zu nehmen und zu respektieren sowie den Inseln mehr Selbstbestimmung zuzugestehen.

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