Der ehemalige spanische Vizepräsident, Wirtschaftsminister, IWF-Direktor und spätere Bankia-Chef soll Provisionen für die Vergabe von Werbeaufträgen der Bank kassiert haben
Madrid – Rodrigo de Rato y Figaredo war spanischer Vizepräsident und Wirtschaftsminister in der Regierung Aznar (1996 – 2004), geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds IWF (2004 – 2007) und Vorstandsvorsitzender des Geldinstituts Bankia (2010 – 2012), das 2010 im Zuge der Bankenkrise durch den Zusammenschluss von sieben Sparkassen, darunter Caja Madrid und Caja Canarias, entstanden ist.
Mittlerweile ist Rato wegen Unterschlagung im Zusammenhang mit der Affäre um die schwarzen Kreditkarten für Führungskräfte und Aufsichtsratsmitglieder verschiedener Parteien und Gewerkschaften der Caja Madrid und Bankia, die sich in seiner Zeit als Chef dieser beiden Banken abspielte, zu einer Haftstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt worden. Die hat er vor sieben Monaten angetreten. Ein weiteres Verfahren wegen Täuschung der Investoren durch Fälschung der Bilanzen zum Börsengang von Bankia ist noch im Gange. Nun kommt noch ein drittes Verfahren hinzu, weil Rato in den Jahren 2011 und 2012 als damaliger Bankia-Chef Provisionen in Höhe von 2,2 Millionen Euro für die Vergabe von Werbeaufträgen an die Agenturen Zenith und Publicis eingestrichen haben soll.
In diesem Verfahren, welches von einer umfassenderen Untersuchung über die Herkunft seines Vermögens, dem „Caso Rato“, abgetrennt wurde, und nun als eigenständiger Fall am Untersuchungsgericht 31 in Madrid verhandelt wird, legt man ihm Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr zur Last. Die Staatsanwaltschaft fordert vier Jahre Haft und eine Geldstrafe von 2,5 Millionen Euro. Mit Rato gemeinsam sind in dieser Sache zwölf weitere Personen angeklagt: José Manuel Fernández Norniella, ehemaliges Vorstandsmitglied von Bankia und früherer Staatssekretär für Wirtschaftsbeziehungen und die rechte Hand von Rodrigo Rato bei Bankia; Alberto Portuondo, mutmaßlicher Strohmann Ratos; Teresa Arellano, die persönliche Sekretärin Rodrigo Ratos; Miguel Ángel Montero, Geschäftsführer zahlreicher Familienunternehmen Ratos; Domingo Plazas, Steuerberater des Ex-Bankia-Chefs, sowie sieben Führungskräfte der Agenturen Zenith und Publicis.
Allen Beklagten hat der Richter zusätzlich die Hinterlegung einer Kaution zur Absicherung zivilrechtlicher Ansprüche in Höhe von jeweils 4.522.154 Euro auferlegt, die nötigenfalls durch Pfändung eingetrieben werden.
Betrügerischer Börsengang
Am Nationalen Gerichtshof (Audiencia Nacional) wird indessen schon seit November vergangenen Jahres der „Caso Bankia“ verhandelt, in welchem Rodrigo Rato zusammen mit 34 weiteren Beschuldigten auf der Anklagebank sitzt. Es soll geklärt werden, ob die Investoren, die zum Börsengang von Bankia im Jahr 2011 Anteile kauften, durch gefälschte Bilanzen über den wahren Zustand der Bank getäuscht wurden. In diesem Fall fordert die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von fünf Jahren für Rato.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]