106 Migranten wurden von den Kanaren ausgeflogen • Die Flüchtlingswelle hält weiter an, rund 300 Personen kamen in den letzten zwei Wochen an • Misión Cristiana und andere Hilfsorganisationen überfordert
Kanarische Inseln – Anfang des Jahres forderte Kanarenpräsident Ángel Víctor Torres den spanischen Innenminister Fernando Grande-Marlaska angesichts der überquellenden Aufnahmezentren auf, die Rück- führung von illegal eingereisten Migranten zu beschleunigen. Dem Anliegen wurde offenbar Rechnung getragen, denn im Januar wurden zwei Abschiebungsflüge nach Mauretanien durchgeführt. Am letzten Wochenende des Monats wurden 60 Personen von den Kanaren ausgeflogen, 56 von ihnen stammen aus Mali, drei aus dem Senegal und eine aus Mauritanien. Einige Tage zuvor, am 20. Januar, waren 46 Personen auf dem gleichen Wege abgeschoben worden.
Der Servicio Jesuita a Migrantes (SJM), der Volksanwalt und verschiedene politische Parteien, u.a. Nueva Canarias, Coalición Canarias und Podemos, hatten die Abschiebungen kritisiert, weil sie in ein Drittland erfolgen, in Mali Krieg herrscht und im Zielland Mauretanien die Sicherheit der ausgewiesenen Migranten nicht gewährleistet sei. Der spanische Regierungsdelegierte auf den Kanaren, Juan Salvador León, wies darauf hin, dass es sich um Personen handle, die irregulär ins Land eingereist seien und deshalb ausgewiesen werden müssten. Die Abschiebungen seien legal. Zwischen Spanien und Mauretanien besteht ein Rückführungsabkommen für alle Personen, die von diesem Land aus aufgebrochen sind.
Fast jeden Tag kommen neue Pateras an
In den vergangenen zwei Wochen kamen erneut über 300 Migranten von der westafrikanischen Küste auf Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote an oder wurden von der Seerettung in kanarischen Gewässern entdeckt und gerettet. In der Mehrzahl handelt es sich um junge Männer sowie rund 50 Frauen, darunder mindestens zwei Schwangere, 10 Kinder und ein Baby.
Überforderte Hilfsorganisationen
Nicht nur die Migrantenzentren sondern auch die Aufnahmekapazitäten der kanarischen Hilfsorganisationen platzen aus allen Nähten. Wie in der Misión Cristiana Moderna in Risco Prieto auf Fuerteventura – hier herrscht drangvolle Enge, seit die Zentralregierung der Organisation 40 Personen zugewiesen hat, die am 24. Januar in einem Holzboot die Küste Fuer- teventuras erreichten. Eigentlich gibt es nur Platz für 30 Personen, 15 Frauen und 15 Männer, doch nun drängen sich achtzig Menschen in der Einrichtung. Schlafen auf Matrazen auf dem Boden. Trotz der Überforderung versichert Pastor Ángel Hernández, man werde auch die nächsten Migranten aufnehmen, niemand dürfe auf der Straße landen. Er hofft darauf, dass Innenminister Fernando Grande-Marlaske, der dieser Tage nach Gran Canaria kommen wird, um die Probleme der Unterbringung und Versorgung der Migranten zu erörtern, eine Lösung finden wird.
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