Schlangenjagd auf Gran Canaria


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Die Kalifornische Kettennatter beunruhigt die Umweltbehörden

Eine angenehme Eigenart der Kanarischen Inseln ist die Abwesenheit von Schlangen und giftigen Spinnen, Skorpionen usw.

Doch das trifft nur noch bedingt zu, denn vor 10 Jahren schlugen die Anwohner der Ortsteile La Solana und San Roque in Telde erstmals Alarm, weil sie in der Nähe ihrer Häuser Schlangen – „Kalifornische Ketten- oder Königsnattern“ (Lampropeltis getulus californiae) – entdeckt hatten. Obwohl es sich um eine für den Menschen harmlose und ungiftige Art handelt, sind die Umweltbehörden trotzdem beunruhigt. Schließlich stellt die Einführung neuer Tierarten grundsätzlich eine Gefahr für endemische Spezies dar, denn sie ernähren sich von Kleintieren, die sie erwürgen. In der Zwischenzeit haben sich die Schlangen fröhlich vermehrt und sind zu einer Plage avanciert. Im Winter bleiben sie unbemerkt, doch sobald die frühlingshaften Temperaturen sie aus ihren Schlupflöchern locken, wird deutlich, wie viele es geworden sind.

Vor zwei Jahren hat die Inselregierung in Zusammenarbeit mit der Stadt Telde das sogenannte „Unternehmen Schlange“ gestartet, um möglichst viele, wenn nicht gar alle Schlangen einzufangen. Aus den USA hat man reusenartige Fallen aus Maschendraht kommen lassen, die durch trichterförmige Öffnungen als Schlangenfallen dienen.

Der Landwirtschaftsbeauftragte der Stadt Telde besuchte die betroffenen Ortsteile und beruhigte die Bewohner: „Die Schlangen sind nicht gefährlich und nicht giftig“. Dennoch bat er um sofortige Benachrichtigung der Umweltpolizei Seprona, wenn ein Exemplar gesichtet wird. Denn es wurde bekannt, dass besonders pfiffige Jugendliche die Schlangen einfangen und auf dem Schwarzmarkt an Reptilienliebhaber verkaufen. Angeblich ist jedes Exemplar zwischen 200 und 300 Euro wert. Das ist aber nach den neuen Umweltgesetzen  illegal.

Die 2008 begonnene Kampagne zur Schlangenjagd hat 236.000 Euro gekostet und war erfolgreich: Insgesamt 334 Kalfornische Kettennattern wurden eingefangen. Die Schlangenspezialisten haben mittels an Schlangen befestigten Peilsendern deren Verhalten untersucht und herausgefunden, dass sie im März sexuell aktiv werden. Die Gelege bestehen aus 3 – 30 Eiern und die Jungschlangen schlüpfen zwischen Mai und Juli. Daher begann man mit der Jagd schon im Februar.

Umweltschützer haben in diesem Zusammenhang erneut ihre Besorgnis angesichts der Gefahr der Einführung exotischer Tiere auf die Inseln ge­äußert. Sie fürchten eine Bedrohung für die einheimische Tierwelt und rufen Halter exotischer Tiere zu mehr Verantwortungsbewusstsein auf. Wer ein exotisches Tier entkommen lässt oder absichtlich freilässt gefährdet die Natur und seine Umwelt.

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