Schulden im Rentenalter: abzahlen – ja oder nein? (2. Folge)


Ein Artikel von Ottmar Beck (Alltrust AG)

Bevor Sie sich daran machen, Ihre Alterseinkünfte und entsprechende Vorsorgemöglichkeiten zu prüfen, müssen Sie sich notwendigerweise auch mit Ihren Schulden auseinandersetzen.

Ihre Großeltern hätten ihre Hypothek wahrscheinlich noch vor der Pensionierung zurückgezahlt. Schließlich hatten sie in ihrer Jugend noch erlebt, wie in der Phase der großen Depression viele ihr Haus verloren haben, weil sie die Darlehenszinsen nicht mehr zahlen konnten. Zwar machen Hypotheken in der Regel den größten Teil der Schulden aus, aber zu den Schulden gehören alle Schulden, also auch Kreditkartenschulden, die Finanzierung fürs Auto und sonstiges. Die Einnahmenseite ist relativ rasch zu übersehen: Hierzu gehören die Rente, die Betriebsrente sowie die voraussichtlichen Erträge aus dem freien Vermögen.

Nachdem Sie sich einen Überblick über Ihre Schulden und Ihre Einnahmen verschafft haben, müssen Sie ein Budget aufstellen. Normalerweise machen die Wohnkosten im Haushaltsbudget den größten Anteil aus. Im Rentenalter kann dieser Anteil sogar noch größer werden, da die meisten Menschen im Alter mit weniger Geld auskommen müssen. Zu den Hypothekenzinsen kommen noch Tilgung, Heizung, Unterhalt und sonstige Nebenkosten Ihrer Immobilie. Für die Nebenkosten sollten Sie jährlich circa 1 % Ihres Haus­­wertes ansetzen. Da die Zinsen derzeit auf einem historischen Tiefststand sind, ist es sinnvoll, nicht den aktuellen Hypothekenzinssatz zu übernehmen, sondern mit einer Größenordnung von 6 % zu kalkulieren. Weitere Ausgaben sind die laufenden Lebenshaltungskosten und Versicherungen (speziell Krankenkassen), auch sollten Ausgaben für Reisen, für den Kauf eines Autos, eine jährliche Rücklage für anfallende Renovierungen und ein Sicherheitspolster für Unvorhergesehenes berücksichtigt werden.

Bei dieser Ausgabenplanung helfen manchmal auch Statistiken weiter: Der durchschnittliche Rentnerhaushalt gibt 20 % seines Einkommens für Wohnen, 38 % für die Lebenshaltung, 16 % für die Freizeit, 14,5 % für das Auto, Bus oder Bahn, 3,5 % für die Gesundheitspflege und die verbleibenden 8 % für sonstiges aus. Nicht unterschätzen sollten Sie bei der Aufstellung Ihres Budgets, dass Sie nach der Pensionierung oft mehr Geld für Reisen ausgeben werden. Da Sie jetzt mehr Zeit haben und hoffentlich körperlich fit sind, werden Ihre Ausgaben für Hobbys und Konsum mit Sicherheit steigen. Geht diese Einnahmen-Ausgaben-Rech­nung unter dem Strich auf, dann können Sie Ihr Alter im Eigenheim sorgenfrei genießen.

Wahrscheinlich wird es aber nicht sinnvoll sein, die private Immobilie zu halten. Sie sollten sich also überlegen, ob Sie einen Teil des Hauses umbauen können, um durch Untervermietung Ihre Einnahmen aufzubessern. Geht dies nicht, sollten Sie das Objekt verkaufen und sich eine Wohnung mieten beziehungsweise ein kleineres Objekt kaufen. Das kann eine schmerzhafte Entscheidung sein, aber sehen Sie es positiv: Sie müssen sich nach dem Verkauf nicht mehr mit dem Unterhalt und der Pflege des Objektes herumschlagen und können ein bisschen mehr reisen.

Wenn Sie aus Ihrem freien Vermögen die gesamte noch offene Hypothek zurückführen wollen, sollten Sie bedenken, dass Sie niemals Ihr gesamtes Eigenkapital in Ihrer privaten Wohnimmobilie binden sollten. Denn dies geht zulasten der Liquidität. Sie sollten immer auch Geld übrig haben, um unvorhergesehene Kosten decken zu können. Denn oft ist eine nachträgliche Aufstoc­kung der Hypothek im Alter nicht mehr ohne Weiteres möglich. Stellen Sie sich vor, Sie müssten Ihre Hypothek erhöhen, weil Ihre Frau im Pflegeheim ist und Sie Ihr Erspartes aufgebraucht haben – erzählen Sie das Ihrem freundlichen Bankberater und er wird Ihnen kaum eine neue Hypothek gewähren. Grundsätzlich gilt: Eine Hypothek zurückzuzahlen ist deutlich einfacher, als eine Hypothek zu erhöhen. Das gilt ganz besonders in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Aber unter bestimmten Gesichtspunkten kann es sich durchaus lohnen, eine Hypothek weiterzuführen. Nämlich dann, wenn das investierte Geld nach Steuern eine höhere Rendite bringt als die Hypothek (nach Steuern) kostet. Ein Investment mit niedrigerem Risiko wie Festgeld oder festverzinsliche Anleihen wird dies kaum erwirtschaften, sondern nur eine kurzfristig risikobehaftete Strategie. Ob es sich lohnt, eine Hypothek weiterzuführen, teilweise weiterzuführen oder zu tilgen, will also gut überlegt sein – vor allem, weil im Alter Liquidität und Sicherheit Trumpf sind und nicht Rendite, Zinsen oder Steuern.

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Haben Sie Interesse? Sie können bei Herrn Robert Burlon unter der Telefon-Nr.: 922-57 54 96 Näheres erfahren.

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