Schutzkampagne für gefährdete Zugvögel


Ein junger Gelbschnabel-Sturmtaucher. Foto: Cabildo de El Hierro

Jedes Jahr verunglücken Hunderte Gelbschnabel-Sturmtaucher bei ihren ersten Flugversuchen

Kanarische Inseln – Im Oktober ist auf mehreren Kanareninseln die alljährliche Schutzkampagne für Gelbschnabel-Sturmtaucher – auf Spanisch „Pardela Cenicienta“ – angelaufen. Schätzungsweise 30.000 Paare dieser Zugvogelart brüten jedes Jahr auf den Kanaren. In der Zeit zwischen Anfang Oktober und Mitte bis Ende November unternehmen die Jungvögel ihre ersten Flugversuche. Geblendet durch das helle Licht der Küstenorte stürzen dabei viele Vögel ab und benötigen tierärztliche Hilfe.

Auf Teneriffa wurden während der vergangenen Kampagne 1.617 verunglückte Gelbschnabel-Sturmtaucher aufgelesen, die meisten davon (96%) konnten später wieder zurück in die Freiheit entlassen werden. Die meisten Vögel wurden in den Urlaubsgebieten von Adeje und Arona aufgefunden, die durch die vielen Hotels besonders hell beleuchtet sind.

Auch auf El Hierro findet die Schutzkampagne für Gelbschnabel-Sturmtaucher statt. Das Umweltamt der Insel schätzt, dass alljährlich 4.000 dieser Vögel in den Klippen der Insel nisten. 2017 wurden 127 verletzte Jungvögel eingesammelt, von denen nur vier ihre Verletzungen nicht überlebten. Die übrigen Tiere konnten nach ihrer Genesung wieder freigelassen werden. Das Cabildo hat die drei Stadtverwaltungen der Insel sowie die Unternehmen DISA und Endesa aufgerufen, die Beleuchtung im Oktober und November, wenn möglich, zu reduzieren.

Auf La Gomera wurde 2017 eine ähnliche Zahl von Sturmtauchern gerettet.

Auf allen Inseln ist die Bevölkerung in den nächsten Wochen zur Mithilfe aufgerufen.

Verunglückte Vögel bleiben nach dem Unfall meist reglos am Boden sitzen. Wenn möglich sollte das Tier in einem mit Löchern versehenen Karton untergebracht werden, bis es von den zuständigen Rettungskräften abgeholt wird. In keinem Fall soll der Vogel gefüttert werden.

Auf Teneriffa können verunglückte Pardelas direkt beim Zentrum für verletzte Wildtiere La Tahonilla (Tel. 922 445 777), beim Amt für Bürgerservice des Cabildos (Tel. 901 501901) oder bei der Notrufnummer 1-1-2 gemeldet werden. Auf El Hierro gilt ebenfalls die Nummer 1-1-2, und auf La Gomera kann die 922 141 501 gewählt werden.

Der Gelbschnabel-Sturmtaucher ist eine auf den Kanaren seit Jahren geschützte Zugvogelart. Die Vögel aus der Ordnung der Röhrennasen brüten einmal pro Jahr, und jedes Paar legt nur ein einziges Ei in eine Nisthöhle an den Klippen oder direkt auf die Felsen. Wenn das Junge schlüpft, wird es eine lange Zeit – bis zu 90 Tage – im Nest von den Eltern versorgt, bis es flügge ist. Gelbschnabel-Sturmtaucher, die bei Nacht zu ihren Nistplätzen fliegen, sind an ihrem Geschnatter zu erkennen, das manchmal wie das Weinen eines Kindes klingt.

Im Oktober verlassen die Jungvögel dann die Nistplätze und wagen sich aufs Meer hinaus, wo sie die meiste Zeit ihres Lebens verbringen werden.

Ein Experiment im Tal von Güímar

Die spanische Vereinigung für Vogel- und Naturschutz SEO/ BirdLife hat die Bevölkerung in den Gemeinden Candelaria, Arafo und Güímar auf Teneriffa aufgefordert, die Außenbeleuchtung von Gebäuden und Wohnhäusern auszuschalten. Im Rahmen eines Experiments, für das die Gemeinden im Tal von Güímar ausgewählt wurden, sollen die Bürger in den ersten beiden Novemberwochen alle zwei Tage (konkret am 31. Oktober und am 2., 4., 6., 8., 10. und 12. November) die Außenbeleuchtung von Häusern und Wohnblocks ausschalten.

Das Experiment soll zeigen, ob und wie die Beleuchtung Einfluss auf die Zahl verunglückter Vögel hat.

„Es kostet nur eine sehr kleine Anstrengung und kann vielen dieser unglaublichen Vögel das Leben retten“, erklärte Yarci Acosta, Sprecherin von SEO/BirdLife Canarias. Das Tal von Güímar wurde für das wissenschaftliche Experiment wegen der klar definierten Siedlungsgebiete an der Küste ausgewählt.

Unterstützt wird das Experiment auch durch das Astrophysikalische Institut der Kanaren (IAC), das mit modern­sten Lichtmessern die Lichtstrahlung am Nachthimmel registriert hat.

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