Seit 2014 steigt die Zahl der Verkehrstoten


DGT-Direktor Gregorio Serrano (2.v.l.) musste eingestehen, dass die staatlichen Anstrengungen zur Senkung tödlicher Verkehrsunfälle abgenommen haben. Foto: EFE

Der Posten für die Prävention und Aufklärungskampagnen ist in den letzten Jahren erheblich gekürzt worden

Madrid – Im eben zu Ende gegangenen Jahr kamen auf den spanischen Autobahnen, Schnell- und Landstraßen 1.200 Personen ums Leben – 39 mehr als im Vorjahr, wie die Verkehrsbehörde DGT dieser Tage bekannt gab. Die Opferverbände gehen davon aus, dass auch die Zahl der Verkehrstoten auf den innerstädtischen Straßen und somit die Gesamtzahl aller Verkehrstoten im vierten Jahr in Folge angestiegen ist.

DGT-Direktor Gregorio Serrano gestand ein, dass die Anstrengungen zur Senkung der Zahl der Verkehrstoten geringer geworden wären. Er hob jedoch hervor, dass die Menschen auf den Straßen ums Leben kämen, weil sie zu schnell, unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen, abgelenkt oder ohne Gurt fahren würden.

Doch die Verbände zeigen auch die anderen Faktoren auf, die zur erneuten Verschlechterung der Statistiken beigetragen haben: Die Zunahme des Verkehrs, die krisenbedingte Alterung des Fuhrparks, die mangelnde Investition in den Erhalt der Straßen,  deren Posten auf das Niveau der 80er-Jahre gekürzt wurde, oder den geringeren Stellenwert der Verkehrssicherheit, seitdem Mariano Rajoy 2011 zum ersten Mal zum Präsidenten gewählt worden ist.

Francisco Canes, Präsident der Opfervereinigung DIA, erklärte, die Verkehrssicherheit sei für den Staat keine Priorität mehr. So würde beispielsweise nicht mehr die Kommission für Verkehrssicherheit im Abgeordnetenhaus einberufen, an der Opfer- aber auch Motorradvereinigungen teilgenommen hätten. „Wir müssen uns bewusst werden, dass sich das Problem nicht von alleine lösen wird. Wir brauchen ein entschiedeneres Vorgehen. Und es werden Geld und Investitionen benötigt,“ forderte Jesús Monclús, Direktor für Verkehrssicherheit der Mapfre-Stiftung. „Die Vorsicht hat abgenommen, und das hat zum Anstieg der Zahl der Verkehrstoten geführt,“ so Anna Novella, Präsidentin von Stop Accidentes.

Die ehemalige Direktorin der Verkehrsbehörde DGT, María Seguí, hat selbst zugegeben, dass „aufgrund politischer und wirtschaftlicher Interessen“ nichts zur Verminderung der Verkehrsunfälle unternommen wurde. So ist der Posten für Aufklärungskampagnen erheblich gekürzt worden. Im Jahr 2008 investierte die DGT noch 17,7 Millionen Euro, die sozialistische Regierung kürzte die Mittel bis 2011 weiter auf 14 Millionen Euro. Unter der PP-Regierung wurden dann nur noch 10 Millionen Euro zur Prävention bereitgestellt, und das ist bis heute so geblieben.

Der derzeitige DGT-Direktor hat ein neues Gesetz angekündigt, um insbesondere den Drogenkonsum der Verkehrsteilnehmer zu bekämpfen. „Jetzt müssen wir uns auf die Drogen konzentrieren. 43% der im Jahr 2016 tödlich verunglückten Fahrer wurden positiv auf Alkohol oder Drogen getestet,“ teilte Gregorio Serrano mit. Das neue Gesetz soll auch die Handhabung des Mobiltelefons regeln, eine der häufigsten Ablenkungen am Steuer.

Im vergangenen Sommer hat Mariano Rajoy eine Investition von fünf Milliarden Euro in das Straßennetz angekündigt. Laut Serrano untersuche die Behörde derzeit die gefährlichsten Punkte auf spanischen Straßen, also die, auf denen sich die meisten tödlichen Unfälle ereignen.

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