Seit dem 18. Juli überwacht die Europäische Union die afrikanische Küste


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Präsident Zapatero auf Teneriffa: „Die Regierung wird nicht an Mitteln für die Kanaren sparen, um die illegale Immigration zu bekämpfen“

Der spanische Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero stattete Teneriffa und Fuerteventura in der vergangenen Woche einen Kurzbesuch ab, um sich persönlich über das Problem der illegalen Immigration zu informieren. Im vergangenen Frühjahr hatte die Zahl der Immigranten, die in ihren Booten Teneriffa erreichten in einem Maße zugenommen, dass die hiesigen Behörden und Hilfsorganisationen absolut überfordert und die provisorischen Auffanglager hoffnungslos überfüllt waren.

Allein im Monat Mai kamen 3.500 Afrikaner auf den Inseln an.

„Seit dem 18. Juli“, so der Präsident bei seiner Ankunft, „überwacht die EU für unbegrenzte Zeit die Küste Afrikas um die illegale Immigration zu bekämpfen“. Er versprach dem kanarischen Präsidenten Adán Martín, seine Regierung werde nicht an Mitteln sparen, um diese Immigrantenwelle zu stoppen und zwar in Zusammenarbeit mit den afrikanischen Staaten.

Noch vor Ende dieses Monats wird der Ministerrat einen Sicherheitsplan verabschieden, dessen Ziel die Eindämmung der illegalen Einwanderung von Afrika aus ist. 13 europäische Länder sind an der Überwachungsaktion der Küste Afrikas beteiligt. Spanien hat zwei Schiffe sowie vier Patrouillenboote der Guardia Civil bereitgestellt, die zusammen mit Schutzkräften aus Frankreich, Portugal und Finnland zum Einsatz kommen.

Zapatero hat mit diesem Besuch ein Versprechen eingelöst, das er dem kanarischen Präsidenten Adán Martín gab, als der Ansturm der Immigranten am stärksten war und er in Madrid vorstellig wurde, um die Regierung in die Verantwortung zu nehmen.

Mit diesem Besuch auf den Kanaren wolle er demonstrieren, dass seine Regierung voll hinter der kanarischen Bevölkerung steht, die von dem Immigrantenstrom geradezu erdrückt worden sei. „Wir haben weder diplomatische, politische noch materielle Anstrengungen gescheut in einer beispiellosen Aktion vor der Europäischen Union und bei den Regierungen der Saharastaaten“, erklärte der Präsident unter anderem. „Und ein Erfolg unserer Bemühungen ist sicherlich die Tatsache, dass die Zahl der Illegalen zwischen Mai und Juni von 3.500 auf 500 zurückgegangen ist“. Während dieser Zeit war die spanische Diplomatie mit Hochdruck tätig und konnte auch mit einigen Staaten Abkommen über die Rückführung der Immigranten erreichen, so beispielsweise mit dem Senegal.

Zapatero brachte seinen Dank für das vorbildliche Verhalten der kanarischen Bevölkerung und der verschiedenen Hilfsorganisationen bei der massiven Ankunft der Immigranten zum Ausdruck.

„Das lehrt einen viel“

Er hielt seine Gefühle nicht zurück, als er nach seinen Eindrücken in den Internierungszentren von Hoya Fria und Las Raices befragt wurde, wo er sich mit verschiedenen Immigranten und Betreuern unterhalten hatte. „So etwas lehrt einen viel“, fasste er seine Empfindungen zusammen. Er bezeichnete die Behandlung der Menschen als vorbindlich.

Zapatero war in Begleitung des kanarischen Präsidenten und seines Arbeits- und Sozialministers Jesús Calderas nach Las Raices gekommen. Das Lager, das auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums errichtet wurde, war mit 440 Immigranten belegt, die meisten von ihnen aus dem Senegal. Er verständigte sich mit der Hilfe eines der Insassen, David, der am 18. Juni mit einem der Cayucos angekommen war und als Dolmetscher fungierte.

Als die Gruppe später das Zentrum von Hoya Fría in der Nähe von Santa Cruz de Tenerife erreichte, waren die Insassen, vorwiegend junge Männer, gerade beim Mittagessen. Der Präsident begrüßte die Köchinnen und ließ sich mit ihnen fotografieren. Die Kostprobe des Menüs – kanarische Gemüsesuppe, Kartoffeltortilla und Hamburger wurde durch die Immigranten unterbrochen, die begeistert applaudierten, als sich einer von ihnen erhob und den Namen des Präsidenten rief. Der erklärte, dass er sehr stolz auf die vorbildliche Behandlung sei, welche die Immigranten in diesen Zentren erfahren. Er freue sich, ein Land zu regieren, das über Mitarbeiter, über Personen verfügt, die ihre Aufgabe mit Mitgefühl für diese Menschen versehen, die nur ein würdiges Leben suchen. Die Aufgabe sei, ihnen die Hoffnung auf Arbeit und Menschenwürde nicht zu nehmen.

Auf der Hafenmole von Los Cristianos unterhielt sich der Präsident mit den Beamten der Guardia Civil, den Polizisten, Mitgliedern des Seerettungsdienstes, des Roten Kreuzes und anderer Hilfsorganisationen, die tagtäglich Menschenleben retten müssen. Er schüttelte jedem von ihnen die Hand und bedankte sich für ihre aufopfernde Arbeit. Helfer des Roten Kreuzes hatten eine Ausstellung von Fotos aufgebaut, die während ihrer Rettungs- und Betreuungsaktionen aufgenommen wurden. Der Präsident gestand, dass er davon tief beeindruckt war.

Auf Fuerteventura besuchte er später das Immigrantenzentrum El Matorral sowie die Küstenüberwachungsanlage SIVE in Puerto del Rosario. In El Matorral wurden er und seine Begleiter ebenfalls mit Applaus empfangen. Die Immigranten hatten Schilder angefertigt, auf denen „Viva Zapatero“ und „Viva España“ zu lesen war. Dort kündigte er an, dass er im nächsten Monat auch einen Besuch auf Gran Canaria und auf La Palma abstatten werde. Es waren von dort bereits entsprechende Klagen laut geworden.

Guter Eindruck ist wichtig

Die Hafenarbeiter von Los Cristianos trauten ihren Augen nicht, als am Tag vor dem Besuch des Präsidenten ein großer Hebekran auftauchte und vier der fünf Cayucos aus dem Wasser hob, die seit Monaten auf dem Grund der Bucht von Los Cristianos lagen.

Monatelang hatte sich die Stadtverwaltung von Arona erfolglos an die verschiedensten Stellen gewandt. Der fünfte Cayuco, so ein Sprecher der Hafenverwaltung, durfte auf Wunsch des Cabildos nicht entfernt werden.

Und sie staunten auch nicht schlecht, als sie unerwartet mit nagelneuen Overalls ausgestattet wurden und sogar ein Quad für eilige Angelegenheiten zur Verfügung stand.

„Man müsste den Präsidenten öfter einmal einladen, damit hier noch mehr positive Dinge passieren“, kommentierte einer von ihnen. „Ob die Bucht auch noch weiterhin gesäubert wird, wenn der Besuch des Präsidenten vorüber ist…“, fragte ein anderer und seine Zweifel waren nicht zu überhören.

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