Serienvergewaltiger in Untersuchungshaft erhängt


© EFE

Das Innenministerium prüft die eigentümlichen Umstände

Ganz groß ging es im Oktober letzten Jahres durch die kanarischen Medien. Auf Gran Canaria war ein Mann verhaftet worden, der für zahlreiche Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe, ja sogar für das Verschwinden der beiden seit langem vermissten Kinder Sara Morales und Yeremi Vargas verantwortlich sein könnte.

Schnell hatte man sogar eine Art Spitzname für den 47-jährigen Miguel Ángel M.R. gefunden. Vom „Vergewaltiger mit dem weißen Lieferwagen“ (mehrere Opfer hatten ausgesagt, dass ihr Peiniger ein solches Fahrzeug fuhr) oder auch „Vergewaltiger von La Feria“ (Stadtteil von Las Palmas, in dem er mit seiner Familie lebte) war hier die Rede und immer wieder auch vom „mutmaßlichen Serienvergewaltiger”.

Formell wurde er der Vergewaltigung in vier Fällen, des versuchten Mordes in einem Fall sowie verschiedener anderer Delikte wie Freiheitsberaubung, Bedrohung, Bestechung und Diebstahl angeklagt. Inoffiziell soll er mindestens 20 sexuelle Aggressionen verübt haben.

Nach wenigen Wochen des Aufruhrs war es allerdings wieder still um den Fall geworden, nicht zuletzt, weil seine Festnahme in keiner Weise dazu beitrug, etwas über das Schicksal der beiden vermiss­ten Kinder in Erfahrung zu bringen.

Am 23. Januar machte der Verdächtige jedoch erneut Schlagzeilen. Am Tag zuvor hatte man ihn erhängt in einem der Toilettenräume des Gefängnisses El Salto del Negro gefunden, wo er in Untersuchungshaft saß und auf seinen Prozess wartete.

Nach einer ersten Aussage der Gefängnisleitung soll der mutmaßliche Vergewaltiger einen der wenigen Momente, in denen er unbeobachtet war genutzt haben, um sich mit einem Bettlaken zu erhängen. Doch schon in dem Moment war es der Gefängnisleitung nicht möglich zu beantworten, wie es der Häftling geschafft hatte, das Bettlaken in den Toilettenraum zu schmuggeln, an einem Gitter zu befestigen, das ziemlich hoch lag, auf eine Mauer zu klettern und sich, mit dem Laken um den Hals, in die Tiefe zu stürzen. Und das alles innerhalb weniger Minuten.

Dennoch bestätigte auch die Autopsie den ursprünglichen Verdacht auf Selbstmord. Die Gerüchte, das möglicherweise noch andere Personen in den Vorfall verwickelt sein könnten, galten somit als widerlegt.

Am Tag nach seinem Selbstmord stand ein Gerichtstermin an, bei welchem er von seiner Frau geschieden werden sollte. Diese hatte die Scheidung eingereicht, nachdem er verhaftet worden war.

Trotzdem schickte das spanische Innenministerium zwei Inspektoren nach Gran Canaria. Diese sollen aufklären, wie es dazu kommen konnte, dass sich der Mann umbrachte, obwohl er wegen Selbstmordrisikos eigentlich unter besonderer Beobachtung stand.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]

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