„Sexueller Missbrauch von Minderjährigen durch Mitglieder der Kirche: nur kleine Fälle“

Luis Argüello (3. v.l.) mit dem Präsidenten von Galicien, Alberto Núñez Feijóo (4. v.l.) und anderen Mitgliedern der Bischofskonferenz bei einem Frühstück in Santiago de Compostela am 19. November Foto: efe

Luis Argüello (3. v.l.) mit dem Präsidenten von Galicien, Alberto Núñez Feijóo (4. v.l.) und anderen Mitgliedern der Bischofskonferenz bei einem Frühstück in Santiago de Compostela am 19. November Foto: efe

Der Sprecher der Spanischen Bischofskonferenz spielt das Thema herunter

Madrid – Während die Katholische Kirche in vielen Ländern Europas, aber auch weltweit, endlich mit der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs von Kindern begonnen hat, zeigt sich die Kirchenleitung in Spanien noch weitgehend uneinsichtig. Einige „fortschrittliche“ Bischöfe haben zwar auf eine offizielle Aufklärung gedrängt, doch der Sprecher der Bischofskonferenz, Luis Argüello, ist nach wie vor bemüht, die Angelegenheit herunterzuspielen, frei nach dem Satz „andere waren viel schlimmer“. Er übt harte Kritik an der Tatsache, dass die Medien den Fokus immer nur auf die Katholische Kirche richten. Es sei die Zivilgesellschaft, in der sich die meisten Vergehen an Kindern und Jugendlichen ereignen, behauptet er. Warum untersuche man nicht beim COE – Spanisches Olympisches Komitee – oder bei der FIFA, dem internationalen Fußballverband. Eine rhetorische Frage, um hervorzuheben, dass die Spanische Bischofskonferenz CEE im Gegensatz zu den Kirchenleitungen in Europa und Amerika, weder interne noch externe Untersuchungen eingeleitet hat.

Gemäß Nachforschungen der Zeitung El País, da ja offizielle Daten nicht zur Verfügung stehen, gibt es mindestens 945 Opfer von Päderastie in den Reihen der spanischen Kirche. „Selbst wenn man alle zusammenzählt, die in den Medien erschienen sind und das in den vergangenen achtzig Jahren, werden nicht mehr als Tausend zusammenkommen“, erklärte Argüello, nachdem er den Bericht der Herbstversammlung der CEE verlesen hatte. Dann fügte er noch einen Prozentsatz zu seiner Argumentation hinzu: „Lediglich 0,8% der Missbrauchsfälle entfallen auf die Kirche. Außerdem habe die größte Zahl der Betroffenen um Diskretion gebeten, um eine private Angelegenheit nicht zu einem Thema für die Medien zu machen.

Bei der Eröffnung des Treffens der Mitglieder der Bischofskonferenz hatte deren Präsident Juan José Omella erklärt, dank dem Heiligen Geist fürchte man sich nicht, Themen wie fehlender Glaube oder Korruption in den Reihen der Kirche, anzugehen. „Das schmerzt uns sehr, und wir bitten Gott, die Opfer und die Gesellschaft um Vergebung. Gleichzeitig arbeiten wir an der Ausrottung und der Prävention“. Das war offenbar seine Art, um Verzeihung für den Missbrauch in der Kirche zu bitten, ohne ein einziges Mal dieses Wort auszusprechen oder die sexuellen Übergriffe zu erwähnen.

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