Späte Schwangerschaft

Immer mehr Eltern verschieben eine Schwangerschaft. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Wirtschaftliche Instabilität, ein neues Studium oder Erfahrungen sammeln und Reisen.

Immer mehr Eltern verschieben eine Schwangerschaft. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Wirtschaftliche Instabilität, ein neues Studium oder Erfahrungen sammeln und Reisen.

Frauen in Spanien werden immer später Mutter

Madrid – Spanien liegt europaweit an zweiter Stelle unter den Ländern, in denen die wenigsten Kinder von immer älteren Erstgebärenden zur Welt kommen. Die Zahl der Mütter, die mit über 50 ihr erstes Kind bekommen, hat sich im Laufe der letzten zehn Jahre verdoppelt.

Gemäß dem spanischen Statistikinstitut (INE) liegt das durchschnittliche Alter der Frauen bei der Geburt des ersten Kindes bei 32,6 Jahren, drei zehntel Punkte mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Erstgeburten bei über vierzigjährigen Frauen ist im letzten Jahrzehnt von 5,5% auf 10,7% gestiegen. Jede zehnte Frau bekommt das erste Kind mit über 40 Jahren. Noelia de la Flor ist eine dieser Frauen. Nach einer zweijährigen Fruchtbarkeitsbehandlung brachte sie im Alter von 49 Jahren Zwillinge zur Welt. Die wirtschaftliche Instabilität und die Tatsache, dass sie erst spät im Leben einen Partner fand, haben zu der späten Mutterschaft geführt. Ein Trend, der sich nach den Angaben von Soziologen über die letzten Jahre entwickelt hat.

Für den Forscher Albert Esteve sind die Gründe, weshalb Frauen keine oder erst spät Kinder bekommen, je nach Alter unterschiedlich. Die Dreißigjährigen ziehen oft Reisen, Studium und Erfahrungen sammeln vor. Ab dem 40. Lebensjahr sind die finanziellen und sozialen Fragen oft gelöst, aber es beginnen die biologischen Probleme. In diesem Alter hat die Mehrzahl der Frauen Schwierigkeiten, schwanger zu werden.

Die Verschiebung des durchschnittlichen Gebäralters wirkt sich auf den Fruchtbarkeitsindikator und somit auch auf die Zahl der Kinder pro Frau aus. Die Zahl der Geburten ist seit 2015 kontinuierlich gesunken. Im Jahr 2021 kamen 4.504 Kinder weniger als im Vorjahr zur Welt. Esteve geht davon aus, dass die Folgen der Pandemie noch jahrelang zu spüren sein werden. „Viele haben ihren Kinderwunsch verschoben, junge Menschen konnten sich mangels Arbeit nicht emanzipieren, viele andere konnten erst gar nicht einen Partner finden.“

Für Diego Ramiro, Direktor des Instituts für Wirtschaft, Geografie und Demografie, nimmt die Zahl der Paare, die keine Kinder haben wollen, besorgniserregend zu. Die Lebenserwartung der Menschen steigt immer höher, Männer sterben laut Statistik meist vor ihren Frauen. So müssen immer mehr Frauen im hohen Alter allein zurechtkommen.
Das Alter der Frau ist meist ausschlaggebend für eine Schwangerschaft. Der Rat des Gynäkologen Luis Rodríguez Tabernero an die Frauen im Alter ab 32 Jahren: Eizellen einfrieren zu lassen.

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