Spaltung im Vorstand von Ciudadanos


Toni Roldán legte nicht nur sein Amt im Parteivorstand von Ciudadanos, sondern auch sein Abgeordnetenmandat nieder. Foto: EFE

Der Rechtsruck und das Veto gegenüber der PSOE hat einen Riss in der Spitze der Bürgerpartei verursacht

Madrid – Drei Monate lang waren die internen Spannungen und Unstimmigkeiten bei Ciudadanos sozusagen unter der Decke gehalten worden. Doch in der vergangenen Woche erfolgte der Knall. Drei bedeutende Figuren der Partei legten ihre Ämter nieder und traten zurück. Darunter zwei Vorstandsmitglieder, Toni Roldán, Wirtschaftssprecher der Partei, und der Europaabgeordnete Javier Nart. Außerdem der Parteichef von Asturien Juan Vázquez. Und es gärt weiterhin in der Partei, sodass noch mehrere Rücktritte folgen könnten.

Die „Rechtswende“ von Parteichef Albert Rivera und seine konstante Weigerung, auch nur ein Gespräch mit dem Präsidentschaftskandidaten Pedro Sánchez zu führen, hat tiefe Risse in der Partei verursacht. „Die Kosten der Strategie von Ciudadanos sind viel zu hoch für Spanien. Ich gehe nicht, weil ich mich geändert habe, sondern es ist die Partei, die sich geändert hat“, erklärte Toni Roldán, ein sehr charismatischer Politiker, seinen Rücktritt. Er hat nicht nur sein Amt im Parteivorstand, sondern auch sein Abgeordnetenmandat niedergelegt. Luis Garicano, ein weiteres Vorstandsmitglied und der sichtbare Kopf der Kritiker, will seinen Platz nicht kampflos räumen. „Ich werde die Schlacht von innen weiterführen“, erklärte er der Zeitung El País.

Eine auf Betreiben der Kritiker einberufene Vorstandssitzung brachte nicht den von ihnen erwarteten Erfolg. 24 Mitglieder wollen Rivera weiterhin unterstützen, vier stimmten gegen ihn und drei enthielten sich der Stimme.

Trotzdem geht er geschwächt aus dieser Diskussion hervor, denn Manuel Valls, der ehemalige Regierungschef von Frankreich und Spitzenkandidat der Partei für Barcelona, hat sich wegen Riveras Liebäugelei mit der VOX-Partei von ihm abgewendet. Ebenso wie Staatspräsident Macron, der ihn als liberalen Partner in Europa betrachtet hatte.

Doch Parteiboss Rivera scheint die Missstimmung innerhalb und außerhalb seiner Partei nicht weiter zu erschüttern, denn er beharrt nach wie vor auf seinem Standpunkt, den er schon während des Wahlkampfes vertreten hat: „Keinerlei Zugeständnisse an Sánchez“.

Nach dem Ausscheiden von Toni Roldán, einem Politiker mit einem sozio-liberalen „Pedigree“, den Rivera mit ein paar dürren Worten verabschiedet hatte, stellte er dessen Nachfolger vor: Marcos de Quinto, Ex-Präsident des Weltkonzerns Coca-Cola, mit einem erklärten Vermögen von 47,7 Millionen Euro sowie Immobilienbesitz in zahlreichen Ländern, ist jetzt neues Vorstandsmitglied von Ciudadanos.

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