Starmus geht nach Norwegen


Starmus wurde 2011 von Garik Israelian, Astrophysiker am IAC, gegründet. Alle bisherigen Ausgaben fanden auf Teneriffa statt – die letzten beiden mit Stephen Hawking als Stargast. Dieses Jahr vereinte Starmus auf Teneriffa mehre Dutzend international renommierte Wissenschaftler, darunter zehn Nobelpreisträger. Foto: EFE

Teneriffas Cabildo will sich darum bemühen, das renommierte Wissenschaftsfestival 2018 wieder auf die Insel zu holen

Teneriffa – „Was machen Stephen Hawking und ein Dutzend Nobelpreisträger in Spanien? Sie gehen nach Norwegen.“ So beginnt ein Artikel in der nationalen Zeitung „El País“ vom vergangenen 7. Oktober. Die Nachricht über die Veranstaltung des Wissenschaftsfestivals Starmus im kommenden Jahr in Norwegen schlug nicht nur auf regionaler Ebene wie eine Bombe ein.

Über die sozialen Netzwerke hatten die Veranstalter von Starmus überraschend mitgeteilt, dass Starmus 2017 vom 18. bis 23. Juni in Trondheim, Norwegen stattfinden wird. Zunächst ohne eine Erklärung für diesen Standortwechsel. Nach drei erfolgreichen Ausgaben des Wissenschaftsfestivals auf Teneriffa – 2011, 2014 und 2016 – schien offenbar niemand damit gerechnet zu haben, dass Starmus die Insel verlassen könnte.

Nun wurden unmittelbar nach Bekanntwerden der Nachricht kritische Stimmen laut, die über fehlende finanzielle Unterstützung des Festivals – auch von privater Seite – klagen.

Obwohl das Cabildo von Teneriffa allein für die Ausgabe 2016, die Anfang Juni im Süden der Insel stattfand, 330.000 Euro besteuerte und auch die Regionalregierung der Insel das wissenschaftliche Top-Event mit demselben Betrag förderte, soll dies nicht genug gewesen sein. So lautet die Meinung der Kritiker, welche die „Flucht“ von Starmus nach Norwegen dadurch erklären.

Daraufhin nahmen die Veranstalter mit einem Facebook-Post Stellung und erklärten: „Als Reaktion auf die Artikel in der nationalen Presse möchte Starmus zum Ausdruck bringen, dass diese keine Aussagen eines Mitglieds von Starmus sind. Starmus 2017 wird in Trondheim stattfinden, weil die Organisation eine Einladung von der Universität NTNU erhalten hat. Wie jede Einladung, die wir erhalten, wurde diese von unserem wissenschaftlichen Beirat geprüft. Da Starmus keine Verpflichtung für das Jahr 2017 hatte, wurde die Einladung angenommen. Zu den Kommentaren bezüglich zukünftiger Ausgaben von Starmus, insbesondere der Ausgabe 2018, möchten wir mitteilen, dass wir diese Entscheidung erst treffen werden, wenn es Zeit dafür ist und wir dann darüber informieren werden. Vielen Dank an all unsere Anhänger und Sponsoren für ihre Unterstützung und ihr Verständnis für unsere Entscheidungen.“

Starmus war mit einer überaus erfolgreichen Erstausgabe im Jahr 2011 auf Teneriffa gegründet worden. Die Idee stammt von Dr. Garik Israelian, Astrophysiker im Instituto de Astrofísica de Canarias (IAC), der von Anfang an von seinem Freund und ebenfalls Astrophysiker Brian May unterstützt wurde.

Vor dem Hintergrund des 50. Jahrestages des ersten bemannten Weltraumflugs vereinte Starmus im Juni 2011 herausragende Persönlichkeiten der Weltraumerforschung. Als historisch darf das Astronauten- und Kosmonautentreffen bezeichnet werden, das auf der Kanareninsel Alexei Leonow, Neil Armstrong, Jim Lovell (Kommandant des Raumflugs Apollo 13), Bill Anders (Autor des berühmten Fotos „Earth­rise“, das den Aufgang derErde über dem Mondhorizont zeigt), Charlie Duke (zehnter Mensch, der den Mond betrat), Viktor Gorbatko (sowjetischer Kosmonaut) und Juri Baturin (Sojus-Besatzungsmitglied beim Weltraumflug des ersten Weltraumtouristen) versammelte. In der Ausgabe 2014 kam Star-Physiker Stephen Hawking gemeinsam mit weiteren brillanten Geistern dazu, und 2016 nahmen neben Hawking und renommierten Wissenschaftlern zehn Nobelpreisträger teil.

Star-Physiker Stephen Hawking. Foto: EFE
Star-Physiker Stephen Hawking. Foto: EFE

Die Bedeutung von Starmus in der Welt der Wissenschaft stieg von Ausgabe zu Ausgabe. Und trotzdem blieb die Finanzierung schwierig und das Interesse von Sponsoren gering.

Der Leiter des Tourismus­amts von Teneriffa, Alberto Bernabé, bedauerte den vorläufigen Abschied von Starmus von der Insel und versicherte, dass sich das Cabildo darum bemühen werde, das Festival 2018 zurück auf die Insel zu holen. Bernabé räumte ein, dass die Veranstalter für die letzte Ausgabe eine zusätzliche finanzielle Unterstützung von 120.000 Euro beantragt hatten, die das Cabildo nicht gewähren konnte. Auch die Verhandlungen von Starmus mit Unternehmen, die an der spanischen Börse notieren und als finanzkräftige Sponsoren infrage kamen, schlugen fehl, sagte Bernabé.

Im Juni 2017 wird Starmus IV unter dem Titel „Life and the Universe“ in Trondheim stattfinden. Mit dabei sind unter anderen herausragenden Wissenschaftlern Physik-Genie Stephen Hawking, Astronaut Harrison Schmitt, Molekularbiologe Susumu Tonegawa, Musiker Brian Eno, Astrophysiker und Nobelpreisträger George Smoot, Astrophysiker Robert Williams, Kosmonaut Alexei Leonow, Apollo 16-Astronaut Charlie Duke, Physiker und Nobelpreisträger Robert Wilson. Auch das Nobelpreisträger-Ehepaar Edvard Moser und May-Britt Moser, beide Neurowissenschaftler, werden bei Starmus IV dabei sein. Beide arbeiten für die Universität für Technologie und Wissenschaft in Trondheim und waren bereits bei Starmus 2016 auf Teneriffa.

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