Steigende Hypothekenzinsen gefährden spanische Familien


© Moisés Pérez

Die Europäische Kommission hält die Verschuldung der Familien in bestimmten Ländern der Eurozone, darunter auch Spanien, für besorgniserregend

Die steigenden Zinsen haben die Hypotheken derart verteuert, dass sie für die spanischen Familien zu einer Bedrohung ihrer wirtschaftlichen Lage werden.

Kanarische Inseln – Die Europäische Kommission hat in ihrem Quartalsbericht zur Wirtschaftslage darauf hingewiesen, dass dieser Zustand „unhaltbar“ ist und sich in nächster Zeit durch weiter steigende Hypothekenzinsen noch verschlimmern kann.

Ende 2005 überstieg die Familienverschuldung 60% des BIP in der Hälfte der EU-Staaten. Besonders besorgniserregend erscheint der EU die Verschuldung in Ländern wie Irland, Luxemburg, Holland, Spanien und Portugal.

Von Brüssel aus kommt die Warnung, dass angesichts des steigenden Kreditvolumens (besonders im Bereich des Wohnungskaufs) die Verschuldung der Haushalte bis zum Jahr 2008 etwa 120% des BIP in Irland, 100% in Holland und 95% in Spanien entsprechen könnte.

Hypotheken mit variablem Zinssatz

Besonders bemerkbar werden die Auswirkungen der steigenden Hypothekenzinsen in Haushalten sein, deren Hypotheken auf der Basis eines variablen Zinssatzes abgeschlossen wurden. Davon sind der Großteil der Hypotheken in Spanien, Irland, Italien, Portugal und Finnland betroffen.

Die steigende Verschuldung von Haushalten, die sich in einen sinkenden Privatkonsum überträgt, stellt letztendlich ein Risiko für das Wirtschaftswachstum der Eurozone dar.

Canarios kaufen trotz Risiko

Der stetig steigende Euribor hat auf den Kanaren zwar keinen Einbruch bei den Immobilienverkäufen bewirkt. Allerdings werden Hauskäufe neuerdings „überlegter“ getätigt, wie Experten der Immobilienbranche und Geldinstitute mitteilten.

Die Vorsitzende des Bauunternehmerverbandes von Las Palmas, H. Arocha, versicherte, dass der Anstieg des Euribor, der im September erneut um 1,495 Punkte zulegte und sich auf den Stand von 3,715% – der höchste Stand seit Juli 2002 – brachte, bewirkt hat, dass die Käufer konservativer eingestellt sind und sich vor allem den Kauf eines Zweitwohnsitzes genauer überlegen.

Immer längere Laufzeiten

Trotzdem bleibt die Nachfrage, denn die Kreditinstitute passen ihre Konditionen den Bedürfnissen und Möglichkeiten der Kunden an, bestätigte Manolo Ley, Präsident des Immobilienpromotor-Verbandes Aempic. „Als ich damit anfing, Wohnungen zu verkaufen, liefen die Kredite über maximal 10 Jahre. Heute folgen wir langsam aber sicher dem Beispiel Japans oder der Schweiz, wo Hypotheken auf 100 Jahre unterzeichnet werden, so dass die Kinder das Haus der Eltern noch mit der Hypothek belastet erben“, sagt Ley. Auf diese Weise wird der Immobiliensektor weiter ein Geschäft machen und die Kunden nicht ausbleiben.

Eine Hürde sind allerdings die horrend gestiegenen und weiter steigenden Grundstückspreise. Während früher günstige Kreditkonditionen die Investition in Immobilien trotz schon damals hoher Grundstückspreise begünstigte, haben sich heute die Konditionen verschlechtert, während die Grundstückspreise weiter steil ansteigen.

Kanarische Familien wenden im Durchschnitt 29,9% ihres Nettoeinkommens für die Abzahlung einer Hypothek auf, in Madrid sind es sogar 41,5%.

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