Steigender Tabakkonsum


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Experten plädieren für Änderung des Antitabakgesetzes

Madrid – Das 2011 in Kraft getretene Antitabakgesetz scheint  keine Wirkung mehr zu zeigen, denn während der Anteil der Raucher im Jahr 2010 bei 34% lag, war dieser Satz 2017 um 4% gestiegen. Diese Daten des Gesundheitsministeriums werden durch eine Umfrage der spanischen Gesellschaft für Familien- und Gemeinschaftsmedizin (Sociedad Española de Medicina Familiar y Comunitaria, Semfyc) weitgehend untermauert. Die Gesellschaft hat ermittelt, dass nicht nur der Tabakkonsum angestiegen ist, sondern auch, dass sich deutlich weniger Menschen bzw. Restaurationsgeschäfte um die Vorschriften und die Einhaltung des Antitabakgesetzes kümmern.

Die Experten sind sich einig, dass nicht nur eine Änderung des Gesetzes ansteht, sondern die Raucher auch mit Maßnahmen unterstützt werden sollten, die es ihnen ermöglicht, ihre Sucht zu überwinden. Die Tendenz ist eindeutig. Die Zahl der neuen Raucher steigt, und die Anzahl derer, die irgendwann mit dem Rauchen aufgehört haben und wieder rückfällig wurden, ist in den letzten drei Jahren von 3,7% auf 37% gestiegen. Auch beginnen Menschen in immer jüngerem Alter mit dem Rauchen.

Besorgniserregend ist nach der Umfrage auch die Meinung der Bürger über die tatsächliche Durchsetzung des Antitabakgesetzes. Zwei von je drei Befragten haben den Eindruck, dass beispielsweise das Rauchverbot auf halboffenen Terrassen nicht eingehalten wird und dass die zuständigen Verwaltungen keine Kontrollen durchführen.

In Anbetracht der eindeutigen Ergebnisse sind die Experten zu dem Schluss gekommen, dass das 2011 in Kraft getretene Antitabakgesetz an die aktuelle soziale Realität und an die sich ständig ändernden Gewohnheiten der Raucher angepasst werden sollte.

Dazu gehören die E-Zigaretten. Diese sind zwar seit 2014 in Krankenhäusern und Schulen verboten, werden aber als Hilfe zur Raucherentwöhnung angepriesen, obwohl es unzählige Studien gibt, die belegen, dass dies nicht der Fall ist.

Carlos Jiménez ist Präsident der Spanischen Gesellschaft für Lungenheilkunde (Sociedad Española de Neumología, Separ). Seiner Meinung nach sollte das Gesetz nicht ausschließlich verbieten, sondern die Menschen auch unterstützen. Die Experten schlagen als unterstützende Maßnahmen die Erweiterung der Therapiezentren, die entsprechende Ausbildung von Pflegepersonal und die Finanzierung entwöhnender Medikamente vor. Die nordspanische Region Navarra geht mit gutem Beispiel voran und hat 2018 die Medikamente zur Raucherentwöhnung mit 734.000 Euro finanziert. Der Tabakkonsum liegt dort bei 24,2%, somit 10% unter dem spanischen Durchschnitt. Die Rechnung ist eindeutig aufgegangen.

Auch sollten nach Auffassung der Experten stärkere Kontrollen durchgeführt werden. Die unterschiedlichen Tabaksorten sollten in einheitlicher Verpackung verkauft, und auch das Rauchverbot an öffentlichen Plätzen müsste erweitert werden.

Ebenso könnte die Erhöhung des Tabakpreises eine effektive Maßnahme sein. Es gibt verschiedene Studien, die darauf hinweisen, dass die Erhöhung des Tabakpreises um 1% den Tabakkonsum unter Jugendlichen um 10% reduzieren würde.

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