Steuerschuld-Millionäre


Das Immobiliengewerbe dominiert die „Schwarze Liste“ der Firmen und Personen, gegen die der Fiskus über eine Million Euro Forderungen hat

Einen Tag vor Heiligabend hat das spanische Finanzamt, wie angekündigt, eine Liste aller Unternehmen und Personen veröffentlicht, welche zum Stichtag 31. Juli 2015 mehr als eine Million Euro unbezahlter Steuern angehäuft haben. Vor einigen Wochen schon hatte die Steuerbehörde alle Betroffenen angeschrieben, um ihnen die Möglichkeit einzuräumen, gegen mögliche Fehler Einspruch zu erheben (das Wochenblatt berichtete).

In Zukunft soll eine aktualisierte Version dieser „Schwarzen Liste“ am Anfang eines jeden Jahres für drei Monate veröffentlicht werden und den Schuldenstand des „Millionärsclubs“ der Steuerschuldner vom jeweils letzten Tag des Vorjahres anzeigen. 

Die aktuelle Liste umfasst 4.855 Einträge auf 93 Seiten. Die Summe aller darin aufgeführten Außenstände beträgt 15,6 Milliarden Euro. Ein Großteil der „hochkarätigen“ Schuldner stammt aus dem Bau- und Immobiliengewerbe. Dies geht auf die geplatzte Immobilienblase und die dadurch ausgelöste Welle von Firmenpleiten zurück. So wird auch die zweifelhafte Ehre des ersten Platzes einem Baukonzern zuteil. Mit sage und schreibe 378,1 Millionen Euro steht das Unternehmen Reyal Urbis, das sich seit 2013 im Konkurs befindet, in der Kreide.  

Unter den ersten 50 befinden sich fast ausschließlich Firmen und Unternehmer aus dieser Branche, darunter unter anderem die Immobilienfirma Nozar der Familie Nozaleda, seit 2010 zahlungsunfähig und mit einer Steuerschuld von 203 Millionen Euro, das Bauunternehmen Grupo Prasa aus Cordoba mit 101 Millionen Euro, die Banreal Holding mit 98 Millionen Euro und Aifos Arquitectura y Promociones Inmobiliarias mit 96,2 Millionen Euro. 

Auch das Bauunternehmen Martinsa-Fadesa gehört dazu. Dieses legte im Jahr 2008 den größten Konkurs der spanischen Geschichte hin. Dem Finanzamt schuldet es der Liste nach 65,3 Millionen Euro. 

Die Höhe der Summen, die kanarische Unternehmen betreffen, nehmen sich dagegen eher bescheiden aus. Die ersten drei Plätze nehmen hier die Playa de Las Teresitas SL (11,9 Millionen Euro), Canteras Cabo Verde (4,7 Millionen Euro) und Tecnotindaya (4 Millionen Euro) ein.

Eine sattes Drittel der Firmen auf der „Schwarzen Liste“ befindet sich im Konkurs. Sie allein vereinigen eine Steuerschuld von 6,5 Milliarden auf sich, das sind 42% der Gesamtsumme. Während der Dauer der Konkursverfahren hat das Finanzamt nach eigener Einschätzung kaum Chancen, davon etwas einzutreiben. Zu diesen Kandidaten gehören auch etliche Firmen des ehemaligen Arbeitgeberpräsidenten (CEOE) Gerardo Díaz Ferran, beispielsweise Air Comet und Viajes Marsans, sowie der Flughafen von Ciudad Real (7 Millionen Euro) und aus der Tourismusbranche Spanair, Viajes Iberia sowie Iberojet Transatlántica. 

Nach Angaben der Finanzbeamten-Gewerkschaft Gestha steht die Liste für etwa ein Drittel der Außenstände des spanischen Fiskus. Insgesamt machen diese 52,2 Milliarden Euro aus. Gestha fordert, außer den Firmennamen auch die Namen der 855 Geschäftsführer der Unternehmen in die Schuldnerliste aufzunehmen sowie jene, welche die Steueramnestie in Anspruch genommen haben und diejenigen, welche auf der Liste der Steuerhinterzieher stehen, die der Ex-Angestellte der Schweizer HSBC-Bank, Hervé Falciani, aufgedeckt hat. 

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