Straßenschlachten im Urlaubsort Salou


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Nach dem Tod eines Senegalesen bei einer Polizeiaktion

Der Tod eines senegalesischen Straßenhändlers hat zu schweren Ausschreitungen in der Zone geführt, wo der Mann vom Balkon der dritten Etage eines Hauses auf die Straße gestürzt war.

Beamte der katalanischen Polizei, der „Mossos d’Esquadra“ waren um sechs Uhr morgens mit den Ruf „Policía“ in seine Wohnung eingedrungen, um eine Durchsuchung durchzuführen. So lautet zumindest die offizielle Version. Die Beamten führten auf richterliche Anordnung simultan in drei Wohnungen Durchsuchungen in Zusammenhang mit dem ambulanten Handel durch.

Mo starb um sechs Uhr früh, doch schon wenige Minuten später hatte sich die Nachricht in der Stadt verbreitet, und in einer Stunde war der zentrale Platz Sant Jordi voller Landsleute des Verunglückten, die wissen wollten, was passiert ist. Nach dem Bericht der beteiligten Beamten kam es in keinem Moment zum Kontakt zwischen ihnen und dem Opfer. Als der Senegalese die Polizisten kommen sah, die ihn festnehmen wollten, sprang er auf den Balkon, krallte sich am Geländer und an einer Markise fest und stürzte plötzlich in die Tiefe.

In Sprechchören schrie die Menge, die Mossos hätten Mo getötet. Als seine Leiche abtransportiert werden sollte, versuchten seine Freunde, das zu verhindern, bis diese schließlich in einen Polizeibus gebracht werden konnte. Dann eskalierte die Situation, und bis zum Eintritt der Dunkelheit fanden wahre Straßenschlachten zwischen der Polizei und den zusammengerotteten Afrikanern statt. Gruppen von Senegalesen schleuderten Tische, Stühle und Steine gegen Polizeifahrzeuge, demolierten Schaufenster, Polizei- und Privatautos. Die Situation verschlimmerte sich, als die aufgebrachten Gruppen damit begannen, die Bahnlinie nach Tarragona und Cambrils zu blockieren, die durch Salou führt. Sie schleppten Container auf die Gleise und warfen Steine. Selbst die Spezialeinheiten der katalanischen Polizei, die angerückt waren, konnten die aufgebrachte Menge nicht von den Gleisen entfernen, sodass der Bahnbetrieb mehr als fünf Stunden unterbrochen war. Die Protestler verlangten die Freilassung der zwölf Landsleute, die während der Zusammenstöße verhaftet worden waren. Nach stundenlangen Verhandlungen wurden einige von ihnen am Abend freigelassen und schlossen sich den Protestlern gleich wieder an. 

Während des ganzen Tages war das Zentrum von Salou wie ausgestorben. Die Geschäfte hatten die Rollläden heruntergelassen und die Türen verschlossen, und die Touristen, die in den Ferienort ihren Urlaub verbringen, wussten nicht, wie ihnen geschah.

Mo lebe seit sieben Jahren in Salou, sei zwar schon mal verhaftet worden, habe aber niemals Probleme gemacht. Jetzt hinterlasse er zwei Witwen und zwei Kinder.

Mo war ein „Mantero“, so werden die Straßenhändler genannt, die auf von Fußgängern frequentierten Straßen und Plätzen eine Decke ausbreiten und dort gefälschte Markenartikel anbieten. In Urlaubsorten wie Sitges, Salou oder Roses treten die Verkäufer besonders massiv auf, sodass die Justizbehörden Maßnahmen eingeleitet hatten. Die Untersuchungen begannen im Juni, als festgestellt worden war, dass eine organisierte Gruppe gefälschte Waren importierte. In nur vier Monaten kamen 83 Pakete aus der Türkei und aus England an. Insgesamt eine Tonne gefälschter Waren, erklärte die Polizei. Deshalb erhielt sie einen Durchsuchungsbeschluss, um drei Wohnungen zu untersuchen, von denen aus die Waren verteilt wurden. „Wir räumen ein, dass, wenn es die Polizeiaktion nicht gegeben hätte, der Mann noch leben würde“, erklärte ein Vertreter der katalanischen Regierung, verteidigte jedoch in aller Form die Vorgehensweise der Polizei. 

Familienmitglieder des Toten haben inzwischen Klage gegen die Polizei eingereicht. „Ihr habt einen von uns getötet, jetzt werden wir einen von euch umbringen“, drohten mehrere Angehörige.

Am Nachmittag der Zusammenstöße in Salou war ein Vertreter des senegalesischen Konsulats angereist und wollte die Stelle besichtigen, an der Mo gestorben war. Doch sein Erscheinen erhitzte die Gemüter aufs Neue. Die aufgebrachte Menge traktierte den Konsulatsangehörigen mit Fußtritten und Boxhieben.

Die katalanische Polizei hat den Tod von Mo öffentlich bedauert und rief die Menschen auf, Ruhe zu bewahren. Jetzt untersucht die gleiche Polizeibehörde auch den tragischen Unfall.

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