Streit um Sinn und Unsinn einer Seilbahn


© M. Pérez

Umweltschützer und Taxifahrer wollen Seilbahn zwischen La Paz und Playa Martiánez verhindern

Nachdem die politisch Verantwortlichen der Stadt Puerto de la Cruz eine verstaubte Idee zum Bau einer Seilbahn zwischen der Playa Martiánez und La Paz wieder aus der Schublade hervorgekramt haben, melden sich mittlerweile auch die kritischen Stimmen zu diesem Projekt.

Nachdem die Opposition schon aus reiner Pflichterfüllung, dafür ist man ja Opposition, gegen das Projekt protestiert hat, widersetzen sich nun auch die Umweltschützer dem Bau der Seilbahn.

Die Öko-Kämpfer der Gruppierung „Coordinadora ecologista de El Rincón“, spricht von einem „Attentat auf den von allen Puerto-Bewohnern geliebten Martiánez Abhang“, der mit Trägermasten bestückt werden müsste. Die Naturschützer von ATAN (Asociación Amigos de la Naturaleza de Tenerife) erinnern daran, dass es vor einigen Jahren ähnliche Pläne gab, gegen die man zu seiner Zeit bereits protestiert hatte. Der betroffene Berghang sei eine wichtige archäologische Fundstätte, die durch den Bau der Seilbahn zerstört würde. Dort hätte der Archäologie-Professor Telesforo Bravo Reste ausgestorbener Riesen-Ratten gefunden, die einzigartig auf der Welt seien. Inwieweit dies ein Grund für oder gegen den Bau sein wird, läßt sich wahrscheinlich erst in nicht absehbarer Zukunft klären.

Der Insel-Präsident Ricardo Melchior, der Bürgermeister Marcos Brito und die Hoteliervereinigung Ashotel sind dagegen ganz angetan von diesem Projekt und sprechen von einem wichtigen Schritt zur touristischen Wiederbelebung der Region. Man habe ein interessantes Angebot einer Firma zum Bau und Unterhalt der Seilbahn erhalten, erklärte in diesem Zusammenhang Brito. Von großem Nutzen sei die Seilbahn, sagte Melchior, solange man die Umweltverträglichkeit prüfe und alles rechtmäßig durchgeführt werde. Letzteres müsste eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein und nicht extra erwähnt werden müssen, solle man meinen.

Die Taxifahrer von Puerto de la Cruz sind von der Idee überhaupt nicht begeistert und kündigen bereits Widerstand an. Das Geschäft sei eh schon schwierig genug geworden und daher sei man gegen Konkurrenz, vor allem wenn sie billiger sei als der Taxi-Service. Mit dieser verblüffenden Interpretation freier Marktwirtschaft müsste man im Grunde genommen bald mit der Abschaffung des öffentlichen Busverkehrs in Puerto rechnen und mit einer täglichen Pflichtfahrt aller Puerto-Bewohner im Zeichen der Solidarität mit den von der Pleite bedrohten Taxifahrern der Touristen-Hochburg.

Bis dahin bleibt aber wohl noch etwas Zeit und ob die Seilbahn jemals gebaut wird oder wie viele andere Pläne wieder in einer der vielen Amtsschubladen verschwindet, bleibt noch abzuwarten.

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