Strompreise brechen alle Rekorde

Foto: EFE

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Monat für Monat erhalten die Verbraucher immer höhere Rechnungen

Madrid – Seit Juni erreichen die Strompreise Rekordhöhen. Teilweise zahlen Verbraucher bis zu 190% mehr im Vergleich zum Vorjahr.
Es ist zwar längst nicht das erste Mal, dass der Preis für den Verbrauch von Elektrizität Höchstwerte erreicht, allerdings war das noch niemals wochenlang der Fall.

Für viele Menschen ist die Stromrechnung inzwischen zu einem Problem geworden, das während der Wintermonate sicher noch größer werden wird.

Aber nicht nur die Höhe der Rechnung ist ein aktuelles Thema, auch ein anderes Problem, das damit im Zusammenhang steht. Kürzlich bezeichnete Teresa Ribera, Ministerin für ökologischen Wandel, die Entleerung mehrerer Stauseen durch die Energiegesellschaft Iberdrola als „skandalös“. Die Entleerung der Talsperren für eine schnellere und billigere Erzeugung von Energie, zeitgleich mit der Erhöhung der Stromkosten für den Verbraucher, sind für Ribera nicht erklärbar.

Iberdrola ist Lizenznehmer der beiden betroffenen Stauwerke „Ricobayo“ in Zamora und „Valdecañas“ in Cáceres, deren Wasserstände in den letzten sechs Wochen um 70% gesunken sind. Aufgabe dieser Stauseen ist jedoch nicht nur die Erzeugung von Elektrizität. Sie garantieren auch die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung und die Durchflussmenge, die für das ökologische Gleichgewicht sorgt, insbesondere in den Sommermonaten, in denen in vielen Regionen Spaniens ernsthafte Wasserarmut herrscht.
Ein Sprecher von Iberdrola bemerkte zu den Aussagen der Ministerin lediglich, dass die Wasserversorgung der umliegenden Ortschaften gesichert sei und die Pegel anderer Talsperren in der Umgebung weitaus niedriger liegen. Für Sachkundige ist dieses Thema nicht neu. Für sie handelt es sich hierbei um eine landesweit übliche Praxis. In ­diesem speziellen Fall kommt jedoch hinzu, dass eine dritte Talsperre der Region seit drei Monaten gewartet wird. Aus diesem Grund wird „Ricobayo“ seit Längerem doppelt belastet, was eine Erklärung für den niedrigen Pegel wäre.

Dass Spekulationen nicht ausgeschlossen werden können, steht für den Experten Ramón Mateo fest. Ein strategisches Verhalten zur Maximierung des Profits, wie das Entleeren der Becken in den Sommermonaten, dürfe jedoch nie das Gemeinwohl beeinträchtigen.

Trotz allem sind Branchenkenner davon überzeugt, dass die Stromgesellschaft die entsprechenden Entscheidungen immer im Rahmen des Gesetzes getroffen hat. Für die Ministerin geht es hierbei nicht nur um die Einhaltung von Vorschriften, sondern auch um den Erhalt der lebensnotwendigen Wassermengen und -qualitäten für die davon abhängigen Ortschaften. Und gerade das wurde in diesem Fall laut Rivero außer Acht gelassen.

Der Energiemarkt ist seit jeher eine komplexe Sache. Stromerzeuger und Vertreiber legen täglich den stündlichen Strompreis für den nächsten Tag fest. Angebot und Nachfrage bestimmen diesen Stundenpreis. Die Abnehmer kaufen die notwendigen Kilowatt zuerst von den günstigeren Erzeugern wie erneuerbare Energien und Kernkraftwerke.

Ist die Nachfrage zu groß, sind die Betreiber gezwungen, die Energie von teureren Quellen wie Kohlekraftwerken hinzuzukaufen, was sich dann an den Stromrechnungen deutlich abzeichnet.

Und das wird in den nächsten Wochen bei den hohen Temperaturen, in denen der massive Betrieb von Klimaanlagen den Energieverbrauch in die Höhe schnellen lässt, weiterhin der Fall sein.

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