Süd-Teneriffa unter Hochspannung


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Die seit 1987 geplante Hochspannungsleitung zwischen Granadilla und Guía de Isora existiert noch immer nicht

Die Geschichte der seit 1987 geplanten Hochspannungsleitung zwischen Granadilla und Guía de Isora spiegelt in vielerlei Hinsicht das Problem zwischen Wunsch und Wirklichkeit der hiesigen Verantwortlichen wider, Projekte zur Verbesserung der Infrastruktur nicht nur mit großen Worten zu beschreiben, sondern auch in die Tat umzusetzen.

Im Jahre 1987 begann das Verfahren zur Bewilligung des Baus einer Hochspannungsleitung zwischen Granadilla und Guía de Isora. Schon damals wies ein Bericht des Elektrizitätsunternehmens Unelco nach, dass der Inselsüden in absehbarer Zukunft und bei dem anhaltenden Bevölkerungswachstum hinsichtlich der Stromversorgung an seine Grenzen stoßen würde. 1989 wurden in dem kanarischen Energieplan PECAN diese Ergebnisse berücksichtigt und entsprechende Maßnahmen angekündigt, die den Bau der Leitung betrafen.

Es sollte jedoch bis zum Jahr 1998 dauern, bevor eine technische Kommission gegründet wurde deren Mitglieder von Unelco, des Cabildos und des kanarischen Umweltministeriums über den Verlauf der geplanten Hochspannungsleitung zu entscheiden hatten. Zehn Strecken standen zur Auswahl und am Ende einigte man sich auf die seitdem als „Vilaflorlinie“ bekannte Strecke.

Am 1. Juli 1999 schließlich erhielt dieser Vorschlag die Anerkennung durch die Umweltkommission Cotmac, obwohl es noch bis zum 16. März 2000 dauern sollte, bevor das kanarische Industrie- und Energieministerium die endgültige Zustimmung gab.

Seitdem wurde der Streit um den Verlauf der Hochspannungsleitung, die teilweise überirdisch und unterirdisch gelegt werden sollte, immer heftiger und gleichzeitig die Gefahr eines Energiekollapses im Süden der Insel immer größer.

Im Juni 2000 legte die Gemeinde Vilaflor Einspruch bei der Generaldirektion für Industrie und Energie gegen die Enteignung von Flächen zur Verlegung der Stromleitung ein, während nur vier Monate später der Notfall-Plan für den Energie-Konsum in Süd-Teneriffa aktiviert wurde. Im März des Jahres 2001 entschied sich die Gemeinde Granadilla, fünf Verwaltungsklagen gegen die Installierung von Strommasten innerhalb der Gemeindegrenzen einzureichen. Daraufhin musste der Bau vorläufig gestoppt werden.

Am 11. Juli desselben Jahres entschied das zuständige Verwaltungsgericht für Rechtsstreitigkeiten zwischen Körperschaften öffentlichen Rechts in Santa Cruz de Tenerife, dass der vorläufige Stopp der Arbeiten auf Antrag von Unelco aufgehoben werden müsse. Doch im November wischte das Oberste kanarische Gericht, die höchste Rechtsinstanz der Kanarischen Inseln auf regionaler Ebene, diese Entscheidung vom Tisch und gab der Gemeinde Granadilla Recht. Das bedeutete, dass Unelco eine Genehmigung von der Gemeinde Granadilla zum Bau der Hochspannungsleitung erhalten musste, die nach dem Stand der Dinge selbstverständlich erst einmal in weite Ferne gerückt war.

Im September 2002 kam es zum ersten kompletten Stromausfall im Süden Teneriffas, der auf eine Überlastung zurückgeführt wurde. Am 28. Oktober, nach der Umstellung auf die Winterzeit und aufgrund der Überlastung des Stromnetzes, entschied sich Unelco dazu, kurzfristige Abschaltungen vorzunehmen, um ein völliges Zusammenbrechen der Stromleitung zu verhindern. Einen Tag später eröffnete die Generaldirektion für Industrie und Energie ein Gerichtsverfahren gegen das Unternehmen um festzustellen, ob es rechtmäßig vorgegangen sei. Währenddessen setzten sich die kurzfristigen Ausfälle der Stromversorgung weiter fort.

Am 4. November rief die Gemeinde Vilaflor die Bürger dazu auf, mit einer Demonstration gegen die Verlegung der Hochspannungsleitung zu protestieren, und am 18. November drängte das Cabildo die kanarische Regierung zur vorläufigen Stillegung jeglicher Aktivitäten im Zusammenhang mit der mittlerweile zur heißen politischen Kartoffel gewordenen Hochspannungsleitung. Ein Expertenforum sollte sich mit dem Thema befassen und alternative Lösungsvorschläge vorlegen.

Am 23. November fand die angekündigte Massendemonstration gegen den Bau der Hochspannungsleitung von Granadilla nach Guía de Isora statt. Mehr als 100.000 Menschen brachten das Projekt schließlich zu Fall.

Was nun? Nachdem die politischen Verantwortlichen sich allem Anschein nach in eine Sackgasse verrannt und auch keine Alternativen vorgesehen hatten, mussten im Oktober 2003 zwei Strom-Generatoren in Arona aufgestellt werden, um zumindest eine zwischenzeitliche Lösung zu finden. Damit wurde die Behebung des eigentlichen Problems aber weiterhin nur aufgeschoben. Ende Dezember 2003 trafen sich der kanarische Präsident Adán Martín, der damalige Industrieminister Luis Soria und die Bürgermeister der Süd-Gemeinden um gemeinsam zu einer Lösung zu kommen. Das Ergebnis wurde am 14. Januar 2004 vorgestellt.

Ein neuer Plan zum Verlauf der Hochspannungsleitung wurde der Öffentlichkeit präsentiert, der jedoch kurz danach wieder eingemottet werden musste. Die Bürgermeister von Vilaflor und San Miguel wandten sich gegen den Verlauf und verlangten, dass die Leitung parallel zur Autobahn verlegt werden sollte, wie eine Expertengruppe aus Madrid ihnen bestätigt hatte. Am 28. Juli stellte Adán Martín die bislang letzte Alternative vor, die das Ergebnis „intensiver politischer und technischer Bemühungen in den letzten anderthalb Jahren“ sein sollte.

Alle betroffen Parteien, also die kanarische Regierung, das Cabildo, die Süd-Gemeinden, Unelco und die staatliche Elektrizitätsaufsichtsbehörde, einigten sich auf den überirdischen Verlauf parallel zur TF-1 Autobahn von Granadilla bis zum Barranco del Rey, um von dort aus weiter nach El Vallito in Adeje geleitet zu werden.

Geschehen ist bisher wenig in dieser Hinsicht, dafür erwartet man aber in Kürze zwei neue Strom-Generatoren im Süden Teneriffas, genauer gesagt in Adeje und Guía de Isora. Damit wird also weiter improvisiert, wo eine langfristige Lösung seit fast 20 Jahren gesucht wird. Erwähnenswert ist zudem auch, dass der jetzige geplante Verlauf der Hochspannungsleitung parallel zur Autobahn eine der zehn Optionen im Jahr 1987 war. Und hinter vorgehaltener Hand stimmen die Lokalpolitiker mittlerweile darin überein, dass die geplante „Vilaflorlinie“ wohl doch die beste Lösung war…

Unelco ist zuversichtlich, dass keine Abschaltungen des Stromnetzes geplant sind

Stromversorgung über Weihnachten gesichert

Das Elektrizitätsunternehmen Unelco hat versichert, dass der Süden Teneriffas in der Weihnachtszeit nicht mit geplanten Abschaltungen der Stromversorgung rechnen muss.

Diese Maßnahme musste in der Vergangenheit in Ausnahmefällen eingesetzt werden, um einen völligen Zusammenbruch des an seiner Maximalkapazität funktionierenden Stromnetzes zu verhindern.

Stabilität hängt am seidenen Faden

Zwar hänge die Stabilität der Stromversorgung in Süd-Teneriffa weiterhin am seidenen Faden, wie Vertreter von Unelco einmal mehr bestätigten, dennoch sei man zuversichtlich, dass der Monat Dezember keine unüberwindbaren Probleme mit sich bringen werde. Sollte es jedoch zu nicht vorhersehbaren meteorologischen, technischen oder sonstigen Zwischenfällen kommen, könne für man nichts garantieren.

Solange die zwei Stromgeneratoren in Adeje (El Vallito) und Guía de Isora (Los Pajales) nicht aufgestellt seien, würde man sich in einem dauerhaft kritischen Zustand befinden. Bei diesen Generatoren handelt es sich nur um eine Notlösung, da man sich seit 20 Jahren auf politischer Ebene nicht einigen konnte, wie das Problem langfristig zu lösen sei.

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