Produktionsdrosselung der OPEC, fehlende Konkurrenz und hohe Steuern treiben die Treibstoffpreise in die Höhe
Madrid – Autofahrer müssen beim Tanken immer tiefer in die Tasche greifen. Gleich mehrere Faktoren sorgen dafür, dass die Kraftstoffpreise kontinuierlich nach oben gehen.
Weniger Erdöl auf dem Markt
Seitdem die OPEC, die Organisation erdölexportierender Länder, am 30. November 2016 beschlossen hat, die Produktion ab dem 1. Januar von 33,7 Millionen Barrel am Tag um 4,5% auf 32,5 Millionen Barrel am Tag zu drosseln, steigt der Ölpreis in Dollar (Brent) unaufhörlich. Allein die Ankündigung reichte aus, um den Erdölpreis hochzutreiben. Ende November lag der Ölpreis bei 46,38 Dollar, am 27. Januar bei 55,52 Dollar, also um 19,15% bzw. 8,34 Euro höher. Nach Schätzung der Weltbank soll der Erdölpreis in diesem Jahr bis auf 60 Dollar steigen.
Seit November sind Diesel und Benzin um rund 6% teurer geworden, im Vergleich zum Vorjahresjanuar sogar um 21% bzw. 16%. Experten gehen davon aus, dass in diesem Jahr die Preise mindestens das Niveau von 2014 erreichen werden, als Diesel und Benzin auf dem Festland 1,30 bzw. 1,40 Euro pro Liter kosteten.
„Oligarchie“ der Mineralölkonzerne
Álvaro Mazarrasa, Generaldirektor der spanischen Vereinigung der Erdölindustrie (AOP), wies eine direkte Verbindung zwischen dem Marktpreis des Erdöls und dem Kraftstoffpreis an den Tankstellen zurück. Es hänge vielmehr von jedem Anbieter ab, inwieweit die Preisbewegungen auf die Kunden abgewälzt würden. „Wenn der Erdölpreis sinkt, fällt es den Raffinerien schwer, diese Senkung auf den Kraftstoffpreis anzuwenden. Wenn allerdings der Preis steigt, wirkt sich dies sehr schnell auf den Kraftstoffpreis aus, weil es ihnen zugutekommt,“ versichert Rafael Pampillón, Ökonom bei der IE Business School. Hierbei verweist Pampillón auf die Raffinerien als Schlüsselfaktor, denn diese verkaufen den Kraftstoff en gros an die Tankstellen. „Es handelt sich um einen kleinen Sektor, und ich habe das Gefühl, dieser funktioniert wie eine Art Oligarchie.“
Die Verbraucherschutzorganisation OCU prangert genau diese Preispolitik der Mineralölkonzerne an. Laut OCU-Sprecherin Ileana Izverniceanu sei die Gewinnspanne der Großhändler, also die Differenz zwischen dem Preis vor Steuern und dem internationalen Marktpreis, bedeutend angestiegen, und zwar um 4,6% für Benzin und 5,3% für Diesel. Dabei handele es sich um eine der größten Gewinnspannen Europas.
Dagegen behaupten nach Aussage von Izverniceanu die Mineralölkonzerne, die Brutto-Marge von etwa 18 Cent pro Liter würde gerade mal die Vertriebskosten decken, sodass dem Großhändler 2 Cent blieben. „In den Provinzen mit vielen Tankstellen in der Hand großer Konzerne geht die Tendenz dahin, dass der Durchschnittspreis höher ist als in den Provinzen mit mehr Wettbewerb.“ Auch seien die Preise für Markenbenzin generell niedriger, wenn sich die Tankstelle in der Nähe einer „Low Cost“ befinde.
Aus diesem Grund sieht die OCU den „chronischen Wettbewerbsmangel“ in Spanien als den Hauptgrund für den hohen Kraftstoffpreis an.
Die Hälfte geht an den Staat
Der Treibstoffpreis vor Steuern liegt über dem europäischen Durchschnitt. Bleifrei 95 Oktan kostet vor Steuern 0,56 Euro, im EU-Durchschnitt 0,51 Euro. Der Dieselpreis liegt bei 0,56 Euro, in der EU im Durchschnitt bei 0,53 Euro. Der Endpreis mit Steuern liegt dagegen unter dem europäischen Durchschnitt, was die Behauptung der im Vergleich hohen Kraftstoffsteuer in Spanien entkräftet. So liegt der Endpreis bei Bleifrei 95 Oktan bei 1,242 Euro, in der EU durchschnittlich bei 1,377 Euro, bei Diesel bei 1,123 Euro, in der EU durchschnittlich bei 1,241 Euro. Trotzdem machen die Steuern laut der AOP 55% beim Benzin und 50% bei Diesel aus, was vom Ökonomen Pampillón folgendermaßen kommentiert wurde: „Wenn du zur Tankstelle gehst, gehst du in Wirklichkeit zu einer Filiale der Finanzbehörde.“
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