Technikmüll verseucht das Blut der Afrikaner


Immigranten, die in sogenannten Pateras aus Afrika auf die Kanaren gelangten, beteiligten sich auf freiwilliger Basis an der Studie der Universität Gran Canaria. Foto: EFE

Im Blut afrikanischer Immigranten wurden u.a. Spuren von Vanadium, Kobalt, Arsen und Nickel gefunden

Kanarische Inseln – Das Blut der afrikanischen Immigranten, die auf die Kanarischen Inseln kommen, ist mit Vanadium belastet, und zwar in Mengen, die im Westen unbekannt sind. Außerdem fanden sich bei allen Probanden Spuren von Kobalt, Arsen, Nickel und anderen Metallen. Dabei spielt es keine Rolle, aus welchem afrikanischen Land die Immigranten stammen. Es ist die Spur des Technikmülls, den die „Erste Welt“ nach Afrika schickt.

Eine kürzlich von der Weltbank veröffentlichte Studie ergab, dass jede westliche Schule mehr Computer ihr Eigen nennt als in allen Haushalten einer größeren Stadt in Sierra Leone oder Guinea-Bissau zusammengenommen zu finden sind. Warum also ist das Blut von Afrikanern mit ebenso hohen Konzentrationen von giftigen Metallen aus der Hochtechnologie belastet wie das der Bewohner reicher Länder und, im Fall von Vanadium, sogar in Mengen, die bisher nur bei Arbeitern einer österreichischen Fabrik, die dieses Metall verarbeitet, gemessen wurden?

Dies ist eine der Paradoxien, welcher Forscher im Rahmen einer Studie der Universität von Las Palmas de Gran Canaria (ULPGC) und des Krankenhauses Hospital Insular nachgegangen sind. Ihre Studie über giftige Metalle im Blut der afrikanischen Immigranten, die in den letzten Jahren in Booten auf die Kanaren gekommen sind, wurde kürzlich in der Zeitschrift „Environmental Pollution“ publiziert.

Da es in den Ursprungsländern keine Studien zu dieser Frage gibt, untersuchten die Wissenschaftler das Blut von 245 Immigranten aus 16 Ländern, die innerhalb von zwei Monaten nach ihrer Ankunft auf den Inseln auf freiwilliger Basis eine Blutprobe abgaben. Die Probanden waren in der Mehrheit augenscheinlich gesunde Männer (203 gegenüber 42 Frauen) im Alter von 15 bis 45 Jahren.

Das Element, welches die höchsten Konzentrationen aufweist, ist das Aluminium mit dem 10- bis 15-fachen der Werte, die in den westlichen Industriestaaten gemessen werden. Dies führen die Wissenschaftler auf die große Menge von Kochgeschirr aus Aluminium zurück, das in Afrika Verwendung findet. Das zweithäufigste Metall ist Blei. In der Hälfte der Fälle lagen die Konzentrationen deutlich über der eines Amerikaners, Japaners oder Europäers. Wasserrohre aus Blei und bleihaltige Farben könnten die Hauptursache dafür sein.

Die restlichen zehn Metalle, auf die in dieser Studie getestet wurde, stehen in der einen oder anderen Weise im Zusammenhang mit Bauteilen von Handys, Computern, Tablets und elektronischen Haushaltsgeräten. Und sie finden sich im Blut der Afrikaner in ähnlichen Mengen wie in den Industrieländern, obwohl die Verbreitung dieser Geräte in Afrika unvergleichlich geringer ist als in Nordamerika, Europa oder Japan. Eine negative Ausnahme bildet Vanadium, das vergleichsweise in noch sehr viel höheren Dosen gefunden wurde als in der westlichen Welt. Der Grund für diese Akkumulation giftiger Metalle ist in der Tatsache zu suchen, dass 80% des Technikmülls der entwickelten Länder nach Afrika geschickt wird – in Form eines Handels mit gebrauchten Geräten, die meist nicht lange halten, oder auf Recyclingdeponien, die oft illegal sind und deren Arbeitsweise auf die Gesundheit der Arbeiter und die Umwelt keine Rücksicht nimmt.

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