Der Weltraumwetterdienst hält es für möglich, dass die Sonne für den 9-stündigen Stromausfall am 29. September mitverantwortlich war
Teneriffa – Am 29. September um 13.11 Uhr fiel auf Teneriffa der Strom komplett aus. Es dauerte neun Stunden, bis die Versorgung in allen Haushalten der Insel wieder hergestellt war. Die Untersuchung des Vorfalls durch das Energieunternehmen Endesa ist noch nicht abgeschlossen, und die Ursachen sind bisher nicht eindeutig geklärt.
Bisher ist nur bekannt, dass es einen Ausfall im Umspannwerk von Granadilla gab. Doch, wie ein Repräsentant der Netzbetreibergesellschaft Red Eléctrica de España (REE) erklärte, reicht ein derartiger Störfall normalerweise nicht aus, um den Zusammenbruch des gesamten Insel-Stromnetzes zu bewirken. Es müsse deshalb noch weitere Einflussfaktoren gegeben haben.
Nun hat eine Gruppe von Wissenschaftlern um Physikprofessorin Consuelo Cid von der Universität Alcalá, Leiterin des Spanischen Weltraumwetterdienstes SeNMEs, die Hypothese aufgestellt, dass ein durch Sonnenwinde und -protuberanzen ausgelöster geomagnetischer Sturm den Blackout im September auf Teneriffa bewirkt haben könnte.
Die Analyse der Messungen der Sonnenaktivität ergab, dass die Satelliten und Bodenstationen in den zwei Tagen vor dem Stromausfall eine abrupte Verstärkung des Sonnenwindes registrierten und es zudem nahe dem Sonnenäquator zu einem koronaren Massenauswurf kam. Der daraus resultierende Partikelstrom führte zu starken Schwingungen und Verformungen des Erdmagnetfeldes, einem sogenannten geomagnetischen Sturm.
Das geomagnetische Observatorium in Güímar, in 30 Kilometern Entfernung von dem betroffenen Umspannwerk, registrierte in den beiden Tagen vor dem großen Stromausfall starke Störungen des Magnetfeldes.
Der geomagnetische Sturm machte sich auf der gesamten Erde bemerkbar. Dass er auf Teneriffa mutmaßlich einen Ausfall des gesamten Stromnetzes auslösen konnte, liegt an der Abgeschlossenheit der insularen Stromversorgung. In einem kleinen Inselnetz können sich die durch die elektromagnetischen Turbulenzen induzierten Ströme nicht, wie in größeren, weiter verzweigten Netzen, verteilen und richten deshalb mehr Schaden an.