Terrororganisation ETA steht vor dem Ende


© EFE

Der französischen Polizei gelang ein entscheidender Schlag gegen die letzten „Köpfe“

Nachdem am 20. Oktober 2011 die spanische Terrororganisation ETA das „definitive Ende des bewaffneten Kampfes“ verkündet hatte, gelang der französischen Polizei nun der entscheidende Schlag gegen die letzten „Köpfe“ der Organisation, deren Mitglieder seit 1975 insgesamt 864 Menschen ermordetet und das Land über lange Zeit in einen Zustand ständiger Angst vor weiteren Attentaten versetzten.

Im Rahmen der Operation „Pardines“, benannt nach dem Guardia Civil-Beamten José Antonio Pardines, der 1968 bei einer Straßenkontrolle erschossen wurde und erstes Todesopfer der Terroristen bei einer Auseinandersetzung war, hatten die zuständigen Beamten der französischen Generaldirektion für Innere Sicherheit (DGSI) konkrete Informationen erhalten. Die Spezialeinheit, die eng mit der Spanischen Guardia Civil zusammenarbeitet, erhielt Informationen über ein Treffen der letzten ETA-Führer in einem Landhaus in Saint-Étienne-de-Baïgorry im französischen Teil der Pyrenäen. Tagelang beobachteten die Einsatzkräfte das Haus, als tatsächlich drei der letzten vier ETA-Bosse das Haus betraten. Die Beamten wagten umgehend den Zugriff, der laut Zeugenaussagen auf Gegenwehr traf. Mindestens drei Explosionen wurden vernommen. Schließlich konnte die Einsatztruppe die Terroristen verhaften.

Festgenommen wurden Iratxe Sorzabal, David Pla, Ramón Sagarzazu Gaztelumendi sowie der Hauseigentümer François Flores. Die 43-jährige Iratxe Sorzabal ist die weibliche Stimme des militärischen Arms der ETA. Sie gehört seit über 20 Jahren der Bande an und gilt als eines der radikalsten ETA-Mitglieder. 

Sie steht unter Mordverdacht in mindestens drei Fällen. Weiterhin werden ihr 15 terroristische Delikte vorgeworfen. Der 40-jährige David Pla war für die politische Organisation von ETA verantwortlich. Pla war Mitglied der ETA-nahen Partei Herri Batasuna und versuchte später, die soziale Wiedereingliederung früherer Terroristen nach ihrer Haftentlassung zu boykottieren. Ramón Sagarzazu Gaztelumendi leitete früher den international tätigen Arm der Organisation. 

Einzig und allein José Antonio Urrutikoetxea, genannt Josu Ternera, das letzte Oberhaupt von ETA, und sein Sohn gingen den Beamten bei dieser Gelegenheit nicht ins Netz. Trotzdem verglich Innenminister Jorge Fernández Díaz den Schlag mit der Unterzeichnung der Sterbeurkunde von ETA, denn Mitte September wurde die für das Waffen- und Explosionsarsenal zuständige Führungsspitze der Terrororganisation in Handschellen abgeführt. 

Der Wandel misslang

Nachdem drei vermummte ETA-Führungsmitglieder, darunter Iratxe Sorzabal und David Pla, am 20. Oktober 2011 über eine Videobotschaft das Ende des bewaffneten Kampfes verkündet hatten, begann die stark geschwächte Terrororganisation, die nur noch über etwa 50 Mitlieder verfügte, ihre Struktur komplett zu verändern. Nur der harte Kern sollte aufrechterhalten bleiben, die Waffenlager jedoch endgültig geschlossen und alle Energie in die politische Arbeit gesteckt werden. 

Nach Verlesung des Manifests lag es an Sorzabal und Pla, den Wandel von ETA zur ausschließlich politisch aktiven Organisation zu vollziehen. Doch das misslang völlig. Zunächst veranlasste Norwegen ihre Abschiebung, dann schlugen sie alle Angebote zur Abgabe der Waffen aus und verhinderten ein Entgegenkommen der Justiz, während sich auch die ehemaligen ETA-Mitglieder in den Gefängnissen gegen die Organisation stellten und die Wiedereingliederungsangebote der Regierung annahmen. 

Innenminister Fernández Díaz sprach davon, dass der militärische und der logistische Arm von ETA bereits nicht mehr existiere und nur noch eine kleine politische Zelle übrig sei, welche jedoch die letzten Lager von Waffen und explosivem Material bewache. 

Einige Experten konstatierten aufgrund des fehlenden Nachwuchses und fehlender Vorbilder bereits das definitive Ende von ETA. 

Über Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.