Teurer Sommerurlaub 2022

Badende am Strand Playa de San Lorenzo im nordspanischen Gijón Foto: EFE

Badende am Strand Playa de San Lorenzo im nordspanischen Gijón Foto: EFE

Die Spanier reisen wieder, doch wegen der steigenden Preise wählen sie nationale Ziele, kürzere Aufenthalte und beschränken die Ausgaben

Madrid – Der „Frühling“ der Tourismusbranche hat die Hoffnung geweckt, dass diese wieder einer der großen Motoren der spanischen Wirtschaft sein wird, nach den zwei Jahren, als der Sektor komplett am Boden lag. Die positiven Daten der Ostertage erweckten besonders große Hoffnungen auf die Sommersaison, was von der Welt-Tourismusorganisation OMT als Champagnereffekt bezeichnet wurde: Die Rückkehr der Familien an ihre Lieblingsurlaubsorte, nachdem sie wegen der Pandemie zwei Jahre lang auf Reisen verzichten mussten. „Die entstandenen Ersparnisse und die Aufhebung der Restriktionen veranlassten sie, den „Champagner“ zu entkorken. Allerorten herrschte Optimismus. Aufgrund der enormen Nachfrage entstand der Eindruck, dass eine spektakuläre Sommersaison zu erwarten sei“, erklärte Ricardo Fernández, Generaldirektor der Reiseagentur Viajes Destinia.

Zahlreiche Urlaubsorte von Coruña bis nach Formentera hatten vor den kürzlichen Feiertagen die Schilder „komplett“ ausgehängt. Doch jegliche Aktivitäten konnten nicht der galoppierenden Inflation ausweichen, welche in der halben Welt herrscht. Die unmittelbare Folge für die Unternehmen sind Rentabilitätsverluste. Für die Verbraucher ist der Urlaub teurer als je zuvor, und die Urlaubskasse schmilzt wie Eis in der Sonne. Statistiker haben ausgerechnet, dass der gleiche Urlaubsplan wie vor der Pandemie heuer bis zu 30% teurer ist. Die Familien verzichten nicht auf ihrem Urlaub, aber sie schnallen den sprichwörtlichen Gürtel eben enger.

So haben viele ihren Aufenthalt in einem Hotel um einen oder zwei Tage reduziert, denn die Preise haben sich um etwa 21% erhöht, und auch die Ausgaben in Restaurants und für Extras müssen reduziert werden. Andere steigen von einem Hotelaufenthalt auf eine Ferienwohnung um, wo sie sich auch selbst versorgen können.

Die Besucherzahlen in den Urlaubsgebieten im Monat Juni waren etwas geringer als vor der Pandemie, etwa 15% unter den Vor-Covid-Daten, doch die Summe der Kosten ist wegen der steigenden Inflation die gleiche wie vor drei Jahren. Das ist der wichtigste Aspekt dieses Sommers, nach Angaben der Organisation Hosteltur und für einen großen Teil der spanischen Urlauber ausschlaggebend. Stornierungen erfolgen kaum. „In diesem Jahr reisen wir weniger Tage und kontrollieren unsere Extraausgaben“, erklärten Gäste während einer Meinungsumfrage. „Ich konnte es nicht glauben“, erklärte ein anderer Urlauber, „als ich feststellen musste, dass in unserem Lieblingshotel in Chiclana bei Cádiz, das einer namhaften Kette angehört, wo wir 2017 noch für 1.400 Euro eine Woche verbracht haben, jetzt 1.760 Euro verlangt wurden. Eine andere Familie verbrachte ein Wochenende in einem Apartment in Roquetas del Mar, welches sie sage und schreibe 500 Euro gekostet hat. Von einer gegenteiligen Erfahrung berichtet der 40-jährige Miguel Gutiérrez, der in Schweden lebt. „Stets reserviere ich am Ende eines Aufenthalts bereits für das folgende Jahr. So habe ich 2021 für den gleichen Preis meinen diesjährigen Urlaub gebucht“. Zum Ende des Urlaubs ist stets eine Autofahrt von Andalusien an die Costa Brava eingeplant. Um den hohen Benzinpreis zu kompensieren, teilt er sich die Kosten mit einem weiteren Fahrgast. „So hatte ich keine Erhöhung der Kosten gegenüber früheren Jahren“, freute er sich.

Wie die Treibstoffkosten können auch andere, unerwartet steigende Ausgaben den Urlaub teuer werden lassen, wie beispielsweise ein Mietwagen, der kurzfristig überhaupt nicht zu bekommen ist, das Flugticket und sogar der Imbiss am Strandkiosk“, eine Klage, die immer wieder zu hören war. Die Mehrzahl der Spanier – etwa 90 % hat nach Aussagen von Destinia in diesem Sommer einen Urlaubsaufenthalt innerhalb Spaniens gewählt. „Unsere Daten sind denen von 2019 sehr ähnlich“, berichtete Nuria Montes, Generalsekretärin des Verbandes der Hotel- und Touristikunternehmen von Valencia.

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