Tomaten mit hohem Vitamin-D-Gehalt

Foto PIXABAY

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Bislang fehlt die gesetzliche Grundlage für ihren Anbau

Madrid – Eine gentechnische Veränderung ermöglicht die Erzeugung von Tomaten mit einem ungewöhnlich hohen Gehalt an Vitamin D.

Vitamin D ist unerlässlich für die Bindung von Calcium in den menschlichen Knochen. Die Einwirkung der Sonne auf die Haut ist die Hauptquelle von Vitamin D für den Körper. Fehlt ihm die Bestrahlung der Sonne, sind fetter Fisch, die Leber einiger Tiere und Eier die wenigen Alternativen.

Nun ist es einer Forschergruppe gelungen, mithilfe einer gentechnischen Veränderung Tomaten dazu zu bringen, ebenso viel Vitamin D wie zwei Eier zu produzieren.

Eine besonders gute Nachricht für Veganer und vor allem für die mehr als eine Milliarde Menschen, die unter akutem Mangel an diesem wichtigen Vitamin leiden. Es handelt sich um ein Hormon, das durch die Einwirkung mittelwelliger ultravioletter Strahlen auf der menschlichen Haut entsteht und in eine Substanz mit dem Namen 7-DHC (Dehydrocholesterin 7), eine Cholesterinvorstufe im Vitamin D, umgewandelt wird. 7-DHC befindet sich auch in den Blättern der Stauden und in den noch grünen Tomaten, verliert sich aber, wenn die Früchte reifen.

Erst vor einigen Jahren wurde entdeckt, dass Tomatenpflanzen über zwei verschiedene Stoffwechselwege verfügen. Einer dieser Wege wird zur Erzeugung pathogener Abwehrkräfte genutzt, der zweite Weg aber wird aus unbekannten Gründen außer Acht gelassen.

Forscher verschiedener Länder haben diesen zweiten Weg genutzt, um die Produktion von 7-DHC, auch Provitamin D3 genannt, zu aktivieren. Sie setzten die Tomatenstauden in ihrem natürlichen Reifungsprozess der Sonne aus. Die UV-Bestrahlung wandelte 7-DHC in Vitamin D um, und zwar in Mengen, die nie zuvor in Gemüse gefunden wurden. In den Blättern wurde eine Konzentration vom 200 Microgramm pro Gramm Blatt erreicht. Bei Tomaten sind die Mengen viel geringer: 0,2 Mikrogramm bei reifen und 0,3 Mikrogramm bei den grünen Früchten.

Dabei würde schon der Verzehr einer einzigen Tomate ausreichen, um 20 bis 30 Prozent des täglichen Vitamin D-Bedarfs des Menschen zu decken. Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass eine längere UV-Bestrahlung der Früchte den Vitamin D-Gehalt bedeutend erhöhen würde.

Das Schlüsselwort in diesem Prozess ist CRISPR (Clustered Regularly Interspaced Short Polindromic Repeats), eine Technik der genetischen Veränderung. Diese Technik ermöglicht es, Mutanten mit einer noch nie dagewesenen Einfachheit zu erzeugen, in diesem Fall die Vitamin D- reichen Tomaten.

José Blanca ist Professor für Genetik an der Polytechnischen Universität von Valencia und kennt das Projekt zur Genüge. Für ihn ist CRIPR ein gutes Instrument für das öffentliche Gesundheitswesen und die Vorbeugung vieler Pathologien. Das wird aber ohne eine Gesetzesänderung nicht möglich sein. In Europa ist die genetische Veränderung von Organismen aufgrund der Anti-GOV-Gesetzgebung derzeit praktisch unmöglich.

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