Tiertransport unter fragwürdigen Bedingungen?


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Ortspolizei in Santa Cruz de Tenerife erstattete Anzeige

Am 5. Januar fanden allerorten auf den Kanaren bunte Umzüge anlässlich des Dreikönigstags statt. Für die „Cabalgatas“ werden in vielen Orten traditionsgemäß Dromedare eingesetzt, auf denen die Heiligen Drei Könige durch die Stadt reiten. Da die Zahl der zur Verfügung stehenden Tiere auf Teneriffa nicht ausreichte, kam am 2. Januar eine Ladung Höckertiere von Lanzarote auf die Insel. 

Die Dromedare wurden auf zwei Lkws geladen und per Schiff auf die Insel gebracht.

Bei der Ankunft im Hafen von Santa Cruz de Tenerife wurden die Lkws von Beamten der Ortspolizei empfangen, die aufgrund der fragwürdigen Transportbedingungen der Tiere Anzeige erstatteten.

Auf der offenen Ladefläche eines kleineren Lkws lagen drei Dromedare, während auf einem größeren Kipplaster zwölf Dromedare zusammengepfercht waren. Den Tieren waren für den Transport die Beine an den Körper gebunden worden.

Die Tierschutzpartei Partido Animalista (PACMA) sprach von Tierquälerei und erstattete Anzeige bei der Naturschutzeinheit der Guardia Civil (Seprona). Es sei erbärmlich, so heißt es in einer Stellungnahme von PACMA, dass für eine Veranstaltung wie den Dreikönigsumzug Tiere gequält würden.

Die Verantwortlichen für den Tiertransport hingegen beteuerten, dass sie nicht nur über alle Genehmigungen – auch vom zuständigen Amt bei der kanarischen Regierung – für den Transport verfügten, sondern auch, dass Dromedare genau auf diese Weise am besten reisen. Als Herdentiere seien sie am ruhigsten, wenn sie dicht beieinander liegen. Außerdem müssten die Tiere zu ihrer eigenen Sicherheit liegend befördert werden. En Angehöriger des Familienunternehmens von Lanzarote, dem die Dromedare gehören, äußerte sein Erstaunen über den Wirbel, den diese Angelegenheit verursacht hat. Die Tiere seien schon immer auf diese Weise transportiert worden, und das sei absolut in Ordnung, erklärte er gegenüber der Tageszeitung ‘La Opinión’. Als Besitzer von über 100 Dromedaren, die für ihn wie seine Kinder seien, wisse er, wovon er spreche. Man könne sich ja wohl vorstellen, dass einer Familie, die seit über 35 Jahren von und mit diesen Tieren lebt, das Wohlergehen ihrer Tiere am Herzen liege.

Verwunderlich in dieser Angelegenheit ist, dass sich auch der Direktor des regionalen Amtes für Viehzucht, Juan Pedro Dávila, zu Wort meldete und eine „nicht geringe Strafe“ ankündigte, während der Transport der Dromedare unter genauer Angabe der Größe der Lkws und der Zahl der Tiere vom zuständigen Amt bei der kanarischen Regierung genehmigt worden war. So versichern es zumindest die Verantwortlichen des Unternehmens von Lanzarote, dem die Tiere gehören. Eine Sprecherin des Unternehmens erklärte dem Wochenblatt gegenüber, dass es den Tieren gut gehe, sie vor und nach den Dreikönigszügen artgerecht untergebracht und versorgt wurden und keinerlei Stress bei ihnen festgestellt wurde. Außerdem wisse jeder Kamelführer, dass diese Tiere auf keinen Fall einzeln transportiert werden dürfen, sondern als Gruppe, weil sie sich in der Herde sicher fühlen.

Auch der Verband der Dromedarzüchter von Lanzarote wies in einer Stellungnahme die Behauptung zurück, die Tiere hätten durch den Transport gelitten. Der Verband bedaure, dass aufgrund von Unkenntnis dieser Tierart eine nicht fundierte Anzeige erstattet wurde, die diejenigen zu Unrecht in Verruf bringe, die sich seit Jahrzehnten mit der Zucht und Pflege dieser Tiere beschäftigen. Außerdem führte der Transportbeauftragte einen Tierausweis für jedes einzelne Tier mit.  

Auch Teneriffas Cabildo-Präsident Carlos Alonso meldete sich zu Wort und forderte eine Bestrafung der Verantwortlichen.

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