Tourismus-Bremse?


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Sanierungsplan weiter in der Kritik

Der kanarische Sanierungsplan, der u.a. durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer IGIC das vom Staat gestrichene Geld aufzubringen sucht (das Wochenblatt berichtete), wurde am 17. Mai vom nationalen Rat für Steuer- und Finanzpolitik für gut befunden, auch wenn Wirtschaftsminister Cristóbal Montoro die Einnahmenaufstellung der Region anzweifelte.

Madrid – Zuhause jedoch schwelten die Empörung und Kritik weiter.

Bei seinem Kanarenbesuch Mitte Mai bezeichnete auch Juan Rosell, Präsident des spanischen Unternehmerverbandes CEOE, die Steuererhöhung als „schwerwiegend“, wirke sich diese doch negativ auf den Tourismus aus, der gerade auf den Inseln von großer Bedeutung sei. Nebenbei äußerte sich Rosell auch zu den Reformen der Zenralregierung in Madrid, die er unterstütze. Seiner Meinung nach gäbe es keine Alternative zu den einschneidenden Maßnahmen. „Je mehr, je schneller und je durchgreifender, umso besser,“ so Rosell. Allerdings würde es Jahre dauern, bis sich diese tatsächlich positiv auswirkten.

In der letzten Zeit wurde insbesondere bei den kanarischen Hoteliers die Forderung laut, dem Sektor zumindest eine Art Aufschub zuzugestehen und die Mehrwertsteuererhöhung im Tourismus auf das nächste Jahr zu verschieben. Der Hotelverband Ashotel rechnet nämlich damit, dass allein in diesem Jahr die Erhöhung des IGIC für einen Ausfall von 120 Millionen Euro sorgen könnte. Fernando Fraile, Vertreter des Sektors im Dachverband kanarischer Unternehmer (CEE), erklärte, die Anhebung von zwei Prozent würde den kanarischen Wirtschaftsmotor angreifen, der schon unter den nun höheren Flughafengebühren (das Wochenblatt berichtete) leide, die gerade in Griechenland ganz gestrichen und in Ägypten um die Hälfte gekürzt worden seien.

Bei einer Tourismus-Tagung, organisiert von einer kanarischen Mediengruppe, machte Regionalpräsident Paulino Rivero den Hoteliers jedoch schnell einen Strich durch die Rechnung: „Der Tourismussektor muss seinen Beitrag leisten, weil es diesem in den letzten Jahren am besten gegangen ist.“ Etwas abschwächend fügte Rivero hinzu: „Die Steuererhöhung gefällt niemandem, aber wir müssen uns alle anstrengen, um die öffentlichen Dienste zu sichern: das Gesundheits- und das Bildungswesen sowie die Sozialdienste.“

Darüber hinaus halten die Vertreter fast aller Wirtschaftssektoren daran fest, dass die Steuererhöhung den Konsum bremsen, zu Unternehmensschließungen und in der Folge zu weniger Steuereinnahmen der Region führen, also kontraproduktiv sein werde.

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