Transrapid bald auf Teneriffa?


© Állatka

Studien und Gespräche haben bereits stattgefunden

Was auf den ersten Eindruck vielleicht unglaublich klingen mag, ist gar nicht so weit hergeholt. Im vergangenen Sommer besuchten Ricardo Melchior, Cabildopräsident von Teneriffa, Carlos Alonso, Leiter des Wirtschaftsressorts, und Andrés Muñoz, Geschäftsführer von Metropolitana S.A., die deutsche Teststrecke des Transrapids in Lathen bei Osnabrück. Die Inselregierung zeigt sich ernsthaft interessiert, den hochmodernen Zug auf die Insel zu holen.

Zwei deutsche Planungsbüros wurden bereits beauftragt, mit den Daten von Metropolitano S.A. (zuständig für die Umsetzung der Zug-Projekte) und dem Raumordnungsplan eine Machbarkeitsstudie zu erstellen. Laut Melchior müsse man die Ergebnisse abwarten, doch schien der höchste Inselpolitiker sehr positiv eingestellt zu sein und erklärte, dass sich die Deutschen in den laufenden Gesprächen sehr interessiert zeigen. Ein Transrapid auf Teneriffa wäre auch für die deutsche Industrie eine willkommene Referenzstrecke, da derzeit außer der Teststrecke in Lathen nur ein Flughafenshuttle in Shanghai seit 2004 in Betrieb ist.

Vorzüge der Magnetschwebebahn gegenüber dem geplanten Hochgeschwindigkeitszug

Die Magnetschwebebahn wird von Siemens und Thyssen/Krupp gebaut und gewartet; der Fahrweg, der den größten Teil der Kosten absorbiert, wurde von der Baufirma Bögl so weit optimiert, dass er nun um 30% preiswerter gebaut werden kann. Mindestens fünf Meter über der Erde gleitet die Bahn computergesteuert einen Zentimeter über der Trasse mit einer Höchstgeschwindigkeit von 385 km/h dahin. Zugelassen ist der Transrapid bis 550 km/h, was aber nur auf längeren Strecken als auf Teneriffa ausgefahren werden kann. Zum Bremsen wird die Richtung des Magnetfeldes umgekehrt und die Bremsenergie zurückgewonnen und ins Netz eingespeist.

Zu den Vorzügen des Transrapids gegenüber dem bisher geplanten Hochgeschwindigkeitszug gehört auch, dass die Magnetschwebebahn weniger Platz in Anspruch nimmt. Außerdem kann der Transrapid Steigungen bis über 10% bewältigen (die Bahn schafft nur 4% bzw. 6%, wenn Sand gestreut wird) und engere Kurven fahren. Gerade auf einer Insel mit beschränktem Raum ist das Argument der Platzeinsparung bedeutend, weil dadurch die Trasse zum größten Teil über der Autobahn errichtet werden kann. Dadurch sind fast keine Grundstücksenteignungen nötig, und die Zahl der auf den Kanaren sehr teuren Tunnel wird drastisch reduziert.

Ein weiterer Pluspunkt liegt in der höheren Geschwindigkeit; die Passagiere könnten innerhalb von 20 Minuten vom Nord- zum Südflughafen gelangen. Der Transrapid ist außerdem sehr leise, da er nur Windgeräusche erzeugt, sowie ressourcenschonend, denn es muss wegen des leichten Aufbaus wesentlich weniger Stahlbeton verbaut werden als für die Bahn nötig wäre. Auch die Oberleitungen entfallen, und die Antriebsspulen im Fahrweg werden nicht aus teurem Kupfer sondern aus Aluminium gefertigt.

Dem Tourismus käme der Transrapid nicht nur wegen seiner Reisemöglichkeiten zugute; als einzige in Europa operierende ihrer Art würde die Bahn die Attraktivität der Insel erhöhen und mehr Touristen anziehen.

Bis Ende Januar sollen erste Studienergebnisse vorliegen. Sollten sich die Vorstudien bestätigen, dann wäre der Transrapid sogar etwas preiswerter als die geplante Hochgeschwindigkeitsbahn mit ihren vielen und teuren Tunneln. Dann spräche nicht nur die Attraktivität sondern auch der Preis für die neue Zukunftstechnologie aus Deutschland.

Über Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.