Tuberkulose auf den Kanaren


© EFE

Verharmlosung ist der schlimmste Fehler

Anlässlich des Welttuberkulosetags am 24. März haben die Leiter der Abteilungen für Pneumologie des Inselkrankenhauses von Gran Canaria, Juan Carlos Rodríguez, und des Krankenhauses Doctor Negrín, José Antonio Caminero, in einer Pressekonferenz über Daten und Fakten dieser Krankheit gesprochen.

Die Spezialisten teilten mit, dass auf den Kanarischen Inseln jedes Jahr 500 Tuberkulose-Neuerkrankungen festgestellt werden. Sie sprachen von einer „Krankheit der Armen“, die für viele als „vergessen“ gilt, die aber weiterhin ein weltweites Gesundheitsproblem darstellt. Obwohl die Erkrankungsrate unter Migranten auf den Kanaren niedriger liege als auf dem spanischen Festland, sei in den nächsten drei bis vier Jahren mit einem Anstieg zu rechnen, warnten sie. Dies liege an der extremen Armut, in der diese Menschen leben, erklärte José Antonio Caminero, und zwar nicht in ihren Heimatländern, sondern nach ihrer Ankunft auf den Kanaren. Die Menschen, die in Flüchtlingsbooten aus Afrika kommen, seien zumeist junge und gesunde Personen, und unter ihnen gebe es „null“ Fälle von TB. Ein Problem seien vielmehr die ungesunden Bedingungen, unter denen sie auf den Kanaren leben.

Auch die Pneumologen der Krankenhäuser HUC und La Candelaria auf Teneriffa, Ramón Fernández und José Julián Batista, bestätigten die Zahlen der Kollegen aus Las Palmas und warnten vor der Verharmlosung dieser Infektionskrankheit. Sie gaben die jährliche Infektionsrate mit 25 Fällen pro 100.000 Einwohner an. Sie bedauerten die ungenügende Aufmerksamkeit, die von der kanarischen Gesundheitsbehörde aus dieser gefährlichen Infektionskrankheit gewidmet wird, und dass es bis heute kein konkretes Programm gibt, um die Zahl der Erkrankungen zu reduzieren.

Die kanarische Gesundheitsbehörde widersprach Tage später den Zahlenangaben der Experten von Gran Canaria und Teneriffa und stellte in einer Mitteilung am 23. März fest, dass 2007 auf den Kanaren 246 TB-Erkrankungen gemeldet wurden, 38 weniger als 2006. Von 2008 ist nicht die Rede.

Nach Auskunft der Gesundheitsbehörde liegt die TB-Infektionsrate auf dem Archipel bei 12 Fällen pro 100.000 Einwohner. Die Veränderung der Infektionszahlen auf den Inseln verlaufe parallel zum spanienweiten Rückgang der Tuberkulose – 2007 wurden in Spanien 7.767 TB-Erkrankungen gemeldet.

Auf den Kanaren waren 2007 64,6% der TB-Erkrankten Männer. Insgesamt waren in 62,6% der Fälle Personen im Alter zwischen 20 und 49 Jahren betroffen. Bei den unter 10-Jährigen ist in den letzten Jahren ein Anstieg auf etwa 10 Fälle pro 100.000 Einwohner festgestellt worden. 2007 waren 76,5% der TB-Erkrankten spanischer Nationalität, 2006 waren es noch 80%.

Weltweit erkranken jedes Jahr neun Millionen Menschen an Tuberkulose, rund 1,7 Millionen sterben daran.

Über Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.