Das Umweltministerium hat eine Strategie zur nachhaltigen Nutzung der Rohstoffe vorgestellt
Madrid – Spanien hat eine konkrete Strategie zur Einführung der sogenannten Kreislaufwirtschaft entwickelt, die darauf abzielt, die Ressourcen effektiver zu nutzen und weniger Grundstoffe zu verbrauchen. Der entsprechende Plan umfasst eine Reihe von Maßnahmen und sieht für deren Umsetzung einen Etat von 836 Millionen Euro vor. Mehr als die Hälfte der Summe soll in die Wiederaufbereitung von Abwässern investiert werden.
Es ist leicht nachvollziehbar, dass die seit der industriellen Revolution betriebene Linearwirtschaft – Rohstoffe fördern, Produktion, Handel, Verbraucher, Entsorger, Deponie – nicht unbegrenzt funktionieren kann. Die UNO geht davon aus, dass die Weltbevölkerung bis Mitte des Jahrhunderts auf 9,1 Milliarden Menschen angewachsen sein wird. Nach der spanischen Strategie zur Einführung der Kreislaufwirtschaft, die einer nationalen Zeitung im Entwurf vorliegt, seien drei Planeten wie die Erde nötig, um genügend Rohstoffe zum Erhalt des aktuellen Lebensstandards dieser Bevölkerungszahl gewinnen zu können.
Die Strategie zum Übergang von einer auf der Förderung von Rohstoffen basierenden Linearwirtschaft auf eine auf der Wiederverwertung der Rohstoffe basierenden Kreislaufwirtschaft in Spanien stimmt mit den 2015 von der EU-Kommission beschlossenen Grundsätzen überein. Sie wird vom Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei, Ernährung und Umwelt koordiniert und bezieht sechs weitere Ministerien mit ein.
Die Kosten für die im Zeitraum 2018 bis 2020 vorgesehenen Maßnahmen wurden mit 838,8 Millionen Euro veranschlagt.
Wiederaufbereitung von Abwässern
Der Großteil des Etats (57%) soll für die Wiederaufbereitung von Abwässern verwendet werden, einem Bereich, der hauptsächlich in der Zuständigkeit des Staates liegt. Insgesamt 478,2 Millionen Euro sollen in die nötige Infrastruktur investiert werden, um insbesondere die Landwirtschaft mit wiederaufbereitetem Abwasser versorgen zu können.
Steuerrechtliche Vereinheitlichung
Der Plan zeigt auf, dass einige Regionen Abfallabgaben erheben, andere jedoch nicht, was zu einem „Abfall-Tourismus“ führen kann, wie dort angemerkt wird. Seit einem Jahr arbeiten zwei Expertenkommissionen daran, wie die Abfallabgaben landesweit vereinheitlicht werden können.
Abfälle für den Öffentlichen Bau
Der Plan sieht auch die Anpassung verschiedener Normen vor, wie beispielsweise dem Königlichen Dekret über die Abfälle im Bauwesen, die vermehrt bei öffentlichen Bauprojekten wiederverwendet werden sollen. Das Ministerium für Umwelt und das Ministerium für Transport- und Inlandsentwicklung werden in einem Abkommen vereinbaren, dass diese Abfälle konkret dem Bau von Straßen, Häfen und Bahnanlagen zugeführt werden.
Fischen nach Müll
Seit Beginn des Jahrzehnts häufen sich die Initiativen insbesondere von Fischern, die gezielt Plastikabfälle aus dem Meer „fischen“. Das Umweltministerium plant nun, Kriterien für das Sammeln von Abfällen aus dem Meer und eine Datenbank zu schaffen, um Informationen darüber zu erhalten, an welchen Stellen sich welche Art von Müll ansammelt. Für diese Maßnahmen ist eine Million Euro vorgesehen. Weitere vier Millionen Euro sollen in die Installation entsprechender Sammelanlagen in den Häfen fließen.
Obsoleszenz
Dieser Begriff bezeichnet, dass Produkte oder Wissensbestände auf natürliche oder künstlich beeinflusste Art (verfrüht) veraltet sind oder altern. Im vergangenen Jahr forderte das Europaparlament die EU-Kommission auf, die Obsoleszenz allgemeingültig zu definieren und Maßnahmen zu ergreifen, damit die Konsumenten zu „haltbaren Produkten von hoher Qualität Zugang bekommen, die auch reparabel sind“. Das Design von Produkten mit einer langen Nutzungsdauer und die nicht unbrauchbar werden, soll gefördert werden.
Ältere Lebensmittel
Das Ministerium für Landwirtschaft plant, die geltenden Normen zu ändern und Lebensmittel, deren Verfallsdatum abgelaufen ist, vermehrt der Tierfütterung zuzuführen.
Durchgefallen beim Recycling
Spanien darf im europäischen Vergleich nicht gerade stolz auf sein Recycling sein. Daher ist in dem Strategieplan vermerkt: „Die Rohstoffe sind immer seltener und teurer, und wir unterlassen bei einem Großteil die Wiederverwertung.“
Nach den letzten Erhebungen des europäischen Statistikinstituts Eurostat wurden 2014 in der Europäischen Union 2,5 Milliarden Tonnen Abfall produziert. Davon wurden lediglich 900 Millionen Tonnen bzw. 36% wiederverwertet. Spanien produzierte 111 Millionen Tonnen Müll und kam auf eine Recyclingquote von 24%.
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