Umstrittene Karriere eines Ex-Ministerpräsidenten


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José María Aznar steht seit September 2004 auf der Gehaltsliste von Rupert Murdoch

Ex-Regierungschef José María Aznar kann sich wirklich nicht beklagen. Seine ehemaligen Verbündeten und Freunde in den Vereinigten Staaten haben ihn nicht vergessen, und das, obwohl er ja nun schon seit über zwei Jahren nicht mehr das Sagen in Spanien hat.

Madrid – Sicherlich hat seine unerschütterliche Unterstützung der Bush-Regierung im Hinblick auf den Irak-Krieg gegen den Willen der überwältigenden Mehrheit seiner Landsleute viel dazu beigetragen.

Jedenfalls besteht die bislang letzte erklommene Sprosse auf seiner US-Karriereleiter in seiner Ernennung zum Mitglied des Verwaltungsrates von    News Corporation, dem Medienkonzern des australisch-amerikanischen Magnaten Rupert Murdoch, der ihn persönlich für den Posten vorschlug.

Die beiden blicken auf eine langjährige „Freundschaft“ zurück.

Murdoch gehörte mit seiner Frau zu den illustren Gästen, die Aznar 2002 zur umstrittenen weil unangemessen pompösen Hochzeit seiner Tochter Ana Aznar Botella eingeladen hatte. Murdoch revanchierte sich unter anderem mit der Veröffentlichung eines langen Kommentars in „The Times“, nachdem die Konservativen im März 2004 die Wahlen in Spanien verloren hatten. Darin wurde Aznar unter anderem mit dem Churchill-Spruch getröstet, der da heißt „Die Geschichte wird freundlich mit mir umgehen, denn ich habe vor sie zu schreiben.“

Ob er den Posten als Verwaltungsratsmitglied jedoch behalten darf, galt mehrere Tage als ungewiss, denn Aznar war bis vor kurzem Mitglied des spanischen Staatsrates, der in Kürze darüber entscheiden wollte, ob sich da nicht gewisse Interessen in die Quere kommen könnten. Aznar griff dem jetzt jedoch vor, indem er von seinem Posten als gesetzliches Mitglied des Staatsrates zurücktrat.

In Spanien steht man der Karriere Aznars in den USA jedenfalls äußerst kritisch gegenüber. Vor allem nachdem bekannt wurde, dass der ehemalige Ministerpräsident bereits seit September 2004, also bereits wenige Monate nach der Wahlniederlage seiner Partei, ein monatliches Gehalt von Murdoch bezieht. Das Geld wurde an die von ihm und seiner Frau gegründete Gesellschaft Famaztella SL überwiesen.

Diese monatlichen Einnahmen Aznars wurden nur durch einen so genannten „dummen Zufall“ bekannt. Er selber hatte alles daran gesetzt zu verhindern, dass dieses zusätzliche Einkommen von monatlich 10.000 Euro an die Öffentlichkeit gerät, geschweige denn den Staatsrat darüber informiert. Sein Gehalt, das er nun offiziell als Mitglied des Verwaltungsrats von News Corporation beziehen wird, liegt übrigens nur wenig darüber.

Es wird nun überprüft, inwieweit der ehemalige Regierungschef gegen verschiedene Gesetze, nicht zuletzt wegen Unvereinbarkeit verstoßen hat.

Aznar hat sich seit Ende seiner Regierungszeit vor allem dann in der Öffentlichkeit zurückgemeldet, wenn er gegen die Außenpolitik der derzeitigen sozialistischen Regierung wetterte, und dies vor allem in ausländischen Medien.

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