Umweltministerium will über 400 illegale Häuser abreißen lassen


© Moisés Pérez

Betroffen ist die Küste von La Matanza bis El Sauzal • Bucht von „El Caletón“ soll im Zuge des Projektes saniert werden

Unter den Badeorten im Norden Teneriffas spielt die Bucht „El Caletón“ eine eher unbedeutende Rolle. Doch wer die nette Fischeransiedlung kennt, in der die Brandung oft unbarmherzig an die winzigen und vollkommen ungeordnet gebauten Häuschen auf den Felsen donnert, lernt nicht nur ein schönes Stückchen Küste kennen, sondern kommt auch dem ursprünglichen Dorfleben auf Teneriffa näher.

Ein kurvenreiches Sträßchen führt hinunter zu El Caletón, wo natürliche Lavabecken bei schönem Wetter zum gefahrlosen Baden einladen. Eigentlich ein kleines Paradies, wären da nicht die hässlichen Antennen, die zu Dutzenden in die Erde gepflanzt wurden, um den Wochenendhäuschen – teils ebenso hässlich – den Fernsehempfang zu ermöglichen. Viele dieser kleineren und größeren Häuschen sind illegal gebaut worden und haben sich im Laufe der Jahre zu einem unschönen Durcheinander von Mäuerchen, Hauseingängen, Garagen und Treppen geformt, das dem Umweltministerium ein Dorn im Auge ist.

Über die Küstenverwaltung hat das Ministerium nun ein Verfahren gegen 75 illegale Bauten in El Caletón angestrengt. „Recuperación del Caletón de la Matanza“ – Rückgewinnung des Caletón – wurde das Projekt getauft, mit dem der Küstenort saniert werden soll. Nach dem Abriss der illegalen Häuser, größtenteils Wochenendresidenzen, soll ein 580 m langer Spazierweg angelegt werden, der mit Ruhebänken und Brunnen ausgestattet ist. Desweiteren sollen Papierkörbe für eine saubere Umgebung sorgen, ein Parkplatz angelegt, sowie Sand an dem kleinen Badestrand aufgeschüttet werden. Ein ehrgeiziges Vorhaben, das mit über 3,5 Millionen Euro veranschlagt ist.

„Die unrechtmäßige Besetzung des Geländes durch illegale Bauten verhindert, dass andere Menschen diese Bucht an der Nordküste Teneriffas genießen können“, argumentiert das Ministerium. Unter den 75 Häusern die abgerissen werden sollen sind nur wenige, die ihren Bewohnern als Hauptwohnsitz dienen. Für diese Menschen sollen neue Sozialwohnungen in La Matanza gebaut werden. Das Umweltministerium hat sich zu diesem Zweck bereits mit dem Sozialamt der Stadt in Verbindung gesetzt und um eine Liste der betroffenen Personen gebeten. Das Umweltministerium hat in diesem Zusammenhang seine Unterstützung bei dem Erwerb von Grundstücken für den Bau neuer Sozialwohnungen zugesichert.

Weitere Abrisse in El Sauzal,

Candelaria und Granadilla

Nicht nur in El Caletón müssen die Häuslebesitzer um ihr Eigentum fürchten, wenn es ohne Lizenz erbaut wurde. Das Ministerium hat den gesamten Küstenstreifen zwischen La Matanza und El Sauzal ins Auge gefasst sowie Gebiete in Candelaria und Granadilla und plant, insgesamt 418 illegale Wochenendhäuser abzureißen. Abrissgefährdet ist auch das Hotel El Médano, das unmittelbar am gleichnamigen Strand im Süden Teneriffas liegt.

Inwieweit die Inselregierung in dieser Angelegenheit Einfluss ausüben kann ist noch unklar. Fest steht, dass Cabildo-Präsident Ricardo Melchior Umweltministerin Cristina Narbona ersuchen wird, die lokalen und regionalen Behörden zu berücksichtigen und das Projekt im gemeinsamen Einverständnis durchzuführen.

Das Umweltministerium plant, Teneriffas Küsten von unschönen und wahllos in die Landschaft gebauten illegalen Häusern zu säubern. Die betroffenen Küstenabschnitte sollen auf diese Weise ihr ursprüngliches Aussehen wiedererhalten und durch Spazier- und Wanderwege, Aussichtspunkte, Grünanlagen, etc. neu und umweltschonend gestaltet werden.

Heftiger Widerstand angekündigt

Die Häuslebesitzer in El Caletón haben das Kriegsbeil ausgegraben. Nachdem das Umweltministerium über die Küstenverwaltung mitteilen ließ, dass innerhalb eines Plans zur Verschönerung der Küsten 75 illegale Häuser in der Bucht El Caletón bei La Matanza abgerissen werden sollen, haben die Eigentümer lautstark wissen lassen, dass sie dies nicht akzeptieren werden. Desweiteren will das Umweltministerium auch in anderen Küstenorten aufräumen und insgesamt bis zu 418 Häuser abreißen.

Dass diese Aktion nicht so einfach umzusetzen sein wird, ließ die erste Protestaktion der Anwohner in El Caletón erahnen. 250 Menschen versammelten sich in der kleinen Bucht, um gegen die Abrisspläne des Ministeriums zu protestieren und heftigen Widerstand anzukündigen. „Wir werden uns, wenn nötig, vor die Bagger stellen“, teilten die Demonstranten aufgebracht mit. Sie verstehen nicht, warum die Ansiedlung nach rund 40 Jahren jetzt plötzlich verschwinden soll.

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