Streit um Zuständigkeit und Verantwortung nachdem eine Felslawine zwei Menschen tötete
Der Tod von zwei Frauen ist die tragische Bilanz eines sonnigen Tages, der am Strand von Los Gigantes im Südwesten der Insel in einer Tragödie endete. Zwei gewaltige Felsbrocken hatten sich aus dem Steilhang hinter dem Strand gelöst und waren zusammen mit einer Geröll-Lawine hinabgestürzt. Anfang Oktober hatte es eine Warnung in Form eines kleineren Erdrutsches gegeben, und die Ortspolizei hatte den Teil des Strandes abgesperrt, der nun verschüttet wurde.
Nach der Katastrophe ist nun ein Streit um die Zuständigkeit und Verantwortung zwischen der Gemeinde Santiago del Teide und dem spanischen Küstenamt entbrannt. Stadtsprecher teilten mit, dass dem Küstenamt – in dessen Kompetenzbereich der Strand fällt – ein Projekt vorgelegt worden war, um die Felswand mit Spritzbeton zu stabilisieren. Das Küstenamt hat das aber ohne eine „geotechnische Bewertung“ des Geländes nicht genehmigen wollte.
Unabhängig von gegenseitigen Schuldzuweisungen steht nun fest, dass früher hätte gehandelt werden müssen.
Der Tag hatte so wunderbar begonnen. Der 1. November war ein ungewöhnlich warmer Herbsttag, an dem die Sonne ganz Teneriffa verwöhnte und die Temperaturen zu einem Bad im Meer einluden. Demnach war der kleine schwarze Sandstrand von Los Gigantes im Südwesten der Insel auch sehr gut besucht. Etwa 200 Badegäste lagen auf ihren Strandhandtüchern oder erfrischten sich gerade im Wasser, als ein tragischer Vorfall dem Idyll ein jähes Ende setzte.
In der Steilwand hinter dem Strand lösten sich in etwa 40 Metern Höhe zwei gewaltige Felsbrocken und stürzten mit einer Geröll-Lawine auf den Strand. Zwei Frauen, eine 57-jährige Britin und eine 34-jährige Spanierin aus Arona, wurden unter den Geröllmassen begraben. Augenzeugen berichteten später, dass alles so plötzlich kam, und kaum Gelegenheit zur Reaktion blieb. Der Freund der jungen Spanierin stand beim Eintreffen der Rettungskräfte unter Schock. Auch er hatte nichts tun können. Als Vorboten der Katastrophe waren zwar ein paar kleinere Steinchen auf den Sand gefallen, doch das hatte in dem Moment niemand als Warnung gedeutet. Eine deutliche Warnung hingegen hatte es knapp einen Monat zuvor gegeben.
Anfang Oktober hatte es an derselben Stelle einen Erdrutsch gegeben, bei dem zum Glück niemand zu Schaden kam. Die Badehandtücher von zwei jungen Frauen, die sich zuvor an dieser Stelle gesonnt hatten, wurden unter Erde und Steinen begraben. Nach diesem Vorfall wurde der betroffene Strandbereich von der Ortspolizei mit einem rot-weißen Band abgesperrt. Obwohl auch am 1. November dieser Teil des kleinen Strandes noch abgesperrt war, befanden sich die beiden tödlich verunglückten Frauen zum Zeitpunkt des Unglücks innerhalb des abgersperrten Bereichs.
Antonio Plasencia, Rettungsschwimmer am Strand von Los Gigantes, erklärte später, er habe zumindest eine der beiden Frauen gewarnt und aufgefordert, den gesperrten Bereich zu verlassen. „Den Leuten wird jeden Tag gesagt, dass dies ein gefährliches Stück ist, das sie nicht betreten sollen, aber manche befolgen den Rat und andere nicht“, bedauerte er.
Der Einsatz der Rettungskräfte – Beamte der Guardia Civil mit Spürhunden, Beamte der Ortspolizei, Zivilschutz, Feuerwehr, Sanitäter und Freiwillige – wurde als beispielhaft beschrieben. Unermüdlich beseitigten sie Steinbrocken und Erde, bis die beiden Opfer geborgen werden konnten. Ein Schaufellader half bei der Freiräumung der Unglücksstelle. Nachdem zunächst die Rede von drei weiteren Vermissten war, wurde weiter gesucht. Nach Einbruch der Dunkelheit stand dann aber fest, dass es keine weiteren Opfer gab und die Suchaktion wurde eingestellt.
Anwohner monierten der Presse gegenüber, dass diese Katastrophe vorhersehbar gewesen sei. Seit Jahren würden sie auf die Gefahr hinweisen, die von dem Steilhang hinter dem Strand ausgeht. Der Bürgermeister von Santiago del Teide, Juan Damián Gorrín, begab sich in Begleitung von mehreren Stadtdezernenten zum Unglücksort und äußerte tiefstes Bedauern über den Tod der beiden Frauen. Er erinnerte daran, dass der Strand schon im Oktober teilweise abgesperrt worden war und bedauerte, dass ein Projekt vorliege, um den erdrutschgefährdeten Bereich des Steilhangs mit Spritzbeton zu stabilisieren, das für die Opfer jetzt zu spät komme. Dieses Projekt habe die Gemeinde nach dem Vorfall Anfang Oktober der kanarischen Regierung zukommen lassen, um die notwendige Finanzierung zu erzielen, dabei – erinnerte Gorrín – falle der Strand in den Kompetenzbereich des spanischen Küstenamtes.
In einer außerordentlichen Ratssitzung am 2. November wurden aufgrund des Unglücks drei Trauertage in der Gemeinde verhängt. Der Strand wurde bis auf weiteres komplett abgesperrt.
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