Urdangarin: „Der König hat nicht bei meinen Geschäften interveniert“


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Gegen den Schwiegersohn des Königs wird wegen Korruption ermittelt

Iñaki Urdangarin, Ehemann der Infantin Cristina, hat jetzt zum ersten Mal öffentlich erklärt, dass Mitglieder des Königshauses in keiner Weise bei seinen zweifelhaften Geschäften interveniert haben.

Palma de Mallorca – Dieser Schritt, den der beschuldigte Schwiegersohn des Königspaares vor dem Untersuchungsrichter getan hat, war genau in jedem Detail ausgearbeitet und vorbereitet, Urdangarin las die beiden Absätze von einem Blatt Papier ab, bevor der Untersuchungsrichter und der Staatsanwalt mit der fünfstündigen Vernehmung begannen. „Ich erkläre, dass das Haus Seiner Majestät, des Königs, weder eine Meinung geäußert, beraten, autorisiert oder für meine Tätigkeiten im Institut Nóos in irgendeiner Form gebürgt hat“, hieß es sinngemäß in dieser Erklärung.

In gleichem Sinne äußerte sich auch Carlos García Revenga, persönlicher Sekretär der Infantinnen Elena und Cristina und ehemaliges Mitglied des Verwaltungsrates des Instituts Nóos. Seine Rolle bei der Gründung der Gesellschaft sei rein repräsentativ gewesen. Sowohl Urdangarin als auch García Revenga zweifelten vor dem Richter die Echtheit der Hunderte von E-Mails an, welche Diego Torres, der Exsozius und Geschäftsführer des Instituts vorgelegt hatte. Er will damit beweisen, dass Urdangarins Ehefrau, Prinzessin Cristina, König Juan Carlos und die Prinzessin Corinna zu Sayn-Wittgenstein, Freundin des Königs, die Hände im Spiel hatten. Letzte Meldungen besagen jedoch, dass der Richter diese elektronischen Nachrichten für echt hält.

Diego Torres, hatte bereits vor einer Woche ausgesagt und unter anderem erklärt, dass nichts in Nóos unternommen wurde, was nicht zuvor dem Zarzuela-Palast bekannt gegeben und dort bewertet worden sei. Der Schwiegersohn des Königs erklärte, diese Aussagen seines Exsozius seien ein Versuch, die Aufmerksamkeit von sich abzulenken.

Nach seiner Beschreibung hat das Königshaus, als die Tatsache bekannt wurde, dass Verträge des Instituts Nóos mit der Regierung von Valencia (über 5,8 Millionen Euro) politischen Widerstand ausgelöst haben, gewarnt. Ihm sei empfohlen worden, Aktivitäten aufzugeben, die mit seinem Status nicht vereinbar seien. Diesen Rat habe er auch befolgt.

Im letzten Jahr ging alles bergab

In dem Jahr, das vergangen ist, seit Iñaki Urdangarin am 25. Februar 2012 zum ersten Mal beim Gericht in Palma vorgeladen wurde, ist es für ihn nur bergab gegangen. Der elegante Herzog von La Palma, Lieblingsschwiegersohn von König Juan Carlos seit seiner Heirat mit der Prinzessin Cristina, wirkte jetzt bei seinem Auftritt vor Gericht wie ein guter Junge, der bei einer verbotenen Tat erwischt wurde. Er ist sichtbar um zehn Jahre gealtert, hat erheblich an Gewicht verloren und wirkt wie ein gepeinigter Mensch. „Wie er zusammen mit seinem Anwalt die Straße hinab in Richtung Gericht lief, wirkte er wie der Ritter von der traurigen Gestalt – wie Don Quijote und Sancho Panza im Kampf gegen Windmühlen“, schrieb die Kommentatorin einer nationalen Zeitung.

„Buenos días“, war das Einzige, was Urdangarin zu den mehr als hundert wartenden Medienvertretern sagte, die von den Polizisten nur mit Mühe im Zaum gehalten werden konnten. Auf der anderen Straßenseite stand eine Menschenmenge mit Transparenten, die in Sprechchören ihrem Unmut gegen die mutmaßliche Korruption Luft machte. Als er nach mehr als fünf Stunden das Gericht verließ, verschwand er, von acht motorisierten Polizisten begleitet, ohne den durch die Medien erhofften Kommentar abzugeben.

Das Königshaus ist beschädigt

Die Strategie von Diego Torres scheint zu funktionieren. Eine Meinungsumfrage, welche die Zeitung El País bei Metroscopia in Auftrag gegeben hat und die vier Tage nach der Aussage von Torres durchgeführt worden war, scheint das zu beweisen. 46% der Befragten sind der Ansicht, dass der König seinen Schwiegersohn dabei unterstützt habe, „Sponsoren“ zu finden. 40% dagegen glauben, es handele sich um Schutzbehauptungen des ehemaligen Sozius, um besser aus der Sache herauszukommen. Interessant dabei ist, dass sozialistisch orientierte Wähler eher an eine Unterstützung des Königshauses glauben (52%), während konservative Wähler nur mit 32% dieser Meinung sind. Was Prinzessin Cristina betrifft, so glauben lediglich 7%, dass sie nichts von den Geschäften ihres Ehemannes wusste, 86% dagegen sind davon überzeugt, dass sie informiert war.

Auf die Frage über die bevorzugte Behandlung Urdangarins durch die Justiz haben 69% der Befragten geantwortet, dass er besser behandelt wird, als ein normaler Bürger.

Die große Mehrheit, 88%, glaubt, dass der Fall Urdangarin das Ansehen der spanischen Monarchie beschädigt hat. Bei den konservativen Wählern liegt dieser Prozentsatz sogar bei 94%.

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